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Forschung: Tierisch aufgeregt: Menschen erkennen Stimmungen artübergreifend

Forschung

Tierisch aufgeregt: Menschen erkennen Stimmungen artübergreifend

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    Mississippi-Alligator Fred sonnt sich in der Reptilien-Auffangstation in München in seinem Gehege.
    Mississippi-Alligator Fred sonnt sich in der Reptilien-Auffangstation in München in seinem Gehege. Foto: Frank Leonhardt, dpa

    Ob Frosch, Alligator oder Meise - der Mensch kann erkennen, wenn ein Tier sich echauffiert. Diese Fähigkeit scheint universell - sie werde von Englisch, Deutsch oder Mandarin sprechenden Menschen gleichermaßen beherrscht, berichten Forscher um Onur Güntürkün von der Ruhr-Universität Bochum in den "Proceedings B" der britischen Royal Society. Anhand der Lautäußerungen zu erkennen, in welcher Stimmung sich ein Tier befindet, sei essenziell für das Überleben gewesen. Vermutlich sei diese Fähigkeit daher im Laufe der Evolution bereits früh entstanden.

    Laute von neun Wirbeltieren zusammengestellt

    Die Wissenschaftler hatten Laute von neun verschiedenen Wirbeltieren zusammengestellt: Bromelien-Laubfrosch, Mississippi-Alligator, Hausschwein, Schwarzkopfmeise, Kolkrabe, Afrikanischem Elefant, Großem Panda, Berberaffe und Mensch. Die Aufnahmen gaben jeweils unterschiedliche emotionale Erregtheitszustände wieder. Solche Stimmungen können von schläfriger Langeweile über erhöhte Wachsamkeit bis zu ausgesprochener Aufgeregtheit reichen. Von jeder Art gab es eine Aufnahme mit hoher und eine mit geringer Erregung.

    Die Aufnahmen wurden jeweils 25 Menschen mit unterschiedlichen Muttersprachen vorgespielt: Englisch, Deutsch und Mandarin. Die Probanden sollten dann jeweils angeben, wann das Tier stärker erregt war. Das Ergebnis: Menschen können ziemlich zuverlässig angeben, wann ein Tier emotional in Aufruhr ist. Bei der Beurteilung eines anderen Menschen erreichten sie eine Trefferquote von 95 Prozent, beim Mississippi-Alligator von 87 Prozent und beim Berberaffen immerhin noch 60 Prozent.

    Die Forscher fanden weiter, dass es bestimmte akustische Parameter sind, anhand derer die Laute beurteilt werden: zum einen der Grundton, die tiefste Frequenz in einem Frequenzgemisch, zum anderen der sogenannte spektrale Schwerpunkt, die mittlere Frequenz des gesamten Spektrums des Lautes. Ein hoher spektraler Schwerpunkt weist auf einen hellen Klang hin, ein tiefer auf einen dunklen Klang.

    Einheitliches Signalsystem

    Dass Menschen unterschiedlicher Herkunft den Erregungszustand gleich gut beurteilen können, deute daraufhin, dass die Fähigkeit biologisch tief verwurzelt ist, schreiben die Wissenschaftler. Genau davon sei bereits der Evolutionsforscher Charles Darwin vor über 100 Jahren ausgegangen. Vermutlich verfügten alle Wirbeltiere über einen gemeinsamen, grundlegenden Mechanismus zur Äußerung emotionaler Zustände, der eine Art einheitliches Signalsystem darstelle. dpa/AZ

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