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R-Wert: Corona: Wie wird der R-Wert des RKI berechnet?

R-Wert

Corona: Wie wird der R-Wert des RKI berechnet?

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    Das Robert-Koch-Institut berechnet die Reproduktionszahl für Deutschland.
    Das Robert-Koch-Institut berechnet die Reproduktionszahl für Deutschland. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Wenn gestritten wird, ob die Lockerung der Corona-Maßnahmen berechtigt ist oder nicht, dann berufen sich beide Seiten gerne auf die Reproduktionszahl R. Sie sagt aus, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt. Liegt sie über eins, ist das schlecht, die Zahl der Neuinfizierten steigt. Unter eins bedeutet: Die Zahl der Neuinfizierten sinkt. Herausgegeben wird R vom Robert-Koch-Institut (RKI). Das berechnet die deutschlandweite Reproduktionszahl.

    Weil aber die täglichen Schwankungen von R in der Vergangenheit für Irritation gesorgt haben, gibt das RKI seit Mai noch eine zweite Version von R heraus. Die Experten sprechen dabei von der „geglätteten Reproduktionszahl“. Dabei rechnen sie Verzerrungen heraus und versuchen so, einen langfristigen Trend besser zu skizzieren.

    R-Wert in der Corona-Krise erklärt: So berechnet das RKI die Reproduktionszahl

    Grundsätzlich gibt es jetzt drei verschiedene Auslegungen der Reproduktionzahl.

    Erstens: Die Basisreproduktionszahl, auch R0 genannt. Sie besagt, wie viele Menschen ein Infizierter anstecken würde, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Das RKI beziffert sie auf etwa 2,4 bis 3,3. In der öffentlichen Diskussion wird diese Zahl kaum verwendet. Sie sagt wenig darüber aus, ob Maßnahmen wirken oder nicht. Ihr Wert bleibt solange gleich, bis über 70 Prozent der Bevölkerung infiziert sind. Erst dann würde sie sinken.

    Zweitens: Die effektive Reproduktionszahl. Das ist die Zahl, über die in der Vergangenheit viel diskutiert wurde. Das RKI berechnet sie täglich. Die Experten beziehen sich dabei auf die aktuellen Fallzahlen. Im Gegensatz zur Basisreproduktionszahl sind hier die Maßnahmen einbezogen.

    Bei der Berechnung verwendet das RKI ein bestimmtes Zeitintervall, die sogenannte Generationszeit. Diese besagt, wie lange es dauert, bis ein Infizierter die nächste Person ansteckt. Das RKI geht dabei von vier Tagen aus. Will man jetzt R berechnen, addiert man die Infektionszahlen einer Generationszeit und teilt sie durch die Infektionszahlen der vorherigen Generationszeit. Damit aber Meldeverzug die Rechnung nicht verzerrt, werden die zurückliegenden drei Tage nicht mit einbezogen. Wenn das RKI also R für den 14. Mai. berechnet, ignoriert es die Infektionszahlen vom 11. bis zum 13. Mai. Als erste Generationszeit werden die Zahlen vom 7. bis zum 10. Mai addiert und geteilt durch die Infektionszahlen vom 3. bis zum 6. Mai. So käme man auf die Rechnung (557 + 611 + 680 + 752) / (824 + 884 + 931 + 819) = 0,75.

    Das Problem bei dieser Rechnung ist, dass lokale Ausbrüche wie zuletzt bei Schlachtbetrieben in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg R kurzzeitig nach oben treiben können. Das verursacht tägliche Schwankungen, die wenig über den langfristigen Trend aussagen.

    Deshalb drittens: Die geglättete Reproduktionszahl. Bei der Berechnung sollen nun ebenjene Schwankungen ausgeglichen werden. Das Prinzip ist aber das gleiche. Der einzige Unterschied: Das RKI verwendet hier nicht vier Tage als Intervall, sondern sieben Tage. Wenn also an einem Tag die Infektionszahlen deutlich über dem Rest der Woche liegen, fällt das nicht so sehr ins Gewicht. Ausbrüche wie in den Fleischbetrieben können die Reproduktionszahl also nicht so sehr verzerren. Bei beiden Berechnungen verwendet das RKI die Infektionszahlen, die mit der Nowcast-Methode geschätzt wurden.

    Das Robert Koch-Institut

    Das Robert Koch-Institut (RKI) ist die zentrale Einrichtung des Bundes im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Es bewertet, analysiert und erforscht Krankheiten von hoher Gefährlichkeit, weitem Verbreitungsgrad oder großer Bedeutung. Dabei geht es nicht nur um Coronaviren, sondern beispielsweise auch um HIV, Grippe, Krebs oder Allergien.

    Namensgeber des Instituts ist der Arzt Robert Koch, der am 11. Dezember 1843 als drittes von 13 Kindern einer Bergmannsfamilie in Clausthal im Harz geboren wurde – in einer Zeit, als durch Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Cholera oder Diphtherie in Deutschland jedes Jahr hunderttausende Menschen starben. Koch entdeckte damals, dass diese Krankheiten durch Bakterien verursacht werden. Er entwickelte Therapien und Präventionsmaßnahmen.

    Allerdings war Robert Koch um das Jahr 1890 auch der Verursacher des Tuberkulin-Skandals: Das von ihm entwickelte angebliche Heilmittel gegen Tuberkulose war unwirksam, wie sich später herausstellte.

    1891 wurde Koch dann Direktor des neu gegründeten Königlich Preußischen Instituts für Infektionskrankheiten, dem heutigen Robert Koch-Institut. Zusammen mit Louis Pasteur gilt er als Wegbereiter der Mikrobiologie. Er starb am 27. Mai 1910 in Baden-Baden. Die Urne mit seiner Asche wurde in einem Mausoleum im RKI beigesetzt. (lan)

    Berechnung der Reproduktionszahl für Bayern ist vergleichbar

    Dr. Helmut Küchenhoff, Leiter der statistischen Beratungslabors der LMU, begrüßt die Anpassung des Robert-Koch-Instituts. "Ich halte die Strategie für sinnvoll. Die Pandemie ändert sich und damit auch der Erkenntnisprozess", sagt er unserer Redaktion. Küchenhoff und sein Team berechnen die Reproduktionszahl für Bayern. Auf eine Anpassung wie das RKI verzichtet Küchenhoff aber. "Unser Modell ist im Grundsatz etwas anders angelegt, so dass dort schon innerhalb des Modells eine Glättung vorgenommen wird." Er setzt bei der Berechnung einen anderen Schwerpunkt. Statt der Meldedaten betrachtet sein Team die vermuteten Erkrankungstage. "Unser R ist dem geglätteten R aus dem RKI aber durchaus vergleichbar", sagt Küchenhoff.

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