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Rauchen: Kinder von Rauchern leiden häufiger unter Asthma und Bronchitis

Rauchen

Kinder von Rauchern leiden häufiger unter Asthma und Bronchitis

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    Obwohl viele Eltern nicht mehr in der Wohnung rauchen, besteht für Kinder in Raucherhaushalten ein erhöhtes Risiko für Asthma und Bronchitis.
    Obwohl viele Eltern nicht mehr in der Wohnung rauchen, besteht für Kinder in Raucherhaushalten ein erhöhtes Risiko für Asthma und Bronchitis. Foto: Oliver Berg, dpa (Symbolbild)

    Passend zum 20. deutschen Lungentag am 16. September werden Raucher nochmal auf die schädlichen Auswirkungen ihrer Sucht aufmerksam gemacht. So leiden Kinder von Rauchern nach Einschätzung von Experten selbst dann häufiger unter Bronchitis oder Asthma, wenn die Eltern nicht in der Wohnung rauchen. "Wer auf dem Balkon oder vor der Haustür raucht, schleppt anschließend in seinen Haaren und in der Kleidung Rauch in die Wohnung", erklärt die Lungenspezialistin Christiane Lex von der Universitätsmedizin Göttingen (UMG).

    Lex, die an der UMG den Schwerpunkt Kinder-Lungenheilkunde leitet, organisiert in diesem Jahr die Zentralveranstaltung des 20. Deutschen Lungentages. Dabei steht am 16. September in Göttingen das Thema Prävention im Mittelpunkt. Der Lungentag wird von wissenschaftlichen Gesellschaften der Lungenheilkunde und Patientenorganisationen durchgeführt.

    Kinder von Rauchern leiden häufiger unter Asthma und Bronchitis

    Den meisten rauchenden Eltern sei inzwischen bewusst, dass der Tabakrauch für ihre Kinder gefährlich ist, sagt Lex. "In Wohnungen wird deshalb auch immer weniger geraucht." In den Sprechstunden der Kinderärzte berichteten viele Eltern, dass sie "nur" auf dem Balkon oder vor der Tür rauchen. "Sie denken, dass damit keine Gefahr mehr für ihre Kinder besteht." Das sei allerdings falsch. "Auch wenn Eltern nur draußen rauchen, haben deren Kinder deutlich häufiger Asthma oder Bronchitis als Kinder von Nichtrauchern." 

    Auch die Pädiaterin Gesine Hansen von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erklärt: Auch in Raucherhaushalten, in denen nur im Freien geraucht wird, sei Tabakrauch ein großer Risikofaktor für die Kinder. In den Wohnungen solcher Haushalte gebe es zum Beispiel erhöhte Nikotin-Werte im Hausstaub, sagt die Ärztliche Direktorin des MHH-Zentrums für Kinderheilkunde und Jugendmedizin.

    Es gebe zwar keine Studien dazu, wie groß die Gefahr für Kinder ist, die durch diese Art von Passiv-Rauchen ausgeht, sagt der Pneumologe Tobias Raupach von der Göttinger Universitätsmedizin. Zigarettenrauch enthalte aber eine so hohe Konzentration an Feinstaubpartikeln, "dass auch die Exposition gegenüber geringen Mengen schon Auswirkungen auf den Organismus haben kann".

    "Wer draußen raucht, schleppt Nikotin und krebserzeugende Substanzen, lungengängige Partikel und weitere giftige Stoffe mit in die Wohnung", erklärt Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Tabakrauch enthält mehr als 4000 Chemikalien, von denen mindestens 200 für Menschen schädlich sind.

    Rauchen: Giftige Stoffe vor allem für Babys und Kleinkinder gefährlich

    Nach Angaben des DKFZ gelangen nicht nur aus den Haaren und der Kleidung, sondern auch von den Händen Bestandteile des Tabakrauchs in die Raumluft. Raucher atmeten zudem noch bis zu 90 Sekunden nach dem letzten Zug Rauchpartikel aus. All dies führe dazu, dass Rückstände von Tabakrauch auch in Wohnungen zu finden sind, in denen nie geraucht wurde.

    Betroffen vom eingeschleppten Rauch seien in erster Linie Babys und Kleinkinder, sagt Krebsforscherin Schaller. "Man nimmt sie ja auf den Arm." Gefahr bestehe auch, weil kleine Kinder alles in den Mund nehmen und ablutschen.

    Rauchen in Deutschland: Zahlen und Fakten

    Tabakkonsum: In Deutschland rauchte zuletzt jeder vierte Erwachsene – rund 30 Prozent der Männer und etwa 20 Prozent der Frauen. Das geht aus dem Tabakatlas hervor, den das Deutsche Krebsforschungszentrum herausgibt. Vor 20 Jahren rauchten noch 29 Prozent der Deutschen. Und: Während 1991 täglich noch 401 Millionen Zigaretten in Deutschland in Rauch aufgingen, waren es laut Statistischem Bundesamt zuletzt noch 206 Millionen täglich.

    Alter: Bei Jugendlichen ist der Trend zum Nichtrauchen am deutlichsten. Ende der 90er Jahre rauchten knapp 30 Prozent der 12- bis 17-Jährigen; aktuell sind es rund zehn Prozent. Am höchsten ist der Anteil unter den 18- bis 25-Jährigen. In dieser Altersgruppe rauchte Ende der 90er Jahre etwa jeder Zweite, heute nur fast jeder Dritte.

    Bundesländer: In den südlich gelegenen Bundesländern rauchen weniger Männer und Frauen als im Norden. Am höchsten sind die Quoten in Bremen, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, am niedrigsten in Hessen, Baden-Württemberg, im Saarland und in Bayern. Im Freistaat rauchten 27 Prozent der Männer und 18 Prozent der Frauen.

    Häufigkeit: Rund 27 Prozent rauchen gelegentlich, etwa 24 Prozent täglich bis zu 10 Zigaretten, rund 21 Prozent elf bis 19 Zigaretten. Bei 29 Prozent sind es 20 Zigaretten am Tag oder mehr.

    Beruf: Wer in Deutschland als Mann dem Beruf des Möbelpackers nachgeht, ist mit ziemlicher Sicherheit Raucher – nämlich zu 85 Prozent. Auch das geht aus dem Tabakatlas hervor. Am unteren Ende der Skala stehen demnach Apothekerinnen, die nur zu sechs Prozent regelmäßig zur Zigarette greifen. sok

    Über die langfristigen Auswirkungen dieser Schadstoffaufnahme ist nach Schallers Worten zwar noch relativ wenig bekannt. Grundsätzlich reagieren Kinder nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aber besonders empfindlich auf die im Tabakrauch enthaltenen Giftstoffe, weil sich ihre Organe noch in der Entwicklung befinden. Die Lunge zum Beispiel könne schnell erheblich geschädigt werden.

    Schaller rät deshalb: "Wenn man draußen raucht, dann am besten mit Jacke und Mütze, die man hinterher auszieht, damit kein Rauch in Kleidung und Haare gelangt." MHH-Pädiaterin Hansen ist noch entschiedener. Sie rät Eltern, "ganz auf das Rauchen zu verzichten, um ihre Kinder nicht nachhaltig zu schädigen". Denn, so sagt der Göttinger Pneumologe Raupach: "Da es für die Wirkung des Passivrauchs auf den Organismus keinen Schwellenwert gibt, unterhalb dessen keine Gefahr bestünde, ist jegliche Exposition mit einer Gefahr verbunden." dpa

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