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Pruritus: Immer mehr Menschen leiden an chronischem Juckreiz

Pruritus

Immer mehr Menschen leiden an chronischem Juckreiz

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    Seit dem Start einer speziellen Juckreiz-Sprechstunde in der Universitätsklinik Münster hat der Zulauf ständig zugenommen.
    Seit dem Start einer speziellen Juckreiz-Sprechstunde in der Universitätsklinik Münster hat der Zulauf ständig zugenommen. Foto: Kirsten Neumann/Archiv (dpa)

    Im Rahmen einer Juckreiz-Tagung haben sich am vergangenen Freitag Experten an der Uniklinik Münster getroffen. Dabei geht es keinesfalls um Juckreiz nach Insektenstichen oder Ähnlichem. Es ist die chronische Erkrankung vieler Erwachsenen, die die Experten beunruhigt.

    13 bis 26 Prozent der deutschen Erwachsenen sind von chronischem Juckreiz (Pruritus) betroffen. Die Universität München hat in einer Studie belegt, dass die Prozentzahl jedes Jahr um rund sieben Punkte ansteigt. Je nach Alter lässt sich eine Schwankung der Zahl der Erkrankten feststellen.

    Chronischer Juckreiz macht sich selbstständig

    Doch woher kommt die lästige Erkrankung? Körperliche Ursachen wie Eisenmangel können am Anfang stehen. Doch auch wenn die auslösende Erkrankung geheilt wurde, ist kein Ende in Sicht. Sonja Ständer, die Leiterin des des Kompetenzzentrums Chronischer Pruritus in Münster, betont, dass sich der Juckreiz nach einer erfolgreichen Behandlung der Auslöseerkrankung verselbstständigt.

    Neurodermitis: Quälender Juckreiz und Ekzeme

    Neurodermitis ist eine chronische Entzündung der Haut. Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt.

    Patienten leiden häufig unter heftigem Juckreiz, Hautrötungen und Ekzemen, oft in Armbeugen, Kniekehlen sowie am Hals und im Gesicht.

    Nach Angaben der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DGG) sind in Deutschland rund 2 Millionen Kinder und 2,5 Millionen Erwachsene pro Jahr von Neurodermitis betroffen.

    Darüber hinaus gebe es rund 15 Millionen Risikopatienten.

    Auf den Patienten laste körperlicher, psychischer und sozialer Leidensdruck. Rund ein Drittel kratze sich die Haut blutig, ein Viertel schlafe schlecht.

    Bisher ist Neurodermitis nach DGG-Angaben nicht als schwere chronische Krankheit anerkannt.

    Neurodermitis kann unter anderem durch allergische Reaktionen und durch eine Störung des Immunsystems ausgelöst werden.

    Patienten müssen sich regelmäßig mit rückfettenden Salben eincremen, um die Schutzfunktion der Haut aufrechtzuerhalten. In schweren Fällen kommt dabei der Wirkstoff Cortison zum Einsatz.

    Neben genetischen können wahrscheinlich auch psychische Faktoren und Umwelteinflüsse dazu führen, dass die Haut trocken wird, schuppt, sich entzündet - und dadurch nicht mehr perfekt als Barriere vor Fremdstoffen schützt.

    Hautärzte kritisierten Ende Februar, dass Krankenkassen die Kosten für Fettcremes ohne Wirkstoffe bisher nicht übernehmen.

    Vor allem sozial schwachen Patienten fielen die Ausgaben dafür schwer.

    Etwa 15 Prozent der Pruritus-Patienten haben es besonders schwer, so Ständer: "Diese Patienten haben ein noch stärkeres Juckempfinden, einen erheblichen Leidensdruck und kratzen sich noch intensiver." Allein in Münster werden aktuell rund 600 Betroffene behandelt. Es gibt in Deutschland sechs Pruritus-Ambulanzen an Universitäten. dpa/sh

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