Haarausfall, Geheimratsecken, Glatze - für viele Männer ist der Verlust des Haupthaares ein sensibles Thema. Jeder zweite über 50 ist davon betroffen. Viele versuchen, dem entgegenzuwirken. Doch eine neue Studie zeigt, dass das wohl alles nicht so viel bringt. Denn die Gene beeinflussen, wann und ob die Haare ausfallen.
Unter der Leitung von Wissenschaftlern der Universität Bonn ist eine Studie am Erbgut von mehr als 20.000 Männern durchgeführt worden. Dabei wurde ausgewertet, wie Haarausfall und die Entstehung einer Glatze im Zusammenhang mit Körpermerkmalen und Krankheiten steht. Das erklärt eine Pressemitteilung der Universität Bonn.
Bekommen kleine Männer früher eine Glatze?
Schon seit längerem ist bekannt, dass Herzerkrankungen und Prostatakrebs häufiger bei Männern auftreten, die unter frühzeitigem Haarausfall leiden. Um Genaueres über die Zusammenhänge herauszufinden, haben Forscher rund 11.000 Männer aus sieben verschiedenen Ländern mit frühzeitig entstandenen Glatzen untersucht. Knapp 12.000 Männer ohne Haarausfall dienten zur Kontrolle. Die Daten, die in der genetischen Studie ausgewertet wurden, erhärten den Verdacht, dass bestimmte Merkmale und Krankheiten im Zusammenhang mit einer Glatze bei einem Mann auftreten.
„Wir konnten so 63 Änderungen im menschlichen Genom identifizieren, die das Risiko für frühzeitigen Haarausfall erhöhen“, erklärt Dr. Stefanie Heilmann-Heimbach, eine der leitenden Autorinnen der internationalen Studie. „Einige dieser Änderungen wurden auch im Zusammenhang mit anderen Merkmalen und Erkrankungen gefunden, zum Beispiel einer verminderten Körpergröße, einem früheren Eintritt in die Pubertät und verschiedenen Krebserkrankungen.“ Heißt das also, dass ein kleiner Mann eher frühzeitig eine Glatze bekommt?
Wer helle Haut hat und groß ist, muss sich über Haarausfall weniger Gedanken machen
Möglich wäre das zwar. Doch auch andere Faktoren könnten eine Glatze bei einem Mann begünstigen, etwa helle Haut und eine hohe Knochendichte, wie Prof. Dr. Markus Nöthen, Direktor des Instituts für Humangenetik der Universität Bonn, erklärt. Die Studie hat auch dazu beigetragen, die biologischen Ursachen des Haarausfalls besser zu verstehen. So sind etwa Fett- und Immunzellen mit am Haarausfall beteiligt.
Die Kernaussage der Studie lautet: Haarausfall ist kein isoliertes körperliches Merkmal, sondern steht im Zusammenhang mit verschiedenen anderen genetischen Eigenschaften. Ein Mann mit heller Haut, hoher Knochendichte oder geringer Körpergröße braucht sich allerdings keine allzu großen Sorgen machen - die Risiken für Krankheiten sind in diesem Zusammenhang nur geringfügig erhöht. Die Studie über Glatzen erschien im Fachblatt "Nature Communications".
Führt Testosteron zu Glatzenbildung und Haarausfall?
Einen Zusammenhang zwischen Haarsausfall und Testosteron gibt es übrigens nicht. Wissenschaftler der Universitätsmedizin Greifswald haben diesen Mythos in einer großen Studie systematisch untersucht und widerlegt. Die Auswertung der Daten der 373 männlichen Teilnehmer habe keinen Zusammenhang zwischen Sexualhormonen wie Testosteron oder Androstendion und Haarausfall ergeben. sh
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