Warnung vor tiefgekühlten Himbeeren: Das europäische Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel (Rapid Alert System for Food and Feed, RASFF) warnt vor dem Kauf des Produkts aus Polen, da die Himbeeren Noroviren enthalten können. Auf der Internetseite des RASFF ist erkenntlich, dass die Warnung aus Deutschland stammt und wohl eine von fünf Packungen der tiefgekühlten Himbeeren betroffen ist.
Wie www.rp-online.de berichtet, soll die Firma Bofrost bei Routinekontrollen bei ihren Tiefkühl-Himbeeren eine Verunreinigung mit Noroviren festgestellt haben, woraufhin alle Produkte der betroffenen Charge zurückgerufen wurden. Es handelt sich dabei um Himbeeren der Artikelnummer 802 mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum vom 1. Juni 2019. Ein Firmensprecher soll bestätigt haben, dass die Beeren aus Polen stammen.
Tiefkühl-Himbeeren: Nicht nur Deutschland ist betroffen
Große Lebensmittel-Rückrufe in den vergangenen Jahren
Mai 2009: In dem Erfrischungsgetränk Red-Bull-Cola ist Kokain nachgewiesen worden. Es gab eine hessenweite Rückrufaktion für das betreffende Produkt.
Februar 2010: Nach mehreren Todesfällen wegen verseuchtem österreichischem Käse hat die Handelskette Lidl erneut vor einem bestimmten Harzer Käse gewarnt. Im Käse sind Listerien entdeckt worden. An diesen Bakterien im Käse waren 2009 zwei Deutsche und vier Österreicher gestorben, weitere zwölf Menschen erkrankten.
November 2011: Netto hat in seinem Räucherlachs Listerien gefunden. Die Bakterien können zu ernsthaften Erkrankungen führen - der Lebensmitteldiscounter startete eine umfangreiche Rückrufaktion.
August 2012: Die Curry-Gewürzzubereitung von der Hartkorn Gewürzmühle GmbH kann Salmonellen enthalten.
September 2012: Die Firma Lackmann Fleisch- und Feinkost GmbH in Bühl ruft die Produkte Putenfleisch im eigenen Saft und Pferdefleisch im eigenen Saft zurück. In einzelnen Proben wurde festgestellt, dass die Lebensmittel nicht erhitzt wurden.
August 2013: Im Selleriesalat von Ewald-Konserven wurden Glasscherben nachgewiesen.
Februar 2014: Milupa ruft Aptamil, die Spezialnahrung für Frühgeborene, zurück. Darin wurde ein überhöhter Jodgehalt festgestellt.
Dezember 2014: Maggi ruft seine Gemüsebrühe zurück. Grund dafür sind Glassplitter in der Brühe.
Januar 2015: Zimbo ruft unter anderem Schinkenwurst, Bierwurst und Jagdwurst zurück. In den Produkten können sich kleine Aluminiumteile befinden. Sie könnten Listerien enthalten, diese sind in seltenen Fällen sogar tödlich.
Januar 2015: Rückruf von Chio Dip! Hot Cheese und Chio Dip! Mild Salsa. In einigen Gläsern waren Glassplitter gefunden worden.
Februar 2016: Mars ruft nach dem Fund eines Kunststoffteils in einem Snickers mehrere Millionen Schokoriegel in 55 Ländern zurück. Ein deutscher Kunde hatte ein Plastikteil entdeckt; es stammte nach Angaben von Mars von einer Schutzabdeckung im Herstellungsprozess.
August 2017: Aus den Niederlanden gelangen Millionen Eier nach Deutschland, die mit dem Insektenschutzmittel Fipronil verseucht sind. Viele Geschäfte und Ketten in fast allen Bundesländer sind betroffen, die die Eier aus den Regalen nehmen müssen.
Folgende EU-Mitgliedsstaaten sind von der Warnung vor Tiefkühl-Himbeeren betroffen: Österreich, Belgien, Polen, Frankreich, Luxemburg, Italien, Niederlande und Deutschland. Das Risiko wird als "ernst" eingestuft, weshalb das Portal produktwarnung.eu vorerst davon abrät, tiefgekühlte Himbeeren aus Polen zu kaufen. Welche Chargen und Supermärkte genau betroffen sind, ist noch nicht bekannt.
Die Gefahr, die von betroffenen Tiefkühl-Himbeeren ausgeht, ist nicht zu unterschätzen. Noroviren werden meist per „Schmierinfektion“ von Mensch zu Mensch übertragen. Eine Übertragung über rohe Nahrungsmittel wie Salate, Obst oder Krabben kann allerdings auch erfolgen. Die hochansteckenden Erreger lösen schwere Durchfälle und Erbrechen aus. Vor allem Kinder unter fünf Jahren und ältere Menschen über 70 Jahre sind betroffen. Deshalb ist die Warnung vor den Himbeeren unbedingt ernst zu nehmen.
Nicht nur durch Himbeeren übertragen: Mehr Norovirus-Fälle in Bayern
In Bayern wurden Anfang 2017 über 760 Fälle von Norovirus registriert, im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 400 Fälle gewesen. Erkrankte sollten sich körperlich schonen und den Kontakt zu anderen möglichst einschränken. Da die Krankheit dem Körper Wasser und Elektrolyte entzieht, ist es wichtig, viel zu trinken. Zudem sollten Betroffene ihre Erkrankung gut auskurieren und mindestens zwei Tage, nachdem die Symptome abgeklungen sind, noch zu Hause bleiben. AZ/dpa
Das müssen Sie zu Norovirus-Infektionen wissen
Der Norovirus ist weltweit für 50 Prozent der Durchfallerkrankungen verantwortlich.
Die hoch infektiösen Noro-Viren, gegen die es bislang keine Impfung gibt, werden über den Stuhl der Menschen ausgeschieden.
Die Übertragung erfolgt über Tröpfcheninfektion, wie bei Husten und Schnupfen. Möglich ist aber auch eine Infektion durch kontaminierte Speisen, Getränke oder Gegenstände.
Die Inkubationszeit beträgt zirka zehn bis 50 Stunden.
Der Erkrankungsbeginn erfolgt mit akuten Magen-Darm-Beschwerden, die durch schwallartiges, heftiges Erbrechen und starke Durchfälle gekennzeichnet sind und zu einem erheblichen Flüssigkeitsverlust führen können.
Gefährlich am Norovirus ist vor allem der Flüssigkeitsverlust, den Patienten am besten mit Mineral- oder Leitungswasser ausgleichen.
Betroffene sind während der akuten Erkrankung und noch mindestens bis zu 48 Stunden nach Abklingen der klinischen Symptome ansteckungsfähig.
Vorbeugend sollte man öffentliche Toiletten vor der Nutzung abwischen und sich danach unbedingt die Hände waschen.
Häufiges Händewaschen ist auch dann oberstes Gebot, wenn ein Familienmitglied am Norovirus erkrankt ist.
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