Als erste Potenzpille der Welt brachte Viagra wieder Schwung in viele Schlafzimmer und holte zugleich das Thema Erektionsstörungen ein Stück weit aus der Tabuzone. 15 Jahre nach der Markteinführung in Deutschland läuft am Samstag der Patentschutz des Herstellers Pfizer aus.
Als Viagra im Oktober 1998 erstmals in deutschen Apotheken verkauft wurde, war der Wirbel groß. zum ersten Mal gab es eine Pille zur Behandlung der sogenannten erektilen Dysfunktion, der Potenzstörung beim Mann.
Viagra wohl bald günstig zu kaufen
Die Konkurrenz sitzt schon in den Startlöchern: Mit dem Ende des Patentschutzes werden zahlreiche sogenannte Generika, also günstige Nachahmerpräparate, auf den Markt schwemmen. Einen Boom bei den Verschreibungen erwarten Ärzte aber nicht.
Die Erfolgsquote des Medikaments liegt immerhin bei 70 Prozent. Vor allem aber lässt sich mit Viagra gutes Geld verdienen.
Die Kunden mussten für ihren Traum von mehr Männlichkeit bislang allerdings tief in die eigene Tasche greifen. Da Viagra als sogenanntes Lifestyle-Präparat gilt, übernehmen die Krankenkassen nicht die Kosten. Mit dem Ablauf des Patentschutzes werden die Preise purzeln, denn die Nachahmerpräparate sind günstiger. Nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wurden dafür bereits 28 Zulassungen erteilt.
Pfizer gibt den Viagra-Markt nicht auf
Nach Angaben des Pharmaherstellers Pfizer wurden seit der Markteinführung weltweit mehr als 1,8 Milliarden der blauen Tabletten an mehr als 37 Millionen Männer ausgegeben - davon an über eine Million Männer in Deutschland. Zwar haben inzwischen auch andere Hersteller mit eigenen Potenzpillen nachgezogen, aber Viagra bleibt das Original.
Auch Pfizer will auf dem Generikamarkt mitmischen. Bereits seit dem 1. Juni verkauft der Konzern in Deutschland ein Nachahmerpräparat, das auf dem Viagra-Wirkstoff Sildenafil basiert. Kostet eine Viagra mit einer Dosis von 50 Milligramm 10,30 Euro, so bietet Pfizer das günstigere Präparat nun für 2,50 Euro pro Tablette an. Anders als das Original, das es auch weiterhin geben wird, sind die rautenförmigen Tabletten zudem weiß statt blau.
Schätzungen zufolge sind in Deutschland mindestens sieben Millionen Männer von Erektionsstörungen betroffen. Doch der Preis allein wird die Nachfrage nicht ankurbeln. "Die Schamgrenze bleibt", sagt Wolfgang Bühmann, Sprecher des Berufsverbandes Deutscher Urologen (BDU). Wie Viagra sind auch die Nachahmerprodukte verschreibungspflichtig. Nach wie vor aber gibt es bei vielen Männern mit Potenzstörungen eine hohe Hemmschwelle für den Gang in die Praxis. "Im Schnitt braucht ein Mann drei Jahre, bis er sich einem Arzt offenbart", weiß Bühmann.
Warnung vor Billig-Viagra
Viele werden die Pillen deshalb wohl weiter illegal im Internet bestellen. Viagra ist nicht nur ein "Blockbuster", sondern auch das mit Abstand am häufigsten gefälschte Medikament. Die Plagiate stammen vor allem aus dem asiatischen Raum, aus Indien oder China. Laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) bringt gefälschtes Viagra auf dem Schwarzmarkt pro Kilogramm rund 90.000 Euro - und damit mehr als Kokain.
Allerdings sind die falschen Arzneien oft nicht richtig dosiert oder - im besten Fall - wirkungslos. Die Behörden warnen deshalb immer wieder eindringlich davor, Arzneien über unsichere Internetquellen zu kaufen.
Ruth Haliti vom Zollkriminalamt in Bonn glaubt nicht, dass das Ende des Patentschutzes für Viagra in Deutschland und anderen europäischen Ländern den illegalen Markt einschneidend verändern wird. "Solange die Verschreibungspflicht bleibt, wird es einen illegalen Handel geben", sagt Haliti. Ohnehin läuft der Patentschutz für Viagra in den USA erst 2020 aus. (AZ/afp)