So wirklich mag man es sich nicht vorstellen: Jeder vierte Deutsche putzt sich am Morgen nicht die Zähne. Das hat eine Umfrage des Hamburger Instituts Mymarktforschung ergeben. Vergessen, keine Zeit, zu müde: Diese Gründe geben die Hygienemuffel als Entschuldigung an. Und auch am Abend hält es nicht jeder so genau mit der Mundhygiene.
Dabei hat das schwerwiegende Auswirkungen, weiß Christian Berger, Präsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer: "Alles, was man zu sich nimmt, zersetzt sich. Speisereste im Mund zersetzen sich demnach dort." Das bilde eine wunderbare Grundlage für Bakterien, zu wachsen und sich zu vermehren. "Dadurch entsteht ein Biofilm. Das klingt zwar erst einmal nicht so schlimm, ist aber der Schmutz der zersetzten Speisereste im Mund", erklärt der Experte. Wenn man sich über mehrere Stunden die Zähne nicht putzt, könne das in der restlichen Zeit des Tages nicht ausgeglichen werden. Löcher seien also vorprogrammiert, warnt Berger.
Säurehaltige Produkte greifen den Zahnschmelz an
Eine weitere Gefahr für die Zähne stellen Säuren dar. Diese sind in Obst oder Getränken wie Cola enthalten. "Die Säuren greifen den Zahnschmelz - die Schutzhülle der Zähne - an", sagt der Experte und empfiehlt: "Idealerweise spült man den Mund mit klarem Wasser aus, wenn man säurehaltige Produkte zu sich genommen hat. Anschließend sollte man 15 Minuten warten, ehe man sich die Zähne putzt." Denn: Diese Zeit brauche der Körper, um wieder Speichel zu produzieren, der die Zähne einhüllt.
Als Präsident der Landeszahnärztekammer kennt Berger typische Fehler, die Menschen bei ihrer Mundhygiene begehen. "Der häufigste Fehler ist sicherlich, dass sich manche zwar dreimal am Tag die Zähne putzen, allerdings nur eine Minute. Das bringt aber nichts, weil die Zahnpasta eine gewisse Zeit braucht, um einzuwirken." Besser sei es daher, zweimal am Tag für drei Minuten zu putzen.
Ein weiterer Fehler, so der Experte, sei eine mangelnde Pflege: "Man sollte schon versuchen, nach den Mahlzeiten die Zähne zu reinigen." Viele greifen fälschlicherweise bereits vor dem Frühstück zur Zahnbürste. "Das kann man durchaus machen, da reicht auch eine halbe Minute für den guten Geruch." Wirklich sinnvoll sei es aber nur, nach der Mahlzeit noch einmal zu putzen.
Berger: "Zahnseide ist sehr wichtig"
Grundsätzlich hält Berger fest: "Ein gepflegter Mund bekommt kaum Löcher oder Entzündungen." Diese seien nämlich meist das Resultat einer schlechten Pflege. Sollte eine mangelnde Hygiene sogar zum Dauerzustand werden, drohen ernsthafte Krankheiten wie eine Parodontitis, also ein Rückgang des Zahnfleischs.
Bei der Zahn- und Mundhygiene greifen viele Menschen nicht nur zur Zahnbürste, sondern auch zur Zahnseide. Und das völlig zu Recht, wie Berger erklärt: "Zahnseide ist sehr wichtig. Vor allem ab einem Alter von 40 Jahren geht das Zahnfleisch leicht zurück. Dadurch öffnen sich Nischen, in die sich gerne Essensreste setzen. Die Zahnseide ist also ein wichtiges Mittel, um Zahnzwischenräume zu säubern und somit zu empfehlen."
Mundspülungen hingegen seien nicht grundsätzlich gut, sie dienen lediglich als sinnvolle Ergänzung, keinesfalls aber als Ersatz für das Zähneputzen. "Mundspülungen eignen sich beispielsweise bei einem Restaurantbesuch, wenn man sich schlecht die Zähne nach dem Essen putzen kann", erläutert der Experte.
Elektrische Zahnbürsten sind nicht unbedingt besser als manuelle
Mit einem Mythos der Zahnpflege räumt Berger jedoch auf: Elektrische Zahnbürsten sind nicht unbedingt besser als manuelle. "Für manche eignen sich elektrische Bürsten nur mehr - zum Beispiel für Ältere, die nicht mehr den Druck ausüben können." Den manuellen Putzern empfiehlt Berger: "Von rot nach weiß putzen, also vom Zahnfleisch weg zu den Zähnen. Kreisbewegungen sind dabei durchaus sinnvoll."
Grundsätzlich gelte: Lieber zu oft putzen als zu wenig. Denn wirklich zu viel Zähneputzen könne man nicht. "Es sei denn, Sie schrubben wie beim Holzsägen über Ihre Zähne. Das fördert nämlich den Abrieb der Zähne."