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Nobelpreis für Physik: "Revolutionäre Forschung": Erfinder blauer Leuchtdioden erhalten Nobelpreis

Nobelpreis für Physik

"Revolutionäre Forschung": Erfinder blauer Leuchtdioden erhalten Nobelpreis

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    Shuji Nakamura und seine Kollegen Isamu Akasaki und Hiroshi Amano werden mit dem Nobelpreis für Physik geehrt.
    Shuji Nakamura und seine Kollegen Isamu Akasaki und Hiroshi Amano werden mit dem Nobelpreis für Physik geehrt. Foto: epa/Randall Lamb (dpa)

    Der Nobelpreis für Physik haben in diesem Jahr die japanischen Wissenschaftler Isamu Akasaki und Hiroshi Amano sowie der US-Forscher Shuji Nakamura für ihre Entwicklung der blauen Leuchtdioden erhalten. Das Nobelpreiskomitee würdigte am Dienstag ihre "revolutionäre" Forschung. Es begründete seine Entscheidung ganz wesentlich mit den positiven Auswirkungen der Entwicklung auf die Umwelt.

    Physik-Nobelpreis für Vorläufer von energiesparenden LEDs

    Die blauen Leuchtdioden (LED) sind der Vorläufer für moderne energiesparende weiße LEDs. Ihre Entwicklung aus Halbleitern zu Beginn der 90er Jahre gilt als Meilenstein in der Lichttechnologie. Zuvor hatte es zwar schon lange Zeit rot und grün strahlende Dioden gegeben, ohne das blaue Licht wäre aber die Entwicklung weißer LEDs nicht möglich gewesen. Das blaue Licht ließ allerdings jahrzehntelang auf sich warten.

    Das Nobelpreiskomitee würdigte nach eigenen Worten eine "revolutionäre" Forschung zu "neuen energieeffizienten und umweltfreundlichen Lichtquellen". "Weiß strahlende Glühbirnen haben das 20. Jahrhundert erleuchtet, das 21. Jahrhundert wird von LED-Lampen erleuchtet", erklärte das Komitee. Akasaki, Amano und Nakamura hätten "Erfolg gehabt, wo alle anderen gescheitert sind".

    Wissenschaftler erhalten Nobelpreis für "Meilenstein in der Lichttechnologie"

    Weiße LEDs sind inzwischen weit verbreitet, ob als Glühlampen oder in Displays elektronischer Geräte. Sie geben ein helles Licht, leuchten zehntausende Stunden lang und haben einen wesentlich geringeren Energieverbrauch als herkömmliche Glühlampen. Die von dem US-Forscher Thomas Edison im 19. Jahrhundert erfundenen klassischen Birnen stehen in der Europäischen Union inzwischen vor dem Aus.

    Physik-Nobelpreisträger der letzten Jahre

    2017: Der Nobelpreis geht an drei US-Wissenschaftler für ihre Forschung zu Gravitationswellen.

    2016: David J. Thouless, F. Duncan Haldane und J. Michael Kosterlitz für die Erforschung von Materiezuständen. Sie haben laut Nobelkomitee "Fortschritte für das theoretische Verständnis der Mysterien von Materie gebracht" und "neue Perspektiven für die Entwicklung innovativer Materialien geschaffen".

    2015: Der Japaner Takaaki Kajita und der Kanadier Arthur McDonald. Sie hatten nachgewiesen, dass Neutrinos eine Masse besitzen. Die winzigen neutralen Elementarteilchen durchströmen das All und selbst Mauern.

    2014: Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura aus Japan für blau leuchtende Dioden.

    2013: Der Belgier François Englert und der Brite Peter Higgs für die Vorhersage des Higgs-Teilchens.

    2012: Serge Haroche aus Frankreich und David Wineland aus den USA für Fallen, mit denen sich geladene Teilchen (Ionen) und Licht (Photonen) einfangen lassen. Sie schufen damit Grundlagen für genauere Uhren und grundsätzlich neue Computer.

    2011: Saul Perlmutter, Adam G. Riess (beide USA) und Brian P. Schmidt (USA und Australien) für die Beobachtung, dass sich das All derzeit immer schneller ausdehnt.

    2010: Der Niederländer Andre Geim und der britisch-russische Physiker Konstantin Novoselov für ihre Arbeiten zu Graphen. Das einlagige Gitter aus Kohlenstoffatomen leitet hervorragend Hitze und Strom.

    2009: Charles Kao (China), Willard Boyle und George Smith (beide USA) für die schnelle Datenübertragung durch Glasfasern sowie für den lichtempfindlichen CCD-Chip.

    2008: Yoichiro Nambu (USA), Makoto Kobayashi (Japan) und Toshihide Maskawa (Japan) für die Entdeckung und Erklärung sogenannter Symmetriebrechungen in der Teilchenphysik, die das Verständnis der Natur entscheidend verbessert haben.

    2007: Peter Grünberg (Deutschland) und Albert Fert (Frankreich) für die Entdeckung des "Riesenmagnetowiderstands", durch den sich die Speicherkapazität von Computer-Festplatten drastisch erhöhen ließ.

    2006: John C. Mather und George F. Smoot (beide USA) für die Entdeckung der Saat der Galaxien in der kosmischen Hintergrundstrahlung, dem "Echo des Urknalls".

    2005: Roy J. Glauber (USA) für Grundlagen der Quantenoptik sowie John L. Hall (USA) und Theodor W. Hänsch (Deutschland) für die Entwicklung einer laserbasierten Präzisionsmesstechnik für Lichtfrequenzen.

    2004: David J. Gross, H. David Politzer und Frank Wilczek (alle USA) für Erkenntnisse zur Kraft zwischen den kleinsten Materieteilchen im Atomkern, den Quarks. dpa

    "Mit der Einführung der LED-Lampen haben wir nun länger haltbare und effizientere Alternativen zu älteren Lichtquellen", erklärte das Nobelpreis-Komitee. Obwohl die blauen LEDs erst vor 20 Jahren entwickelt worden seien, hätten sie "Nutzen für alle" geschaffen. Das Komitee würdigte damit, dass die energieeffizienteren Lampen auch verstärkt Menschen in armen Regionen der Welt mit elektrischem Licht versorgen.

    Rund ein Viertel des weltweiten Energieverbrauchs wird für Beleuchtung verwendet. Regierungen in vielen Staaten werben daher für den Einsatz von LEDs anstelle von herkömmlichen Glühlampen. Da LEDs zudem mit sehr wenig Elektrizität auskommen, lassen sie sich in schwach entwickelten Regionen ohne zuverlässige große Stromnetze mit Solarenergie betreiben. Dies kann Schätzungen zufolge mehr als 1,5 Milliarden Menschen zugute kommen.

    Diesjährige Nobelpreisträger erhalten rund 880.000 Euro

    Akasaki und Amano, geboren in den Jahren 1929 und 1960, sind Professoren an zwei Universitäten im japanischen Nagoya. In der Stadt arbeiteten sie auch zusammen an ihrem Beitrag zur Entwicklung der LEDs. Nakamura, geboren im Jahr 1954 in Japan, ist inzwischen US-Bürger und lehrt an der University of California in Santa Barbara. Am Dienstag nannte Nakamura die Auszeichnung "unglaublich", Akasaki sprach von einer "großen Ehre".

    Der Physik-Nobelpreis ist mit insgesamt acht Millionen schwedischen Kronen (gut 880.000 Euro) dotiert, den sich die Forscher teilen müssen. Die Nobelpreise werden am 10. Dezember, dem Todestag des Preisgründers Alfred Nobel im Jahr 1896, in Stockholm verliehen.

    Physik-Nobelpreis 2013 für die Vorhersage des Higgs-Bosons

    Im vergangenen Jahr ging der Physik-Nobelpreis an den Briten Peter Higgs und den Belgier François Englert für ihre Vorhersage des Higgs-Bosons, das auch "Gottesteilchen" genannt wird. Dabei geht es darum, wie Teilchen - also die Grundbausteine der Materie - ihre Masse erhalten.

    Zahlen und Fakten zum Nobelpreis

    Spannende Zahlen und Fakten zum Nobelpreis und seinen Trägerinnen und Trägern:

    Der in Russland geborene US-Bürger Leonid Hurwicz gewann 2007 die Wirtschaftsauszeichnung - er war 90 und damit älter als jeder andere bisherige Preisträger.

    Hurwicz starb nur wenige Monate nach seinem späten Triumph.

    Die britische Autorin Doris Lessing setzte 2007 einen neuen Altersrekord beim Literaturnobelpreis. Sie war 87 Jahre alt.

    Erst 25 Jahre alt war der Brite Lawrence Bragg, als er 1915 den Physiknobelpreis zugesprochen bekam.

    Der Altersdurchschnitt aller Preisträger in sämtlichen Kategorien von 1901 bis 2012 ist 59 Jahre.

    Bislang wurden knapp 800 Mal Männer, aber nur 44 Mal Frauen ausgezeichnet - darunter Marie Curie als einzige Frau zweimal.

    Der Wirtschaftsnobelpreis ging bisher nur einmal nicht an einen Mann: 2009 gewann Elinor Ostrom aus den USA.

    Unter den bisherigen Preisträgern sind sechs Väter und Söhne sowie ein Vater-Tochter- und ein Mutter-Tochter-Paar.

    Auch drei Ehepaare wurden schon mit Nobelpreisen bedacht.

    Im Zentrum steht dabei die Familie Curie: Das Ehepaar Pierre und Marie erhielt 1903 den Physiknobelpreis, Marie Curie wurde zudem 1911 in Chemie geehrt.

    Die Träger des Literaturnobelpreises schrieben am häufigsten auf Englisch.

    Sechs Mal ist es bislang vorgekommen, dass Preisträger die Annahme der Auszeichnung verweigerten.

    Der Franzose Jean-Paul Sartre lehnte 1964 den Literaturnobelpreis ab, der damalige vietnamesische Ministerpräsident Le Duc Tho wies 1973 den Friedensnobelpreis zurück, weil er ihn nicht mit US-Außenminister Henry Kissinger teilen wollte.

    Die Nazis zwangen Richard Kuhn (Chemie, 1938), Adolf Butenandt (Chemie, 1939) und Gerhard Domagk (Medizin, 1939) zur Ablehnung.

    1958 sorgten die sowjetischen Behörden dafür, das Boris Pasternak den Literaturnobelpreis nicht annahm.

    Drei Träger des Friedensnobelpreises waren bei Bekanntgabe ihrer Auszeichnung inhaftiert: der deutsche Pazifist und Journalist Carl von Ossietzky 1935, die birmanische Oppositionelle Aung San Suu Kyi 1991 und der chinesische Dissident Liu Xiabao 2010.

    Am Montag wurden der US-britische Neurowissenschaftler John O'Keefe sowie das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Sie hatten Zellen entdeckt, die ein System im Gehirn bilden, das eine maßgebliche Rolle bei der räumlichen Orientierung spielt. Am Mittwoch wird der Chemie-Nobelpreisträger bekannt gegeben. afp

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