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Physik: Die mit dem Gottesteilchen: Nobelpreis für Higgs und François

Physik

Die mit dem Gottesteilchen: Nobelpreis für Higgs und François

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    Der britische Physiker Peter Higgs, aufgenommen am 07.04.2008 während eines Besuchs des Teilchenforschungszentrums Cern in Genf. Higgs erhielt gemeinsam mit seinem Kollegen Englert aus Belgien den Nobelpreis für Physik.
    Der britische Physiker Peter Higgs, aufgenommen am 07.04.2008 während eines Besuchs des Teilchenforschungszentrums Cern in Genf. Higgs erhielt gemeinsam mit seinem Kollegen Englert aus Belgien den Nobelpreis für Physik. Foto: Fabrice Coffrini, dpa

    Lange Zeit war der Name des neuen Nobelpreis-Trägers Peter Higgs nicht sehr weit über die Physiker-Szene hinaus bekannt. Bereits 1964 hatte er die Existenz eines entscheidenden Bausteins der Materie vorhergesagt - eine Antwort auf Goethes Frage im "Faust", was die Welt im Innersten zusammenhält. Fast zeitgleich hatten das auch andere Physiker postuliert.

    Etwa 50 Jahre mussten sie warten, bis der Beweis für die These angetreten werden konnte. In diesem Jahr endlich - mit 84 Jahren - bekommt Higgs den Physik-Nobelpreis gemeinsam mit dem Belgier François Englert für die Vorhersage des Higgs-Teilchens.

    Eine der größten Entdeckungen der letzten 50 Jahre

    "Still genießend" soll Higgs die Nachricht zu Kenntnis genommen haben, die Ende 2011 aus dem Schweizer Kernforschungszentrum Cern zu ihm drang. Seine Kollegen in Genf hatten ein Teilchen nachgewiesen, bei dem es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um das Higgs-Teilchen handelte. Als etwa ein halbes Jahr später tatsächlich die Existenz eines Teilchens mit den entsprechenden Eigenschaften bei einem spannungsgeladenen, öffentlichen Seminar verkündet wurde, musste sich Higgs ein paar Tränen aus den Augen wischen. Auf dem Flug nach Hause, vertraute er in einem Interview der Öffentlichkeit an, habe er sich eine Dose "London Pride" gegönnt - ein englisches Ale, das für kontinentaleuropäische Gaumen ein wenig fahl daherkommt.

    Sie bekamen zuletzt den Physik-Nobelpreis

    Der Physik-Nobelpreis wird seit 1901 vergeben. Die erste Auszeichnung erhielt der deutsche Physiker Wilhelm Conrad Röntgen für die Entdeckung der «X-Strahlen», der später nach ihm benannten Röntgenstrahlen.

    2012: Serge Haroche aus Frankreich und David Wineland aus den USA für Fallen, mit denen sich geladene Teilchen (Ionen) und Licht (Photonen) einfangen lassen.

    2011: Saul Perlmutter, Adam G. Riess (beide USA) und Brian P. Schmidt (USA und Australien) für die Beobachtung, dass sich das All derzeit immer schneller ausdehnt.

    2010: Der Niederländer Andre Geim und der britisch-russische Physiker Konstantin Novoselov für ihre Arbeiten zu Graphen. Das einlagige Gitter aus Kohlenstoffatomen leitet hervorragend Hitze und Strom.

    2009: Charles Kao (China), Willard Boyle und George Smith (beide USA) für die schnelle Datenübertragung durch Glasfasern sowie für den lichtempfindlichen CCD-Chip.

    2008: Yoichiro Nambu (USA), Makoto Kobayashi (Japan) und Toshihide Maskawa (Japan) für die Entdeckung und Erklärung sogenannter Symmetriebrechungen in der Teilchenphysik, die das Verständnis der Natur entscheidend verbessert haben.

    2007: Peter Grünberg (Deutschland) und Albert Fert (Frankreich) für die Entdeckung des «Riesenmagnetowiderstands», durch den sich die Speicherkapazität von Computer-Festplatten drastisch erhöhen ließ.

    2006: John C. Mather und George F. Smoot (beide USA) für die Entdeckung der Saat der Galaxien in der kosmischen Hintergrundstrahlung, dem «Echo des Urknalls».

    2005: Roy J. Glauber (USA) für Grundlagen der Quantenoptik sowie John L. Hall (USA) und Theodor W. Hänsch (Deutschland) für die Entwicklung einer laserbasierten Präzisionsmesstechnik für Lichtfrequenzen.

    2004: David J. Gross, H. David Politzer und Frank Wilczek (alle USA) für Erkenntnisse zur Kraft zwischen den kleinsten Materieteilchen im Atomkern, den Quarks.

    2003: Alexej Abrikosow (USA und Russland), Vitali Ginsburg (Russland) Anthony Leggett (USA und Großbritannien) für bahnbrechende Arbeiten zu Supraleitern und Supraflüssigkeiten.

    Das Higgs-Teilchens gilt als eine der größten Entdeckungen in den vergangenen 50 Jahren. Es war das fehlende Puzzlestück im Standardmodell vom Aufbau der Materie.

    Higgs war als junger Forscher an der Universität in Edinburgh tätig, als ihm seine revolutionäre "Eingebung" kam. Während einer Wanderung in den Bergen des schottischen Hochlands sei er dem Teilchen auf die Spur gekommen. Nicht sofort wurde ihm Glauben geschenkt. Sein erster Aufsatz zum Thema wurde in den vom Cern herausgegebenen "Physics Letters" nicht einmal abgedruckt. Später gab das Cern Milliardenbeträge aus, um die Higgs-Theorie zu verifizieren.

    Der überarbeitete Aufsatz wurde schließlich 1964 im Konkurrenzblatt "Physical Review Letters" veröffentlicht. Aber die Fachwelt zweifelte weiter, so auch der Physiker Stephen Hawking. Er schloss sogar eine Wette dagegen ab. Später musste Hawking zugeben, dass er 100 Dollar verloren habe.

    Der Begriff "Gottesteilchen" war Higgs stets zuwider. Den Namen hat 1993 ein Verleger geprägt. Der Physik-Nobelpreisträger Leon Lederman wollte ein Buch unter dem Titel "Das gottverdammte Teilchen" veröffentlichen - sein Verleger setzte aber den Titel "

    Nobelpreis für Physik: Ein bescheidener Forscher

    Higgs' Arbeit ist kompliziert. 1993 bot der damalige britische Wissenschaftsminister William Waldegrave eine Flasche Champagner für jeden, der auf einem einzigen Blatt die Erkenntnisse erklären könne.

    Higgs wurde am 29. Mai 1929 in Newcastle upon Tyne als Sohn eines Toningenieurs geboren. Er engagierte sich auch politisch. Higgs unterstützte die Anti-Atomwaffen-Bewegung, stoppte sein Engagement aber, als diese sich auch gegen die zivile Nutzung der Atomkraft richtete. Greenpeace unterstützte er solange, bis sich die Organisation gegen den Einsatz der Gentechnik positionierte. "Sie waren ziemlich hysterisch", sagte er dem "Daily Telegraph".

    2004 blieb er der Preisverleihung für den Wolf-Preis in Jerusalem fern - eine der prestigeträchtigsten Auszeichnungen in der Physik. Er werde nicht nach Israel reisen, aus Protest gegen die Palästinenser-Politik der Regierung, begründete er sein Fernbleiben.

    Bezüglich seiner Entdeckung blieb der zweifache Vater Higgs stets bescheiden. "Ich dachte nicht, dass es Zeit meines Lebens noch passiert", sagte er jüngst dem Fachblatt "New Scientist". Die Lage habe sich geändert, als die großen Teilchenbeschleuniger gebaut wurden. "Manchmal ist es nett, recht zu haben", fügte er hinzu.

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