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Studie: Glücksbringer können tatsächlich helfen

Studie

Glücksbringer können tatsächlich helfen

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    Glücksbringer (Symbolfoto)
    Glücksbringer (Symbolfoto) Foto: extra/oH

    Jogi Löw durfte bei der Weltmeisterschaft seinen blauen Pulli nicht mehr ausziehen. Miroslav Klose betritt immer mit dem rechten Fuß zuerst das Fußballfeld. Basketballer Michael Jordan trug stets die alte blaue Shorts seines College-Teams von der North Carolina University unter dem NBA-Trikot, Tennisspielerin Serena Williams hat einmal gestanden, während eines Turniers immer das gleiche Paar Socken zu tragen - und Golfprofi Tiger Woods zieht am letzten und entscheidenden Turniertag ein rotes Hemd an.

    "Ich schaue viel Sport und lese viel darüber. Da fiel mir auf, dass viele Athleten, darunter sehr berühmte, abergläubisch sind", erklärt Lysann Damisch, Sozialpsychologin an der Universität Köln. "Das hat mich gewundert." Sicher versprechen sich die Sportler einen Vorteil von ihrem abergläubischen Verhalten und als Wissenschaftlerin wollte Damisch überprüfen, ob der tatsächlich auftritt. Ihre Vermutung: Vielleicht stärkt ein positiver Aberglaube das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit und somit die Leistung selbst.

    Über 40 Prozent der Deutschen sind abergläubisch

    Dafür hat sie mit ihrem Team vier Experimente ersonnen, an denen insgesamt 141 Studenten teilnahmen. Vorab gaben 80 Prozent von ihnen an, an Glücksbringer zu glauben. Einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Allensbach zufolge sind über 40 Prozent der Deutschen abergläubisch, fast doppelt so viele wie Anfang der 70er Jahre.

    Im ersten Versuch sollten die Teilnehmer zehn Mal einen Golfball spielen und mit dem Schläger in einen Ring einlochen. Der Hälfte der Golfer wurde gesagt, ihr Ball habe sich bisher als "Glücksball" erwiesen, den anderen, alle würden mit demselben Ball üben. Die "Glücksball"-Gruppe lochte im Schnitt sechs Bälle ein, die andere nicht mal fünf.

    In einem Geschicklichkeitstest sollten in einem durchsichtigen Würfel 36 Kugeln durch vorsichtiges Kippeln möglichst schnell in ebenso viele Mulden befördert werden. Einem Teil der Studenten sagten die Versuchsleiter herzlich "Ich drücke dir die Daumen", anderen den eher befremdlichen Satz "Ich drück dir die Uhr" und dem Rest "Auf los geht's los". Die Daumen-Drücker-Gruppe löste die Aufgabe mit Abstand am schnellsten.

    Die Teilnehmer an zwei weiteren Experimenten wurden gebeten, ihre persönlichen Glücksbringer mitzubringen. Der Hälfte von ihnen wurde der Talisman vor dem Test unter dem Vorwand, ihn fotografieren zu wollen, abgenommen. Dann füllten die Probanden einen Fragebogen aus über ihr Befinden, ihr Selbstvertrauen und ihren Optimismus angesichts der zu lösenden Aufgabe. Außerdem sollten sie sich Ziele setzen.

    Anschließend sollte eine Gruppe in einem Computer-Memory-Spiel Kartenpaare finden, eine andere Gruppe sollte aus acht Buchstaben so viele Wörter wie möglich bilden. Die von ihren Maskottchen unterstützten Teilnehmer schnitten in beiden Tests deutlich besser ab als die ohne Talisman, hatten sich bei der Selbstauskunft zuversichtlicher und selbstbewusster gezeigt, sich höhere Ziele gesetzt und sich hartnäckiger ihrer Aufgabe gewidmet.

    Damischs Studie zeigt, dass Glücksbringer und gute Wünsche tatsächlich durch die Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten die Bereitschaft, sich einzusetzen, steigern und somit die Leistung verbessern können. "Selbstwirksamkeit" nennen Psychologen dieses Phänomen. "Neben den existierenden Fähigkeiten und dem vorhandenen Wissen hat die wahrgenommene Selbstwirksamkeit den größten und beständigsten Einfluss auf die Leistung", sagt Damisch. Diese könne auch ein aktivierter Glücksaberglaube steigern.

    "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass es vielleicht die ausgewogene Kombination von Talent, hartem Training und Glücksunterwäsche war, die Michael Jordan so gut spielen ließ", meint Damisch. Sie plant als Nächstes zu untersuchen, welche Folgen negativer Aberglaube hat, also Dinge, die angeblich Pech bringen, wie den Weg einer schwarzen Katze zu kreuzen. Von Margit Mertens

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