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Nobelpreis: Physik-Nobelpreis geht an Teilchenforscher aus Japan und Kanada

Nobelpreis

Physik-Nobelpreis geht an Teilchenforscher aus Japan und Kanada

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    Das Nobelpreiskommitee  verkündet die diesjährigen Physik-Nobelpreisträger Takaaki Kajita und Arthur McDonald.
    Das Nobelpreiskommitee verkündet die diesjährigen Physik-Nobelpreisträger Takaaki Kajita und Arthur McDonald. Foto: Fredrik Sandberg (dpa)

    Der Physik-Nobelpreis geht in diesem Jahr an die Teilchenforscher Takaaki Kajita aus Japan und Arthur McDonald aus Kanada. Sie hätten den Nachweis erbracht, dass Neutrinos eine Masse besitzen, teilte am Dienstag die Akademie der Wissenschaften in Stockholm mit. Diese Entdeckung habe das Verständnis von der Funktionsweise von Materie verändert und könnte "unsere Sicht auf das Universum" entscheidend beeinflussen. 

    Neutrinos zählen zu den extremen Leichtgewichten unter den Elementarteilchen, sie fliegen durch fast alles hindurch und haben keine elektronische Ladung. Dass es sie gibt, wurde bereits 1930 vermutet, nachgewiesen wurden sie aber erst in den 1950er Jahren.

    Neue Erkenntnisse über sogenannte Neutrino-Teilchen

    Zahlen und Fakten zum Nobelpreis

    Spannende Zahlen und Fakten zum Nobelpreis und seinen Trägerinnen und Trägern:

    Der in Russland geborene US-Bürger Leonid Hurwicz gewann 2007 die Wirtschaftsauszeichnung - er war 90 und damit älter als jeder andere bisherige Preisträger.

    Hurwicz starb nur wenige Monate nach seinem späten Triumph.

    Die britische Autorin Doris Lessing setzte 2007 einen neuen Altersrekord beim Literaturnobelpreis. Sie war 87 Jahre alt.

    Erst 25 Jahre alt war der Brite Lawrence Bragg, als er 1915 den Physiknobelpreis zugesprochen bekam.

    Der Altersdurchschnitt aller Preisträger in sämtlichen Kategorien von 1901 bis 2012 ist 59 Jahre.

    Bislang wurden knapp 800 Mal Männer, aber nur 44 Mal Frauen ausgezeichnet - darunter Marie Curie als einzige Frau zweimal.

    Der Wirtschaftsnobelpreis ging bisher nur einmal nicht an einen Mann: 2009 gewann Elinor Ostrom aus den USA.

    Unter den bisherigen Preisträgern sind sechs Väter und Söhne sowie ein Vater-Tochter- und ein Mutter-Tochter-Paar.

    Auch drei Ehepaare wurden schon mit Nobelpreisen bedacht.

    Im Zentrum steht dabei die Familie Curie: Das Ehepaar Pierre und Marie erhielt 1903 den Physiknobelpreis, Marie Curie wurde zudem 1911 in Chemie geehrt.

    Die Träger des Literaturnobelpreises schrieben am häufigsten auf Englisch.

    Sechs Mal ist es bislang vorgekommen, dass Preisträger die Annahme der Auszeichnung verweigerten.

    Der Franzose Jean-Paul Sartre lehnte 1964 den Literaturnobelpreis ab, der damalige vietnamesische Ministerpräsident Le Duc Tho wies 1973 den Friedensnobelpreis zurück, weil er ihn nicht mit US-Außenminister Henry Kissinger teilen wollte.

    Die Nazis zwangen Richard Kuhn (Chemie, 1938), Adolf Butenandt (Chemie, 1939) und Gerhard Domagk (Medizin, 1939) zur Ablehnung.

    1958 sorgten die sowjetischen Behörden dafür, das Boris Pasternak den Literaturnobelpreis nicht annahm.

    Drei Träger des Friedensnobelpreises waren bei Bekanntgabe ihrer Auszeichnung inhaftiert: der deutsche Pazifist und Journalist Carl von Ossietzky 1935, die birmanische Oppositionelle Aung San Suu Kyi 1991 und der chinesische Dissident Liu Xiabao 2010.

    Nach dem Standardmodell der Physik, das den Aufbau der Materie aus nur wenigen Elementarteilchen erklärt, haben Neutrinos keine Masse. Mit ihren Forschungen konnten Kajita und McDonald jedoch unabhängig voneinander nachweisen, dass von der Sonne erzeugte Elektron-Neutrinos auf dem Weg zur Erde ihre Identität wechseln können - nach den Regeln der Quantenphysik sind diese "Oszillationen" aber nur möglich, wenn Neutrinos eine Masse besitzen.

    Dem Nobel-Komitee zufolge sorgten die Experimente der beiden Forscher für "den ersten Riss im Standardmodell". Es sei deutlich geworden, dass mit dem Modell die "Funktion der grundlegenden Bestandteile des Universums" nicht vollständig erklärt werden könne. Seitdem werde weltweit daran gearbeitet, die rätselhaften Neutrinos besser zu verstehen, und weitere Entdeckungen könnten "unser derzeitiges Verständnis von der Geschichte, der Struktur und dem künftigen Schicksal des Universums" verändern.

    Bereits im Jahr 2002 war der Physik-Nobelpreis an zwei Pioniere der Erforschung kosmischer Neutrinos verliehen worden - den US-Bürger Raymond Davis und den Japaner Masatoshi Koshiba.

    Freude unter den frisch ernannten Nobelpreisträgern

    Takaaki Kajita und Arthur McDonald zeigten sich gleichermaßen überrascht von ihrer Auszeichnung. Als erstes habe er seine Frau umarmt, sagte der 72-jährige Kanadier, der von dem Anruf der Nobelstiftung geweckt worden war. Sein 56-jähriger japanischer Kollege sah gerade durch seine E-Mails, als er den Anruf erhielt. Es sei "kaum zu glauben", sagte er. McDonald erinnerte an die "vielen Kollegen", die einen beträchtlichen Anteil an seinen Forschungen hätten.

    Im Vorjahr war der Preis an die drei gebürtigen Japaner Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura gegangen. Sie hatten die blauen Leuchtdioden (LED) als eine neue energiesparende Lichtquelle entwickelt. Der Preis ist mit umgerechnet rund 850.000 Euro dotiert. Am Mittwoch werden die Träger des Chemie-Nobelpreises bekanntgegeben. Überreicht werden die Preise traditionell bei einer Zeremonie am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter Alfred Nobel. AFP

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