Tübinger Forscher haben das Implantat Alpha IMS entwickelt, das unter die Netzhaut gesetzt wird. Patienten, die durch die erblich bedingte Augenkrankheit Retinitis pigmentosa erblindet sind, können mithilfe der Netzhaut-Chips im Auge wieder sehen. Die Krankheit führt dazu, dass Sehzellen absterben, die in der Netzhaut Licht in elektrische Impulse umwandeln. Diese Funktion können die Netzhaut-Chips übernehmen. Doch die Technik ist teuer - und kann noch verbessert werden.
Netzhaut-Chips: Verbesserung bei Handhabung, Haltbarkeit und Auflösung
Etwa 30.000 bis 40.000 Menschen in Deutschland leiden an Retinitis pigmentosa, knapp 1.000 erblinden jedes Jahr. Am Donnerstag, 9. Juni, diskutieren Experten beim Internationalen Kongress der Deutschen Augenchirurgen in Nürnberg über den Netzhaut-Chip als Lösung. Derzeit werden zwei Arten von Chips genutzt, ein US-amerikanischer und ein deutscher. Alle Forscher sind dabei, ihre Technik zu verbessern, gerade was Handhabbarkeit und Haltbarkeit betrifft.
Das Ziel ist momentan, dass Netzhaut-Chips 20 bis 30 Jahre lang im Auge bleiben können. Denn die Patienten sind erst 30 bis 40 Jahre alt, wenn die Krankheit ausbricht. Der deutsche Chip kann derzeit bis zu fünf Jahre im Auge bleiben, das amerikanische Produkt etwas länger. Aber auch die Qualität des Sehens soll besser werden. Die Netzhaut-Chips sollen eine bessere Auflösung bekommen.
Netzhaut-Chips ermöglichen Erblindeten ein bisschen Sehkraft
Die Technik ist bereits ein Schritt in die richtige Richtung - Erblindete können zumindest grobe Umrisse, Bewegungen und Menschen wieder erkennen, wenn auch in Grautönen. Die Anpassung an die Umgebungshelligkeit muss außerdem noch mithilfe eines kleinen Geräts selbst gesteuert werden. Das ist nicht viel im Vergleich zu der Sehkraft eines Gesunden, aber die zusätzliche Sehkraft hilft schon sehr viel.
Der drei mal drei Millimeter große Netzhaut-Chip ersetzt die abgestorbenen lichtempfindlichen Sehzellen, die sogenannten Zapfen. Der Chip wandelt wie ein Kamera-Chip einfallendes Licht in elektrische Signale um, die dann ans Gehirn weitergegeben werden. Dort können dann wieder Bilder entstehen. Bei 75 Prozent der operierten Patienten funktioniert das. Die Technik kann aber nur bei Menschen eingesetzt werden, die schon einmal sehen konnten. dpa/lsw/sh