Der neue Tabakatlas wurde vorgestellt. Er zeigt unter anderem auf, wo in Deutschland am meisten geraucht wird. Im Südwesten liegt zwar das größte Tabakanbaugebiet in Deutschland, es wird aber weiterhin weniger geraucht als im Norden der Republik. Auch das geht aus dem neuen Tabakatlas hervor. Dieser wurde von der Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler (CSU) und dem Deutschen Krebsforschungszentrum am Dienstag in Berlin präsentiert.
Tabakatlas: Unterschiedliches Rauchverhalten in Bundesländern
Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Tabakpflanzer kommen 40 Prozent des deutschen Tabaks aus Baden-Württemberg. Es folgt Rheinland-Pfalz mit rund 30 Prozent. Die Anbaugebiete in Baden-Württemberg befinden sich im Ortenaukreis sowie südlich von Freiburg.
Eine kleine Geschichte des Tabakkonsums
Die Kulturgeschichte des Tabaks geht Jahrhunderte zurück. Schon lange bevor Christoph Kolumbus nach Amerika kam, verwendeten verschiedene Indianer-Kulturen dort Tabak und andere Pflanzen als Heilmittel und für rituelle Handlungen.
Von dort gelangte der Tabak zunächst nach Spanien und Portugal, Mitte des 16. Jahrhunderts dann auch nach Paris.
1573 wird Tabakanbau in Deutschland erstmals urkundlich erwähnt, im Pfarrgarten einer Gemeinde bei Speyer.
Bis ins 18. Jahrhundert hinein wird Tabak vorwiegend geschnupft.
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) verbreitet sich das Rauchen in Deutschland.
1761 veröffentlicht ein britischer Mediziner eine erste Studie über den Zusammenhang von Schnupftabak und Nasenkrebs.
Ab 1855 kurbeln die ersten Zigarettenmaschinen und die Erfindung des Streichholzes den Konsum an.
1904 organisieren sich die ersten Tabak-Gegner, zum Beispiel im "Verband zum Schutze für Nichtraucher".
Ab 1945 fangen immer mehr Frauen mit dem Rauchen an.
In den 1950er Jahren kommen Zigaretten mit Filter auf den Markt. Die Werbung preist sie als weniger gesundheitsschädlich an.
1964 belegt eine US-Studie, dass Rauchen Lungenkrebs verursacht.
In den 1970er Jahren entstehen die ersten "Light"-Zigaretten. Die Hersteller vermarkten sie als weniger schädlich.
1974 wird Tabakwerbung hierzulande in Rundfunk und Fernsehen verboten.
1981 werden die ersten Zigarettenpackungen mit Warnhinweisen bedruckt: "Der Bundesgesundheitsminister: Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit." (Quelle: dpa)
Im Jahr 2013 starben in Deutschland rund 121 000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Das machte 13,5 Prozent aller Todesfälle aus. Die regionalen Unterschiede in der tabakbedingten Sterblichkeit spiegeln das unterschiedliche Rauchverhalten in den Bundesländern wider: In den nördlichen Bundesländern sterben mehr Menschen durch das Rauchen als in den südlichen.
Nach dem Tabakatlas haben Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen den höchsten Raucheranteil: In diesen drei Bundesländern qualmen über 34 Prozent der Männer sowie mehr als 23 Prozent der Frauen. Die niedrigsten Werte finden sich in Baden-Württemberg (Männer: 26,9 Prozent, Frauen: 18,8 Prozent).
In Bayern mit die wenigsten Rauchertoten
Die wenigsten Raucher (unter 23 Prozent) finden sich bei den Jungen und jungen Männern zwischen 15 Jahren und 24 Jahren in drei Bundesländern Saarland (21,3), Hamburg (22,2) und Nordrhein-Westfalen (22,8). Baden-Württemberg kommt auf einen Wert von 25,5 Prozent. Bei den Mädchen und jungen Frauen ist der Raucheranteil mit rund 15 Prozent in Niedersachsen am niedrigsten, gefolgt von Baden-Württemberg mit 17,1 Prozent.
Die meisten Rauchertode gibt es in Bremen und Berlin, die wenigsten bei Männern in Baden-Württemberg (17,4 Prozent) und Bayern (17,6) und bei Frauen in Sachsen (4,4 Prozent) und Thüringen (5,3 Prozent). Insgesamt ist der Tabakkonsum aber auf dem Rückzug: Zwischen 2009 und 2013 sank der Raucheranteil bundesweit von 30,5 auf 29,0 Prozent. dpa/AZ