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Schädelfehlbildungen: Wegen Zika-Virus herrscht in Brasilien Gesundheits-Notstand

Schädelfehlbildungen

Wegen Zika-Virus herrscht in Brasilien Gesundheits-Notstand

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    Lateinamerika kämpft gegen das Zika-Virus", das von der ägyptischen Tigermücke übertragen werden kann.
    Lateinamerika kämpft gegen das Zika-Virus", das von der ägyptischen Tigermücke übertragen werden kann. Foto: Gustavo Amador dpa

    Nach einer Infektion mit dem Zika-Virus kommen die Krankheitssymptome schleichend daher, oft gar nicht schlimm. Leichtes Fieber, Kopfschmerzen, Hautausschläge. Übertragen wird das Zika-Virus über Moskitostiche. Ähnlich wie bei Malaria treten die Symptome meist erst zwölf Tage nach dem Moskitostich auf. Doch die Spätfolgen des plötzlich gehäuft in Süd- und Mittelamerika auftauchenden, ursprünglich aus Uganda stammenden Zika-Virus könnten fatal sein: Drohen Babys Schädelfehlbildungen, wenn Schwangere über einen Moskitostich mit dem Zika-Virus infiziert wurden?

    Das Zika-Virus wurde Nach Angaben des Instituts Oswaldo Cruz in Rio de Janeiro zuletzt bei zwei Frauen im brasilianischen Bundesstaat Paraíba nachgewiesen, deren Föten nach Ultraschalluntersuchungen Mikrozephalie aufwiesen: Sie haben viel zu kleine Schädel, was in der Regel zu geistiger Behinderung führt. Bisher gelten als Ursachen für die Fehlbildung zum Beispiel Alkohol in der Schwangerschaft oder bestimmte Infektionen.

    Stechmückenart überträgt Zika-Virus

    Das ist das Zika-Virus

    Das Zika-Virus kann vor allem für schwangere Frauen und deren Kinder gefährlich werden. Ein Überblick.

    Das Zika-Virus wurde erstmals 1947 in Uganda bei einem Affen entdeckt. Benannt ist es nach einem südlich der ugandischen Hauptstadt Kampala gelegenen Wald.

    Der erste Fall beim Menschen wurde nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1952 bekannt.

    Dengue- und Chikungunya-Fieber werden durch die Tigermücke übertragen. Auch das Zika-Virus wird durch Stechmücken übertragen.

    Das Zika-Virus kam bislang nur im tropischen Afrika, in Südostasien und auf den pazifischen Inseln vor. Experten vermuten, dass es durch die Fußball-WM nach Brasilien gelangen konnte und sich von dort ausgebreitet hat.

    In bis zu 80 Prozent der Fälle bleibt die Infektion unbemerkt. In den anderen Fällen ähneln die Symptome einer Grippe: Die Infizierten leiden unter Fieber, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen. Häufig treten auch Hautausschlag und Bindehautentzündungen auf.

    In einigen Fällen kann es nach einer Zikavirus-Infektion zu einem Guillain-Barré-Syndrom kommen, einer entzündlichen Nervenerkrankung. Dabei können Empfindungsstörungen und Lähmungserscheinungen in Beinen und Armen auftreten. In den meisten Fällen bilden sich die Symptome wieder zurück.

    Besonders gefährlich kann das Virus für Schwangere sein: Es kann sich offenkundig auf das ungeborene Kind übertragen und zu Hirnfehlbildungen führen, einer sogenannten Mikrozephalie.

    Sowohl das Robert-Koch-Institut (RKI) als auch Tropenmediziner und Viren-Experten sehen keine Gefahr, dass sich das Virus auch hierzulande verbreitet. Es fehlen die klimatischen Bedingungen; die Gelbfiebermücke als Hauptüberträgerin kommt hier gar nicht vor. Und bei der vereinzelt in Süddeutschland auftauchenden Asiatischen Tigermücke ist gar nicht klar, ob sie das Virus tatsächlich überträgt.

    Es gibt bislang weder einen Impfstoff noch ein gezieltes Medikament zur Behandlung Erkrankter.

    Brasilien hat wegen des Zika-Virus nun sogar den Gesundheits-Notstand ausgerufen. Das bedeutet, dass die Gesundheitsämter angewiesen sind, besondere Vorbeuge-, Dokumentations- und Aufklärungsmaßnahmen zu treffen. In diesem Jahr wurden vor allem im Nordosten des Landes bereits 399 Fälle von Mikrozephalie festgestellt, davon allein 268 im Bundesstaat Pernambuco mit der Hauptstadt Recife. Der bisherige Rekord in den letzten fünf Jahren lag bei 175 Fällen 2012.

    Das Gesundheitsministerium des fünftgrößten Landes der Welt warnt zugleich vor voreiligen Schlüssen: "Die aktuellen Daten lassen noch keinen eindeutigen Schluss zu, dass es eine Beziehung gibt zwischen der Zika-Infektion und Mikrozephalie." Das Zika-Virus wird von der Stechmückenart Aedes aegypti übertragen wie auch die Dengue- und Chikungunya-Viren. Ursprünglich stammt der Erreger aus Zika in Uganda und spielte anderswo bisher kaum eine Rolle, nur vereinzelt in Afrika und Asien.

    Gúbio Soares vom biologischen Institut der Universität Bahia in Salvador sieht die Fußball-WM 2014 als Ursache für das Auftauchen des Virus in Lateinamerika. "Die WM hat Menschen aus der ganzen Welt angelockt. Wir glauben, dass er von außen hier angekommen ist", sagte er der Zeitung "Globo".

    Das Zika-Virus ist bislang kaum erforscht

    Sie stehen auf der Liste der Todesursachen ganz oben. An Pneumonie sterben jährlich nahezu 4 Millionen Menschen, vorwiegend Kinder. Die Lungenentzündung ist damit trauriger Spitzenreiter der Krankheiten, die die meisten Todesopfer fordern.
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    Wir zeigen Ihnen die zehn gefährlichsten Infektionskrankheiten.

    Auch wenn das Zika-Virus nicht lebensbedrohlich ist: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist alarmiert. Die Staaten der Region müssten den Schutz vor dem Virus verstärken und die Bevölkerung umfassend über die Gefahren informieren, fordert die WHO. Aber die Ungewissheit über den Zusammenhang mit den zu kleinen Schädeln bei Neugeborenen zeigt auch: Das Virus ist bisher kaum erforscht.

    Zika-Fälle werden derzeit auch aus Chile, Kolumbien und Mexiko gemeldet. Dort werden kubanische Migranten quasi unter Generalverdacht gestellt. Seit immer mehr von ihnen unterwegs sind, haben die Behörden an der Südgrenze Mexikos die Kontrollen in Chiapas deutlich verstärkt. "Die Migrationsströme machen das Einschleppen von Zika in unser Land sehr wahrscheinlich", meint der Gesundheitsminister von Chiapas, Francisco Paniagua Morgan. Bisher ist allerdings kein einziger Fall von Migranten, die das Zika-Virus einschleppten, gemeldet worden.

    Was können Touristen aus Deutschland tun, um einer Infektion vorzubeugen? Reisende, insbesondere Schwangere, sollten auf sehr sorgfältigen Mückenschutz achten, betont das Centrum für Reisemedizin (CRM) in Düsseldorf. "Charakteristisch für eine Infektion mit Zika-Viren ist das Auftreten eines knotig-fleckigen Hautausschlages, begleitet von Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie einer Bindehautentzündung", sagt Tomas Jeline vom CRM. dpa/AZ

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