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Skeptikerbewegung: Hoaxilla: Ein Podcast macht Jagd auf Verschwörungstheorien

Skeptikerbewegung

Hoaxilla: Ein Podcast macht Jagd auf Verschwörungstheorien

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    Die Macher von «Hoaxilla - der skeptische Podcast» Alexa und Alexander Waschkau. Die beiden Hamburger haben den Scharlatanen im Netz den Kampf angesagt. In ihrem Podcast erlegen sie Verschwörungstheorien mit wissenschaftlichen Argumenten - und Zehntausende hören zu.
    Die Macher von «Hoaxilla - der skeptische Podcast» Alexa und Alexander Waschkau. Die beiden Hamburger haben den Scharlatanen im Netz den Kampf angesagt. In ihrem Podcast erlegen sie Verschwörungstheorien mit wissenschaftlichen Argumenten - und Zehntausende hören zu. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Auf dem heiligen Stuhl regierte im Mittelalter heimlich eine Frau als Päpstin. Aliens entführten Menschen in Ufos zu geheimen Experimenten. Oft gibt es für solche Geschichten keine Beweise. Dennoch halten sich teils hanebüchene Behauptungen hartnäckig in der Welt und werden im Netz weit verbreitet.

    In ihrem Podcast "Hoaxilla" (engl. Hoax: Schwindel, Falschmeldung) gehen Alexa und Alexander Waschkau aus Hamburg Verschwörungstheorien und Wissenschaftsmythen mit wissenschaftlichen Erklärungen auf den Grund. Weshalb nehmen Menschen paranormale Phänomene wahr? Was ist dran an den Behauptungen? "Unser Gedanke ist, im Geist der Aufklärung und als Gegenstimme zu pseudowissenschaftlichen Glaubenssystemen das wissenschaftlich kritische Denken zu fördern", sagt der 37 Jahre alte Psychologe Alexander Waschkau. Oder kurz gesagt: "Ich kann mich am Stammtisch darüber aufregen, wie blöd die Welt ist, oder etwas dagegen tun."

    Hoaxes sind nicht immer absichtlich erlogen

    Ihre Antworten findet das Hoaxilla-Duo in Büchern, Dokumenten, Archiven, auf Internetseiten oder im Austausch mit Wissenschaftlern - im Schnitt beschäftigen sie sich damit fünf Stunden pro Tag. Ziel der Sendung sei es nicht, Leute lächerlich zu machen, sondern deren Entdeckungen zu erklären, sagt die Ethnologin Alexa Waschkau (38). Nicht jede verbreitete Geschichte sei absichtlich erlogen. Oft hingen spektakuläre Falschmeldungen mit optischen Phänomenen zusammen - etwa der Wels am Baggersee, der für ein Krokodil gehalten wird. "Unser Wahrnehmungsapparat täuscht uns in der Natur irrtümlich Dinge vor, durch die es zu Verwechslungen kommt, weil der Größenvergleich fehlt."

    Innerhalb von drei Jahren haben sich viele digitale Fans um die Jäger der Verschwörungstheorien geschart. Mehr als zwei Millionen Mal wurden den Angaben zufolge die hundert Folgen bislang heruntergeladen. Jede Woche hören sich 30 000 Menschen die neueste Folge der Internet-Radiosendung an, die das Ehepaar immer sonntags an einem kleinen Mischpult im Wohnzimmer aufzeichnet.

    Skeptikerbewegung: Ein Netzwerk von Wissenschaftlern

    Die Waschkaus gehören zur weltweiten Skeptikerbewegung - einem Netzwerk, das sich hauptsächlich aus Wissenschaftlern zusammensetzt. Wenn Forscher glauben, übernatürliche Phänomene mit angeblichen wissenschaftlichen Beweisen belegen zu können, spricht man von Pseudo- oder Parawissenschaft. Wo früher noch über Zauberei oder Handlesen gestaunt wurde, seien die Tricks und Versprechungen für viele Menschen heute mitunter gesundheitsgefährdend.

    Vor allem in der Esoterik werde an vielen Stellen mit aus der Luft gegriffenen Versprechen versucht, den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen, sagt Julia Offe, Sprecherin der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP), dem deutschen Ableger der Skeptiker-Bewegung.

    Hoaxilla: "Wichtig, Kontra zu geben, wenn Dinge falsch dargestellt werden"

    Manch andere Themen sind dagegen ganz harmlos: Werden die übrig gebliebenen Osterhasen zu Weihnachtsmännern umgeschmolzen? Die einfache Antwort: nein. Laut "Milka"-Hersteller Kraft Foods sei das viel zu aufwendig und lohne sich wirtschaftlich nicht, sagt Alexa Waschkau. "Es ist wichtig, Kontra zu geben, wenn Dinge falsch dargestellt werden", betont die stellvertretende wissenschaftliche Direktorin des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation in Karlsruhe, Beatrice Lugger. "Man läuft dabei aber Gefahr, dass Verschwörungstheorien zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wird."

    Für den Direktor des Deutschen Cochrane Zentrums in Freiburg, Professor Gerd Antes, sind die neuen Medien sehr hilfreich, "weil die Formate weitere Kanäle darstellen, um viele Menschen zu erreichen". Sein Institut setzt seit Jahren auf die aufgezeichneten Sendungen, die zentrale Botschaften aus umfangreichen medizinischen Studien in wenigen Minuten zusammenfassen. "Der Brückenschlag von der Wissenschaft zur normalen Bevölkerung muss besser werden. Podcasts bieten eine Möglichkeit dazu, weil sie ganz bequem im Auto oder in der Bahn gehört werden können."

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