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Nobelpreis 2018: Nobelpreisträgerin: Wir müssen Physikerinnen feiern

Nobelpreis 2018

Nobelpreisträgerin: Wir müssen Physikerinnen feiern

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    Die kanadische Professorin Donna Strickland ist bald die dritte Frau mit einem Physik-Nobelpreis.
    Die kanadische Professorin Donna Strickland ist bald die dritte Frau mit einem Physik-Nobelpreis. Foto: University of Waterloo via AP, dpa

    Die Kanadierin Donna Strickland ist erst die dritte Frau, die jemals einen Physik-Nobelpreis bekam. "Wir müssen Physikerinnen feiern, denn es gibt sie da draußen", sagte die Laserexpertin am Dienstag in einem Telefonat mit der königlich-schwedischen Akademie für die Wissenschaften. "Ich fühle mich geehrt, eine dieser Frauen zu sein." Nach dem Anruf am Morgen sei ihr erster Gedanke gewesen: "Das ist verrückt." Sie habe sich gefragt, ob es überhaupt wahr sei.

    Nobelpreisverleihung: Kritik an Thematisierung des Ungleichgewichts zwischen Männern und Frauen

    Die Nominierung von Strickland hat auch im Netz für viele Reaktionen gesorgt. Ihr Name war zeitweise auf Platz fünf der weltweiten Twitter-Trends, während gleichzeitig der offizielle Hashtag #NobelPrize dort nicht zu sehen war. Die meisten Nutzer gratulierten der 59-Jährigen, wobei viele herausstellten, dass sie als erste Frau seit Jahrzehnten in der Kategorie Physik ausgezeichnet wird. "55 Jahre war jetzt aber auch keine Minute zu früh", schrieb beispielsweise ein Nutzer. Wenige andere kritisierten wiederum, dass dieses Ungleichgewicht thematisiert wurde. Es komme nicht auf das Geschlecht, sondern die Leistung an.

    Die Europäische Organisation für Kernforschung (Cern) in Genf hat gerade einen Physiker suspendiert, der sich über unfaire Frauenförderung in der Physik beschwert hat. Ausgerechnet bei einem Workshop, der mehr junge Frauen für die Physik gewinnen wollte, zeigte er vergangenen Freitag bei einer Präsentation Folien, die belegen sollten, dass Frauen Jobs bekommen hätten, die nach Erfahrung eigentlich ihm zugestanden hätten. Anwesende Physikerinnen waren schockiert.

    Donna Strickland für Forschung an Methode für präzise Laserimpulse nominiert

    Der Physiker der Universität von Pisa (Italien), der auch am Cern forschte, habe für den Workshop eine Präsentation angemeldet, die zunächst abgelehnt worden war, sagte Cern-Pressesprecher Arno Marsollier. Er habe aber insistiert und sei deshalb auf die Rednerliste gekommen. Die Veranstalter hätten den Inhalt vorher nicht gekannt. Weil er Frauen mit Namen nannte, die seiner Ansicht nach unfair bevorzugt worden seien, habe man die Präsentation gelöscht. Der Vorfall werde untersucht, bevor weitere Schritte eingeleitet würden. 

    Strickland hatte zusammen mit dem Franzosen Gerard Mourou eine Methode entwickelt, sehr intensive, hochpräzise Laserimpulse zu erzeugen, die beispielsweise bei Augenoperationen eingesetzt werden. Sie teilt sich den Nobelpreis mit Mourou und dem US-Amerikaner Arthur Ashkin.

    Physik-Nobelpreisträger der letzten Jahre

    2017: Der Nobelpreis geht an drei US-Wissenschaftler für ihre Forschung zu Gravitationswellen.

    2016: David J. Thouless, F. Duncan Haldane und J. Michael Kosterlitz für die Erforschung von Materiezuständen. Sie haben laut Nobelkomitee "Fortschritte für das theoretische Verständnis der Mysterien von Materie gebracht" und "neue Perspektiven für die Entwicklung innovativer Materialien geschaffen".

    2015: Der Japaner Takaaki Kajita und der Kanadier Arthur McDonald. Sie hatten nachgewiesen, dass Neutrinos eine Masse besitzen. Die winzigen neutralen Elementarteilchen durchströmen das All und selbst Mauern.

    2014: Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura aus Japan für blau leuchtende Dioden.

    2013: Der Belgier François Englert und der Brite Peter Higgs für die Vorhersage des Higgs-Teilchens.

    2012: Serge Haroche aus Frankreich und David Wineland aus den USA für Fallen, mit denen sich geladene Teilchen (Ionen) und Licht (Photonen) einfangen lassen. Sie schufen damit Grundlagen für genauere Uhren und grundsätzlich neue Computer.

    2011: Saul Perlmutter, Adam G. Riess (beide USA) und Brian P. Schmidt (USA und Australien) für die Beobachtung, dass sich das All derzeit immer schneller ausdehnt.

    2010: Der Niederländer Andre Geim und der britisch-russische Physiker Konstantin Novoselov für ihre Arbeiten zu Graphen. Das einlagige Gitter aus Kohlenstoffatomen leitet hervorragend Hitze und Strom.

    2009: Charles Kao (China), Willard Boyle und George Smith (beide USA) für die schnelle Datenübertragung durch Glasfasern sowie für den lichtempfindlichen CCD-Chip.

    2008: Yoichiro Nambu (USA), Makoto Kobayashi (Japan) und Toshihide Maskawa (Japan) für die Entdeckung und Erklärung sogenannter Symmetriebrechungen in der Teilchenphysik, die das Verständnis der Natur entscheidend verbessert haben.

    2007: Peter Grünberg (Deutschland) und Albert Fert (Frankreich) für die Entdeckung des "Riesenmagnetowiderstands", durch den sich die Speicherkapazität von Computer-Festplatten drastisch erhöhen ließ.

    2006: John C. Mather und George F. Smoot (beide USA) für die Entdeckung der Saat der Galaxien in der kosmischen Hintergrundstrahlung, dem "Echo des Urknalls".

    2005: Roy J. Glauber (USA) für Grundlagen der Quantenoptik sowie John L. Hall (USA) und Theodor W. Hänsch (Deutschland) für die Entwicklung einer laserbasierten Präzisionsmesstechnik für Lichtfrequenzen.

    2004: David J. Gross, H. David Politzer und Frank Wilczek (alle USA) für Erkenntnisse zur Kraft zwischen den kleinsten Materieteilchen im Atomkern, den Quarks. dpa

    Bisher haben zwei Frauen den Physik-Nobelpreis verliehen bekommen. Insgesamt waren 48 der fast 900 Nobelpreisträger weiblich. Die diesjährigen Gewinner sollen ihre Auszeichnung, wie es traditionell üblich ist, am 10. Dezember verliehen bekommen. (dpa)

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