Ein heftiger Sonnensturm hat die Erde getroffen und vor allem in Nordskandinavien für ein beeindruckendes Himmelsschauspiel gesorgt. Seit dem Jahr 2003 hat es keinen so intensiven Plasmabeschuss der Erde mehr gegeben, wie auf der Internetseite des Goddard Space Flight Center der NASA bekannt gegeben wurde. Der Sonnensturm wurde von den Raumfahrtexperten der NASA als stark klassifiziert. Es gebe aber noch stärkere Stürme, erklärt Doug Biesecker vom Zentrum für Weltraumwettervorhersagen der US-Wetterbehörde NOAA.
Sonnensturm: Störung des Magnetfelds der Erde
Ein Sonnensturm ist, unwissenschaftlich ausgedrückt, eine Störung des Magnetfelds rund um die Erde. Die Magnetosphäre wird gestört, wenn auf der Sonne zum Beispiel eine heftige Eruption stattfand. Dann fliegen geladene Teilchen einer Plasmawolke in Richtung der Erdatmosphäre. Mögliche Auswirkungen auf Elektrogeräte hier auf der Erde sollten gering sein. Doch Satelliten, die in einer Höhe von 36.000 Kilometern um die Erde kreisen könnten kurzzeitig ausfallen.
Es wurde schon schon oft vor Sonnenstürmen gewarnt. Die Gefahr ist theoretisch auch da. Die Erfahrung aus den vergangenen Jahren zeigt jedoch, dass selten etwas passiert. Auszuschließen ist es nicht. So führte 1973 eine Sonneneruption zu einem Stromausfall in der kanadischen Provinz Québec - sechs Millionen Menschen saßen damals im Dunkeln. Panik muss man aber keine bekommen.
Die Teilchen der aktuellen Wolke hätten zusammen in etwa die Masse eines großen Berges in deutschen Mittelgebirgen, sagte Werner Curdt vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau (Niedersachsen). Eine Wolke dieser Größe benötige mehrere Stunden, bis sie komplett eingetroffen sei, daher seien etwaige Schäden zunächst nicht exakt zu bestimmen.
Plasmawolke: Am Montag von der Sonne gelöst
Die Plasmawolke hatte sich am Montag von der Sonne gelöst. Sie hatte nach NOAA-Angaben eine Anfangsgeschwindigkeit von mehr als 2000 Kilometern pro Sekunde - das sind über 7,2 Millionen Kilometer pro Stunde. Im Norden Skandinaviens konnten die Menschen in Folge des starken Sonnensturms spektakuläre Polarlichter beobachten. Für Menschen auf dem Erdboden ist das Phänomen völlig ungefährlich. Passagiere in Langstreckenflügen können in Extremfällen einer erhöhten Strahlenbelastung ausgesetzt sein.
"Die Strahlungsbelastung, die während eines starken Sonnensturms bei Flügen über den Polen maximal auftreten kann, liegt in etwa bei einmal Röntgen", hatte der Sonnenphysiker Volker Bothmer von der Universität Göttingen kürzlich erläutert. Das sei für die Passagiere zwar kein Problem, sehr wohl aber für das Flugpersonal - weil es der Belastung häufiger ausgesetzt ist.
Bei einem Ausbruch, von Forschern als "koronaler Massenauswurf" (KMA) bezeichnet, werden geladene Partikel von der Sonne ausgestoßen. Große Sonneneruptionen und die dadurch entstehenden Sonnenstürme können auf der Erde auch negative Auswirkungen auf Elektronikgeräte haben.
Besonders gefährdet sind Telekommunikationssatelliten oder die 20.000 Kilometer von der Erde entfernt im All kreisenden Satelliten des Navigationssystems GPS, von dem die moderne Luft- und Schifffahrt weitgehend abhängig ist.
Sonnensturm macht spektakuläre Polarlichter möglich
Als Folge von Sonnenstürmen können spektakuläre Polarlichter am Nachthimmel selbst in relativ südlich gegelegenen Regionen auftreten. Polarlichter entstehen durch die Verformung des Erdmagnetfelds während eines Sonnensturms. Die geladenen Teilchen des Sonnenwinds strömen an den Feldlinien entlang zu den Erdpolen, wo sie Lichtbänder oder -bögen in verschiedenen Farben hervorrufen. Bei besonders starken Sonnenstürmen waren wiederholt auch über Deutschland Polarlichter gesichtet worden.(dpa/AZ)