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Studie: Warum Supermarkt-Äpfel Allergikern Probleme bereiten können

Studie

Warum Supermarkt-Äpfel Allergikern Probleme bereiten können

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    Für viele Menschen ein leckerer Anblick. Doch Allergikern können Äpfel Probleme bereiten – vor allem die gängigen Supermarktsorten.
    Für viele Menschen ein leckerer Anblick. Doch Allergikern können Äpfel Probleme bereiten – vor allem die gängigen Supermarktsorten. Foto: Patrick Pleul, dpa (Symbolbild)

    Prinz Albrecht von Preußen ist nicht gerade ein Promi. Niemand, den man oft zu Gesicht bekommt. Eher einer, der einen auserlesenen, kleinen Freundeskreis hat. Aber vielleicht ändert sich das bald. Denn Prinz Albrecht von Preußen hat etwas, das ihn besonders macht. Etwas, das Aufsehen erregt. Der Apfel mit dem adeligen Namen, der es nur selten in die Obstauslagen der großen Supermärkte schafft, hat einen besonders hohen Polyphenolgehalt. Hinter der chemisch-nüchternen Begrifflichkeit verbirgt sich das: Viele Allergiker können den Apfel essen, ohne dass sie danach von einem quälenden Juckreiz im Mund geplagt werden.

    Einfach ausgedrückt verhält es sich so: Je höher der Polyphenolgehalt, umso besser vertragen Allergiker die Äpfel. Je niedriger er ist, desto öfter juckt es. Das haben Berliner Forscher in einer neuen Studie herausgefunden. Das Problem ist, dass in den gängigen Supermarktsorten – Gala, Golden Delicious, Jonagold – der Stoff durch Züchtungen stark reduziert wurde. „Der Grund dafür ist, dass Äpfel mit hohem Polyphenolgehalt manchmal leicht herb und säuerlich schmecken“, sagt Anton Klaus, Pomologe aus Oberneufnach im Unterallgäu. „Hinzu kommt, dass Äpfel mit einem hohen Polyphenolgehalt schneller braun werden, wenn man sie aufschneidet. Also wurde das durch Kreuzungen ausgemerzt“, sagt der Apfelexperte. Die Folge: Gerade auf die gängigen Supermarktsorten reagieren viele Menschen allergisch.

    Woher kommt der Juckreiz im Mund?

    Klaus hat selbst an der neuen Studie mitgewirkt. „Ich habe einige meiner 520 Apfelsorten, die in meinem Garten wachsen, eingeschickt“, erzählt er. Die Kooperation mit der Berliner Charité kam so: Seit vielen Jahren macht Klaus für den Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) im nordrhein-westfälischen Lemgo eine Apfelsortenbestimmung. Die Menschen schicken ihm Äpfel zu und Klaus sagt ihnen, um welche Sorte es sich handelt. Oft sind es Allergiker, die endlich einen Apfel gefunden haben, bei dem es nicht zu jucken und zu kratzen anfängt. Sie wollen dann von Klaus wissen, was sie da genau gegessen haben.

    Zudem hat der BUND auf einer Liste zusammengetragen, welche Äpfel für Allergiker verträglich sind. Auf dieser Liste steht auch Prinz Albrecht von Preußen. Aber auch andere klangvolle Sorten sind dort aufgeführt, etwa der Weiße Winterglockenapfel oder der Minister von Hammerstein. Gemeinsam brachten dann der BUND Lemgo und die Charité die neue Studie auf den Weg – und Apfelexperte Anton Klaus, der seit Jahren mit dem Naturschutzbund zusammenarbeitet, schickte seine Äpfel zu Testzwecken ein. Das Obst wurde dann in Berlin auf seinen Polyphenolgehalt untersucht. „Ein bisschen stolz bin ich schon. Mein Finkenwerder Herbstprinz, der in meinem Garten wächst, hatte den höchsten Gehalt“, sagt Klaus.

    Pomologe Anton Klaus: In seinem Garten wachsen 520 Apfelsorten.
    Pomologe Anton Klaus: In seinem Garten wachsen 520 Apfelsorten. Foto: Sandra Baumberger (Archiv)

    "Problemapfel" Golden Delicious

    100 Menschen nahmen an der Studie teil. Zu Beginn und am Ende aßen sie jeweils einen „Problemapfel“ der Sorte Golden Delicious. Dazwischen bekamen sie 90 Tage lang täglich alte Apfelsorten mit hohem Polyphenolgehalt wie etwa den Eifeler Rambur oder den Roten Boskop vorgesetzt. Die große Überraschung: Viele Teilnehmer vertrugen nach diesen 90 Tagen auch den „Problemapfel“ besser und bekamen in der darauffolgenden Heuschnupfensaison weniger Probleme.

    Zwischen dem Jucken im Gaumen nach dem Genuss eines Apfels und einer triefenden Nase bei einer Allergie gegen Pollen gibt es in der Tat einen Zusammenhang. „Gerade bei Äpfeln handelt es sich fast immer um eine Kreuzallergie“, sagt Dr. Julia Welzel, Chefärztin an der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Augsburger Klinikum. Die Menschen seien eigentlich gegen Pollen, vor allem Birkenpollen, allergisch. Weil die Allergene allerdings verwandt sind, reagieren viele aber nicht nur auf Pollen, sondern auch auf Äpfel. „Die meisten haben dabei nur orale Allergiesymptome, die nach zehn Minuten wieder verschwinden“, so Welzel. Es gebe aber auch extreme Fälle, in denen Menschen der Hals zuschwillt, sie keine Luft mehr bekommen und im schlimmsten Fall einen allergischen Schock erleiden. „Bei leichten Symptomen hilft ein Antihistaminikum“, erklärt die Allergieexpertin. In schweren Fällen müsse Cortison verabreicht werden. Im schlimmsten Fall eine Adrenalinspritze. „Wenn der Hals zuschwillt, man hustet, Quaddeln oder Kreislaufprobleme bekommt, muss der Notarzt gerufen werden.“

    Die Medizinerin vom Augsburger Klinikum hat auch eine gute Nachricht für Allergiker: Wenn die Äpfel gekocht sind, verursachen sie normalerweise keine Probleme. Einen saftigen Apfelkuchen oder einen dampfenden Bratapfel können die meisten Allergiker essen. Wer ganz sicher gehen möchte, kann dafür eine alte Apfelsorte verwenden, die einen hohen Anteil an Polyphenolen hat. Etwa Prinz Albrecht von Preußen.

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