Windpocken sind wieder auf dem Vormarsch. In Deutschland hat die Zahl der Infektionsfälle im ersten Halbjahr 2016 im Gegensatz zum Vorjahreszeitraum um fast 30 Prozent zugenommen. Das verkündet die AOK, die sich auf Zahlen des Robert Koch-Instituts in Berlin beruft.
Wir klären die wichtigsten Fragen rund um die Krankheit wie beispielsweise: Wie lassen sich Windpocken behandeln? Wie lange sind Kinder ansteckend? Und ist man wirklich ein Leben lang immun, wenn man einmal Windpocken hatte?
Windpocken: Wie den Juckreiz lindern?
Kinder mit Windpocken sind vier bis sechs Tage lang hochansteckend, erklärt Hermann Josef Kahl, Kinder- und Jugendarzt aus Düsseldorf. "Bis das letzte Bläschen abgetrocknet ist, sollten sie zu Hause bleiben." Eine Ausnahme gilt nur für einen Arztbesuch in dieser Zeit. Eltern, die die Windpocken-Symptome bei ihrem Kind bemerken, sollten allerdings vorher in der Praxis anrufen - denn dann kann dort dafür gesorgt werden, dass sich niemand ansteckt.
Bei Windpocken lassen sich nur die Symptome behandeln. Eine spezielle Tinktur, die auf die betroffenen Stellen getupft wird, lindert den Juckreiz. "Die Kinder sollen nicht kratzen, denn es kommt sehr leicht zur Narbenbildung", warnt Kahl.
Insgesamt sind die Windpocken seltener geworden, sagt Kahl, der auch Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) ist. Denn seit dem Jahr 2004 empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut, Kinder im Alter zwischen 11 und 14 Monaten gegen Windpocken impfen zu lassen. Mindestens vier Wochen später sollte eine zweite Impfung folgen. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen. Die Windpocken-Impfung sei gut verträglich, sagt Kahl. Es könne wie bei jeder Impfung zwar zu Fieber sowie zu Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle kommen - das sei aber selten.
Einmal Windpocken und dann nie wieder?
Das sind Windpocken und Gürtelrose
Windpocken sind eine Viruserkrankung. Der verursachende Virus gehört zur Familie der Herpesviren.
Der Virus kann in zwei klinischen Formen auftreten: klassische Windpocken (Varizellen) und als Gürtlrose (Herpes zoster).
Windpocken sind weltweit verbreitet und gelten unter den sogenannten Kinderkrankheiten am häufigsten.
Die Gürtelrose tritt meistens bei Menschen nach dem 50. Lebensjahr auf. Insgesamt erkranken nach Schätzungen des Landratsamts Oberallgäu etwa 20 Prozent der Bevölkerung einmal im Leben daran.
Anstecken kann man sich ein bis zwei Tage bevor die typischen Papeln und Bläschen auftreten und endet fünf bis sieben Tage danach.
Patienten mit Gürtelrose sind bis zur Verkrustung der Bläschen ansteckungsfähig (Schmierinfektionen).
Windpocken sind vor allem wegen der möglichen Komplikationen gefährlich: Bakterien können die Bläschchen und Papeln angreifen, eine Lungenentzündung kann auftreten oder das Zentralnervensystem kann in Mitleidenschaft gezogen werden.
Vor allem für Schwangere ist eine Infektion mit Windpocken besonders gefährlich. Bei ihnen kann die Infektion auch öfter schwer verlaufen.
Wer in seiner Kindheit keine Windpocken hatte und auch nicht geimpft ist, sollte das nachholen, rät Kahl. Wer einmal Windpocken hatte, ist zwar ein Leben lang immun. Jedoch können Viren in den Nervenbahnen des Rückenmarks oder im Gehirn bleiben und wieder aktiv werden, wenn das Immunsystem geschwächt ist - dann bekommt man eine Gürtelrose. dpa/AZ