Antibiotika und Hormone im Wasser können Forschern zufolge auch eine Gefahr für Insekten werden. So nehmen bestimmte Schmetterlinge den Arzneimittelmix über ihre Futterpflanzen auf, was nicht nur ihren Entwicklungszyklus verlängert, sondern auch insgesamt zu einer erhöhten Sterblichkeit führt. Das ist das Ergebnis einer Studie, die US-Forscher in den "Proceedings" der US-nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS) präsentieren. Nach Meinung eines Experten sind die Ergebnisse für Deutschland jedoch kaum relevant.
Das Team um Marcus Pennington von der Universität von Kalifornien untersuchte, wie sich der Wirkstoffcocktail auf Aschgraue Höckereulen (Trichoplusia ni) auswirkt. Die Schmetterlingsart mit den grau-grünen bis rötlich-braunen Flügeln ist vor allem in Nordamerika und Eurasien verbreitet und zählt in der Landwirtschaft zu den Schädlingen: Die Larven fressen sich durch die Unterseiten verschiedenster Pflanzen.
Unter Laborbedingungen gaben die Biologen den Larven sowohl Wasser als auch Pflanzen. Der Gehalt an Antibiotika und Hormonen entsprach dem, der an manchen Orten im Oberflächenwasser oder auch in wiederaufbereitetem Abwasser gefunden wird. Ergebnis: Die Tiere brauchten länger, um das Erwachsenen-Stadium zu erreichen, und hatten eine erhöhte Sterblichkeit.
Experte sieht keinen Zusammenhang mit Insektensterben in Deutschland
Gunnar Lischeid vom Institut für Landschaftswasserhaushalt am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung bezweifelt, dass sich die Ergebnisse komplett auf die Bedingungen in freier Natur übertragen lassen: Im Labor seien die Resultate vermutlich stärker ausgeprägt gewesen als im Freiland.
Relevant ist in seinen Augen allerdings, dass Effekte beobachtet worden seien, die bei der Verregnung von Abwasser vorkämen. In Deutschland werde dieses Verfahren heutzutage so gut wie nicht mehr eingesetzt, anders als in Südeuropa oder etwa Israel. Einen Zusammenhang mit dem Insektenschwund in Deutschland, sieht Lischeid nicht. dpa