Das für Schafe und Rinder gefährliche sogenannte Schmallenberg-Virus ist schon in vier Bundesländern ausgebrochen. Zwischenzeitlich seien 47 Betriebe betroffen, erklärte die Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) auf der Insel Riems nahe Greifswald, Elke Reinking, am heutigen Dienstag. "Wir nehmen die Entwicklung sehr ernst."
Es ist möglich, dass die Lage derzeit nur die Spitze des Eisberges sei: Bei den Schafen habe die Ablammsaison erst begonnen, bei den Rindern starte die Abkalbsaison erst Ende Februar bis Anfang März, erklärte Reinking. Sie verwies auf Meldungen aus Nordrhein-Westfalen (NRW): Betroffene Schäfer meldeten inzwischen rund 20 Prozent der neugeborenen Lämmer als krank oder tot.
Schmallenberg-Virus: Bereits vier Bundesländer betroffen
Nach den Bundesländern Nordrhein-Westfalen (31 Betriebe), Niedersachsen (12 Betriebe) und Hessen (2 Betriebe) wurden erstmals Krankheitsfälle in zwei Betrieben in Schleswig-Holstein bestätigt. Weitere Verdachtsfälle werden nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Schleswig-Holstein noch untersucht.
Derzeit werde die Entwicklung eines Impfstoffes vorbereitet, sagte die FLI-Sprecherin Reinking. Das FLI als Bundesinstitut für Tiergesundheit hat eine deutschlandweite Meldepflicht für die Krankheit empfohlen. Darüber entscheiden muss der Bundesrat. Das Loeffler-Institut will zudem zusammen mit den Bundesländern ein Überwachungsprogramm starten, um genauere Informationen über Ausmaß und Ausbreitung des Erregers zu erhalten.
Das Schmallenberg-Virus
Mit dem Schmallenberg-Virus befallene Tiere leiden an Fieber und verminderter Leistungsfähigkeit, es kommt zu Fehlbildungen und Frühgeburten. Einen Impfstoff gegen den Erreger, der erstmals im Herbst bekannt wurde, gibt es noch nicht. Auf Menschen sei der Virus aber nach bisherigem Kenntnisstand nicht übertragbar, heißt es.
Dem Friedrich-Loeffler-Institut zufolge ist das Schmallenberg-Virus mit dem Orthobunyavirus oder Akabane-Virus verwandt. Orthobunyaviren sind bei Rindern in Australien, Asien und Afrika verbreitet und rufen dort in der Regel zunächst nur eine sehr milde Erkrankung hervor. Werden allerdings trächtige Tiere infiziert, kann die Infektion zeitverzögert schwere Folgen haben.
Der nach seinem Fundort benannte Virus ist nach Angaben von Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) bereits in mehr als 20 Betrieben in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen nachgewiesen worden. Backhaus kündigte ein Überwachungsprogramm an, an dem die Bundesländer und das Bundesinstitut für Tiergesundheit, das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) beteiligt sein sollen. Laut FLI wird das Virus vermutlich über Mücken, die Gnitzen, übertragen.