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Schon 14 Tote: RKI sieht bei EHEC keinen Grund für Entwarnung

Schon 14 Tote

RKI sieht bei EHEC keinen Grund für Entwarnung

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    Die Quelle und der Ausbreitungsweg der EHEC-Bakterien müssen schnell gefunden werden, damit die Verbraucher nicht noch stärker verunsichert werden. (Bild: dpa)
    Die Quelle und der Ausbreitungsweg der EHEC-Bakterien müssen schnell gefunden werden, damit die Verbraucher nicht noch stärker verunsichert werden. (Bild: dpa)

    Die EHEC-Seuche wird sich nach Einschätzung von Experten noch stärker ausbreiten und weitere Opfer fordern. "Es sind auch keine weiteren Todesfälle auszuschließen, sondern eher wahrscheinlich", sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts, Reinhard Burger am Montag nach einem Spitzentreffen von Bundesregierung und Behörden in Berlin. Ein Abschwächen der Welle erwarte er nicht. "Es geht weiter."

    Eine zweite Studie habe erneut gezeigt, dass der Verzehr von rohem Gemüse in Norddeutschland ein erhöhtes Risiko berge, sagte der RKI-Chef. Entsprechende Warnungen blieben deshalb bestehen. "In dieser Woche wird sich zeigen, ob die Verzehrwarnung hilfreich war oder nicht." Grund sei die lange Zeit zwischen Infektion und Krankheitsausbruch.

    Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) nannte als Ergebnis des Treffens, "dass leider weiter mit einer steigenden Fallzahl zu rechnen ist". Es gebe Anzeichen, dass die Infektionsquelle weiter aktiv sei. Die Bürger seien zu vorsichtigem Verhalten aufgefordert.

    Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) betonte: "EHEC hat längst eine europäische Dimension." Sie betonte: "Wir stehen gemeinsam vor einer großen Herausforderung." Zum Schutz der Verbraucher sei es richtig gewesen, frühzeitig Verzehrhinweise zu geben.

    Burger nannte die offiziell bestätigte Zahl von mittlerweile 353 Fällen der schweren Komplikation HUS. 60 Prozent davon entfielen auf Norddeutschland. Allein übers Wochenende habe es 80 neue Fälle gegeben. "Unverändert überwiegt der Anteil der Frauen mit 70 Prozent der Fälle." Die Seuche sei mittlerweile in fast allen Bundesländern angekommen.

    Der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Andreas Hensel, sagte, es sei der größte bisher bekannte EHEC-Ausbruch in Deutschland. "Wir können bis zum heutigen Tage nicht sicher eine Infektionsquelle benennen." Auch andere Produkte als rohe Gurken, Tomaten oder Salat kämen in Betracht. Die Quelle könne in

    Allein Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) zeigte sich vorsichtig hoffnungsvoll. In der Hansestadt habe es zuletzt nur ein Viertel der Neufälle im Vergleich zu den vergangenen Tagen gegeben. "Es gibt eine gewisse Hoffnung." Burger wollte sich der Hoffnung auf ein Abschwellen nicht anschließen: Da es insgesamt kein nennenswertes Absinken der Fallzahlen gegeben habe, sei nicht davon auszugehen, dass die kontaminierten Lebensmittel verderblich waren und schon aufgegessen seien.

    Medizinische Abkürzungen und was sich dahinter verbirgt

    EHEC - Die Abkürzung des EHEC-Erregers steht für Enterohämorrhagische Escherichia coli. Es handelt sich um eine gefährliche Darmkrankheit.

    HUS - Das hämolytisch-urämische Syndrom (kurz: HUS) ist eine schwere Verlaufsform der Darmkrankheit EHEC, bei der giftige Stoffwechselprodukte des Bakteriums zu Nierenschäden führen können.

    HIV - Ein Virus, der das Immunsystem eines Menschen schwächt. Das HI-Virus kann durch Körperflüssigkiten von Mensch zu Mensch übertragen werden. Eine Ansteckung führt nach einer unterschiedlich langen, meist mehrjährigen Inkubationszeit zur tödlich verlaufenden Krankheit AIDS.

    BSE - Bovine spongiforme Enzephalopathie, im Deutschen auch "Rinderwahn" genannt, ist eine Tierseuche, die zwischen 1996 und 2000 für Schlagzeilen gesorgt hat. Dabei erkrankt das Gehirn bei Rindern und führt zu deren Tod.

    H5N1 - Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich ein Influenzavirus. Polpulärwissenschaftlich ist bei H5N1 die Rede von der "Vogelgrippe".

    H1N1 - Im Jahr 2009 breitete sich die sogenannte "Schweinegrippe" bzw "neue Grippe" aus. Die Ansteckungsgefahr am Influenzavirus H1N1 ist vor allem bei Enten, Menschen und eben Schweinen groß.

    Mit Blick auf die Versorgung der EHEC-Patienten versicherte Bahr: "Wir haben eine angespannte Situation, aber sie ist zu bewältigen." Der Chef der Gesundheitsministerkonferenz, Stefan Grüttner (CDU) aus Hessen, sagte, kein Patient müsse sich Sorgen machen, dass die Versorgung nicht sichergestellt sei. Aigner kündigte an, Deutschland werde EHEC beim anstehenden EU-Agrarrat in Ungarn zur Sprache bringen.

    Thüringens Agrarminister Jürgen Reinholz (CDU) klagte, niemand wisse, woher der Keim komme. Das öffne Spekulationen Tür und Tor. Die Märkte für die von den Warnungen betroffenen Produkte "sind am Zusammenbrechen".

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