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Schmallenberg-Virus: Heuer wohl kein Impfstoff mehr

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Schmallenberg-Virus: Heuer wohl kein Impfstoff mehr

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    Das Schmallenberg-Virus lässt sich nach Angaben von Experten vorerst nicht bekämpfen. Auch mit einem Impfstoff ist in diesem Jahr wohl nicht zu rechnen.
    Das Schmallenberg-Virus lässt sich nach Angaben von Experten vorerst nicht bekämpfen. Auch mit einem Impfstoff ist in diesem Jahr wohl nicht zu rechnen. Foto: dpa

    Das Schmallenberg-Virus lässt sich nach Angaben von Experten vorerst nicht bekämpfen. Auch mit einem Impfstoff ist in diesem Jahr wohl nicht zu rechnen.

    Aber es gibt Hoffnung: Der Erreger soll sich in Zukunft langsamer ausbreiten - und sogar zurückgehen. Denn die Muttertiere werden gegen den Erreger immun.

    Rückgang der Fälle erwartet

    Darauf deuteten Erfahrungen mit dem Akabane-Virus hin, das zu großen Teilen mit dem neuen Erreger identisch sei, sagte Tierseuchen-Experte Rolf Allmann der Nachrichtenagentur dpa. Das Schmallenberg-Virus führt bei Schafen, Rindern und Ziegen zu Fehl- und Frühgeburten.

    Hofsperrungen aufgrund des Schmallenberg-Virus seien nicht sinnvoll, erläuterte die Leiterin für Tiergesundheit im Bundeslandwirtschaftsministerium, Karin Schwabenbauer, am Mittwoch in Berlin. Derzeit breite sich der durch Mücken übertragene Erreger wegen des Winterwetters nicht aus. "Wir haben im wahrsten Sinne des Wortes ein eingefrorenes Geschehen", sagte der Präsident des bundeseigenen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Thomas Mettenleiter.

    Schmallenberg-Virus: Missbildungen bei Schafen, Ziegen und Rindern

    Mit einem vollständig getesteten Impfstoff sei voraussichtlich in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen. Für Menschen sei der Erreger höchstwahrscheinlich ungefährlich. Vorsorglich solle dennoch ein Test entwickelt werden.

    "Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass ein völlig unbekannter Erreger in Deutschland aufgetaucht ist", sagte Schwabenbauer. Das Ministerium arbeite an einer grundsätzlichen Novellierung des Tierseuchengesetzes. Damit sollen bei neu auftretenden Krankheiten Meldepflichten auch in Eilverfahren eingeführt werden können. Beim Schmallenberg-Virus muss nun im März erst der Bundesrat zustimmen. Schwabenbauer betonte, dass aus kranken Tieren keine Lebensmittel gewonnen werden dürften.

    Mit Impfstoff in diesem Jahr nicht zu rechnen

    Binnen eines Tages stieg die Zahl der in Deutschland registrierten, betroffenen Betriebe von 186 auf 215 am Mittwoch. Das ist vermutlich erst der Anfang: Die Lammzeit hat gerade begonnen und dauert bis in den April hinein. Die Muttertiere wurden schon im Vorjahr durch Mückenstiche infiziert.

    Das ist das Schmallenberg-Virus

    Das Schmallenberg-Virus war erstmals im vergangenen Herbst in den Niederlanden entdeckt worden.

    Unklar ist noch, ob der Erreger neu eingeschleppt wurde oder schon länger unerkannt in Europa vorkommt.

    Für Menschen ist es nach FLI-Einschätzung ungefährlich.

    In Deutschland war der Erreger erstmals im sauerländischen Schmallenberg nachgewiesen und deshalb Schmallenberg-Virus genannt worden.

    Das Schmallenberg-Virus gehört zur Gattung der Orthobunyaviren, die - wie etwa die Erreger der Blauzungenkrankheit - von Stechmücken übertragen werden.

    Orthobunyaviren sind laut Institut bislang bei Rindern in Ozeanien, Australien und Afrika bekannt.

    Bei trächtigen Tieren können sie zu Frühgeburten oder zu schweren angeborenen Schäden bei den Jungtieren führen.

    Das FLI hatte am Mittwochnachmittag bundesweit 7 Rinder-, 200 Schaf- und 8 Ziegenhaltungen registriert. Die meisten davon - insgesamt 136 - meldete Nordrhein-Westfalen. Als neuntes betroffenes Bundesland kam Sachsen-Anhalt hinzu. Auch in den Niederlanden, Belgien, Großbritannien und Frankreich tauchte das Virus auf.

    Schmallenberg-Virus: 215 Betriebe betroffen

    Allmann, Fachbereichsleiter für Tiergesundheit beim Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) in Münster, rechnet fest mit einem langfristigen Rückgang der Fälle: "Infizierte Muttertiere, die eine Immunität entwickelt haben, bringen wieder gesunde Lämmer zur Welt." Damit werde die Zahl der Totgeburten in Zukunft wieder sinken. Trächtige Tiere hätten im Herbst das Virus an ungeborene Lämmer weitergegeben, danach aber Antikörper gebildet. "Die Zahl der Infektionen wird wahrscheinlich bald deutlich zurückgehen."

    Das Virus verursachte bei den Tierhaltern einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden. Nach einer ersten Hochrechnung des Schafzuchtverbandes wird allein in NRW mit einem Verlust von 280.000 Euro bei den Schäfern gerechnet, wie das "Westfalen-Blatt" (Mittwoch) berichtetet. Bundesweit könnte sich ein Millionenschaden ergeben. dpa, AZ

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