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Schlafmangel: Bei Schlafmangel steigt das Risiko für Diabetes

Schlafmangel

Bei Schlafmangel steigt das Risiko für Diabetes

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    Vor allem Stadtmenschen  bekommen immer weniger Schlaf.
    Vor allem Stadtmenschen bekommen immer weniger Schlaf. Foto: Malte Christians (dpa)

    Der moderne Mensch hat ständig etwas zu tun. Schlafen kommt da oft zu kurz – ist das Herumliegen im Bett nicht auch eine ungeheure Zeitverschwendung? Vielen scheint das so. Fast ein Drittel des Lebens schlummert man in der Regel vor sich hin. Ein bisschen weniger kann da doch nicht schaden, denkt so mancher.

    Schließlich sollen viele Mächtige und Wichtige sogar mit weitaus weniger Schlaf auskommen – vier Stunden oder darunter. Napoleon und Leonardo da Vinci gehörten dazu und die Politik-Elite von Barack Obama bis Angela Merkel. Die Kanzlerin sagt von sich, sie habe "kamelartige Fähigkeiten": Sie habe eine gewisse Speicherfähigkeit, müsse dann aber wieder auftanken. Doch wenig Schlaf über Tage bleibt natürlich nicht ohne Folgen, auch wenn wir dies gern hätten.

    Schlafentzug: ein gesamtgesellschaftliches Problem

    Vor oder zurück? Merksätze zur Zeitumstellung

    "Immer zum Sommer hin." Also im Frühjahr eine Stunde vor, im Herbst eine Stunde zurück.

    "Zeitumstellung funktioniert wie das Thermometer" - im Frühjahr plus und im Winter Minus.

    "Früher aufstehen im Frühjahr", denn die Uhr wird vorgestellt und die Schlafzeit verringert sich um eine Stunde.

    "Bei der Zeitumstellung ist es wie mit den Gartenmöbeln." Im Frühjahr kommen sie VOR die Tür, im Herbst ZURÜCK in den Schuppen.

    "Im Winter gibt es Winterschlaf." Eine Stunde mehr Schlaf, denn die Uhren werden zurückgestellt.

    "Spring forward, fall back." Im Frühling (spring) den Zeiger eine Stunde vordrehen, im Herbst (fall) eine Stunde zurück.

    Das Gehirn reagiert auf Schlafentzug empfindlich, Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung etwa leiden recht schnell. "In unserer Informationsgesellschaft schlafen wir ein bis eineinhalb Stunden kürzer als noch in den 1960er-Jahren", sagt Geert Mayer, Neurologe und Chefarzt der Hephata-Klinik in Schwalmstadt. "Wir haben relativen

    Doch der Schlaf spielt, das weiß man inzwischen, bei der Entstehung vieler dieser Erkrankungen eine wichtige Rolle. Rund zehn Prozent der Bevölkerung können chronisch nicht richtig ein- oder durchschlafen. "Schlafstörungen sind eine Volkskrankheit, werden aber lediglich als Befindlichkeitsstörung behandelt", sagt Mayer.

    Und er kann heftige Folgen nach sich ziehen, wie eine aktuelle Studie erneut zeigen konnte: Forscher der Yonsei University in Südkorea haben 2579 Erwachsene beobachtet und den Zusammenhang zwischen der Schlafdauer und dem Auftreten des metabolischen Syndroms untersucht. Das Ergebnis: Menschen, die weniger als sechs Stunden pro Nacht schlafen, entwickeln mit einer um 41 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit das metabolische Syndrom als Menschen mit mehr Schlaf. Außerdem bewirkt zu wenig Schlaf ein etwa 30 Prozent höheres Blutzucker-Risoko. Schlafmangel bewirkt zudem eine 56 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, Bluthochdruck zu entwickeln. Schon vorher war bekannt: Wer zu wenig schläft, riskiert Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht und Diabetes. Der Stoffwechsel ändet sich, die Insulinsensibilität nehme ab und das Risiko für Diabetes Typ 2 steigt.

    Schlaf ist und bleibt ein essenzieller Bestandteil des Lebens. Ist er nicht gewährleistet, läuft langfristig einiges im Körper schief. Neue Studien an Tieren etwa stützen den Verdacht, dass zu wenig Schlaf über Jahre die Entstehung von Demenz begünstigt. Der Grund: Bestimmte Abbauprodukte im Gehirn würden im Schlaf abtransportiert und häuften sich bei Mangel an, sagt Mayer. "Das kann zu einer Frühschädigung des Gehirns führen, die wir noch gar nicht merken.

    So gefährlich ist der kurzfristige Schlafentzug

    Aber auch der kurzfristige Schlafentzug kann gefährlich werden. Zwar können Politiker die Geschicke ihrer Bürger bei nächtlichen Verhandlungsrunden noch im Halbschlaf steuern, doch für Lokführer und Busfahrer etwa gibt es strenge Vorschriften in Sachen Lenkzeit. Sie bekommen also per Gesetz die sieben Stunden Schlaf, die ein Erwachsener durchschnittlich braucht.

    Zwar gibt es durchaus auch genetisch bedingte Unterschiede beim Schlafbedürfnis, alles zwischen fünf Stunden und neun Stunden sei dabei, sagt Mayer. Das Problem aber sei: "Heute wissen viele Leute gar nicht mehr, wie viel Schlaf sie brauchen. Das ist ähnlich wie beim Essen: Die Selbstwahrnehmung fehlt." Dazu trägt seiner Auffassung nach die ständige Verfügbarkeit medialer Unterhaltung bei – und ein mangelndes Bewusstsein dafür, wie wichtig Schlaf ist.

    Während sich manche keine Zeit zum Schlafen gönnen, wälzen sich andere nachts qualvoll herum. Manche Krankheiten wie das Restless-Legs-Syndrom oder die Schlafapnoe, bei denen Atemaussetzer für schlechten Schlaf und spätere Tagesmüdigkeit sorgen, lassen die Betroffenen kaum zur Ruhe kommen – und öffnen die Tür zu den genannten weiteren Problemen. Trotzdem versuchen Menschen mit immer neuen Tricks, den Schlafbedarf zu senken. Gerade in Mode sind polyphasische Schlafmodelle. Kurz und tief schlafen, schnell erholen – und Zeit sparen. Der traditionelle Mittagsschlaf sei sinnvoll, da der Körper nachmittags die Temperatur senke und so in Schlafbereitschaft gehe, sagt Mayer. Aber dass man mit 20 Minuten Schlafen mittags zwei Stunden Schlaf sparen könne, das sei leider Quatsch. AZ/dpa

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