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Stockholm: Medizin-Nobelpreisträger: Erstmal Dusche und ein Kaffee

Stockholm

Medizin-Nobelpreisträger: Erstmal Dusche und ein Kaffee

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    Der diesjährige Nobelpreis in Medizin geht an den Deutschen Thomas Südhof und seine beiden US-Kollegen James Rothman und Randy Schekman.
    Der diesjährige Nobelpreis in Medizin geht an den Deutschen Thomas Südhof und seine beiden US-Kollegen James Rothman und Randy Schekman. Foto: Janerik Henriksson, dpa

    Der diesjährige Medizin-Nobelpreis geht an drei Wissenschaftler. Zwei kommen aus der USA, einer des Teams ist der Deutsche Thomas Südhof.

    Medizin-Nobelpreisträger: "Zweifel und Freude"

    US-Wissenschaftler Randy Schekman hat mit freudiger Überraschung auf die Nachricht aus Stockholm reagiert, dass er dieses Jahr mit zwei weiteren Forschern mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet wird. "Meine Reaktion, als ich das  gehört habe, war Zweifel und Freude", sagte der 64 Jahre alte  Molekularbiologe von der kalifornischen Elite-Universität Berkeley nach der Ankündigung des Nobelpreis-Komitees am Montag der Nachrichtenagentur AFP.

    Lohn für jahrzehntelange Forschungsarbeit

    Der Nobelpreis für ihn, seinen US-Kollegen James Rothman und den  Deutschen Thomas Südhof sei der Lohn für jahrzehntelange  Forschungsarbeit. "Ich bin seit 37 Jahren da dran, und Rothman etwa  genau so lange", sagte Schekman. "Wir haben vor 25 Jahren  festgestellt, dass wir am gleichen Thema arbeiten."

    Medizin-Nobelpreisträger seit 2004

    2017: Der Nobelpreis geht an Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young (alle USA) für Arbeiten zur Funktion und Kontrolle der Inneren Uhr.

    2016: Molekularbiologe Yoshinori Ohsumi aus Japan erhält den Preis für seine Forschung zur Autophagie. Die Entschlüsselung der lebenswichtigen Müllentsorgung in Körperzellen könnte dabei helfen, Therapien gegen diverse Krankheiten zu entwickeln.

    2015: Die Chinesin Youyou Tu für die Entdeckung des Malaria-Wirkstoffs Artemisinin. Sie teilte sich den Preis mit dem gebürtigen Iren William C. Campbell und dem Japaner Satoshi Omura, die an der Bekämpfung weiterer Parasiten gearbeitet hatten.

    2014: John O'Keefe aus den USA sowie May-Britt Moser und Edvard Moser (beide Norwegen).

    2013: Thomas Südhof aus Deutschland und seine beiden US-Kollegen James Rothman und Randy Schekman.

    2012: John B. Gurdon aus Großbritannien und Shinya Yamanaka aus Japan.

    2011: Bruce Beutler (USA) und Jules Hoffmann (Frankreich) für Arbeiten zur Alarmierung des angeborenen Abwehrsystems.

    2010: Der Brite Robert Edwards für die Entwicklung der Reagenzglas-Befruchtung.

    2009: Elizabeth Blackburn, Carol Greider und Jack Szostak (alle USA) für die Erforschung der Zellalterung.

    2008: Harald zur Hausen (Deutschland) für die Entdeckung der Papilloma-Viren, die Gebärmutterhalskrebs auslösen, sowie die Franzosen Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier für die Entdeckung des Aidserregers HIV.

    2007: Mario R. Capecchi, Oliver Smithies (beide USA) und Sir Martin J. Evans (Großbritannien) für eine genetische Technik, um Versuchsmäuse mit menschlichen Krankheiten zu schaffen.

    2006: Die US-Forscher Andrew Z. Fire und Craig C. Mello für eine Technik, mit der sich Gene gezielt stumm schalten lassen.

    2005: Barry J. Marshall und J. Robin Warren (beide Australien) für die Entdeckung des Magenkeims Helicobacter pylori und dessen Rolle bei der Entstehung von Magengeschwüren.

    2004: Richard Axel und Linda Buck (beide USA) für die detailgenaue Enträtselung des Geruchssinns.

    Auch wenn die Auszeichnung sein Leben verändere, werde er seine  Forschungen fortsetzen, versicherte Schekman. Zunächst hatte er  aber profanere Dinge im Kopf: "Wenn die Telefone nicht mehr  klingeln, will ich duschen und eine zweite Tasse Kaffee trinken."  Was er mit dem Preisgeld anfange, könne er noch nicht sagen. Die  acht Millionen schwedische Kronen (925.000 Euro) werden zu gleichen  Teilen an die drei Preisträger ausgezahlt.

    Transportmechanismen der Zellen

    Das Komitee in Stockholm hatte den drei in den USA forschenden  Wissenschaftlern den Medizin-Nobelpreis für ihre Erkenntnisse über  die Transportmechanismen der Zellen mit Hilfe sogenannter Vesikel  zugesprochen. Schekman entdeckte eine Reihe von Genen, die für den  Vesikeltransport notwendig sind. Rothman entschlüsselte, wie die  Vesikel in die richtige Zelle eindringen, um dort ihre Fracht  abzuladen. Südhof entdeckte, welche Signale die Vesikel dazu  bringen, die von ihnen transportierten Stoffe zur richtigen Zeit am  richtigen Ort freizusetzen.

    Fehler beim Vesikel-Transport

    "Normale Leute können von dieser Grundlagenforschung über die  Arbeitsweise der Zellen profitieren, die unerwartete und  dramatische Auswirkungen auf ihr eigenes Leben haben", hob Schekman  hervor. Fehler beim Vesikel-Transport spielen bei einer Reihe von  Krankheiten eine Rolle, so etwa bei neurologischen Leiden,  Störungen des Immunsystems sowie Diabetes. afp/AZ

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