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Nachweis von Gravitationswellen: Physik-Nobelpreis: Wenn Sterne explodieren...

Nachweis von Gravitationswellen

Physik-Nobelpreis: Wenn Sterne explodieren...

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    Auf einem Monitor sind die diesjährigen Nobelpreisgewinner für Physik zu sehen.
    Auf einem Monitor sind die diesjährigen Nobelpreisgewinner für Physik zu sehen. Foto: Jessica Gow/TT NEWS AGENCY, dpa (Archiv)

    Ihr Erfolg öffnet einen neuen Blick ins Universum - möglicherweise bis zum Beginn der Zeit: Für den direkten Nachweis von Gravitationswellen bekommen drei Forscher den Nobelpreis für Physik.

    Die US-Wissenschaftler Rainer Weiss, Barry Barish und Kip Thorne waren maßgeblich am Aufbau des Detektors Ligo in den USA beteiligt, an dem 2015 erstmals Gravitationswellen registriert wurden. "Jeder der Preisträger von 2017 war mit seinem Enthusiasmus und seiner Entschlossenheit von unschätzbarem Wert für den Erfolg des Ligo", teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mit.

    Weiss wurde 1932 in Berlin geboren, seine Familie floh aber bald nach der Geburt mit ihm aus Nazi-Deutschland. Der 85-Jährige erhält die Hälfte des Preisgeldes. Barish (81) und Thorne (77) teilen sich die andere. "Gravitationswellen sind eine komplett neue Möglichkeit zur Beobachtung der gewaltigsten Ereignisse im Weltraum und bringen uns an die Grenzen unseres Wissens", hieß es vom Nobelkomitee.

    Physik-Nobelpreis: "Na, bist du sicher, dass das funktioniert?"

    Gravitationswellen sind Erschütterungen der Raumzeit. Sie entstehen, wenn Massen stark beschleunigt werden - etwa beim Verschmelzen Schwarzer Löcher oder der Explosion von Sternen. Albert Einstein hatte das Phänomen 1915 mit der Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt, aber selbst bezweifelt, dass man die Wellen tatsächlich eines Tages direkt nachweisen könne.

    Physik-Nobelpreisträger der letzten Jahre

    2017: Der Nobelpreis geht an drei US-Wissenschaftler für ihre Forschung zu Gravitationswellen.

    2016: David J. Thouless, F. Duncan Haldane und J. Michael Kosterlitz für die Erforschung von Materiezuständen. Sie haben laut Nobelkomitee "Fortschritte für das theoretische Verständnis der Mysterien von Materie gebracht" und "neue Perspektiven für die Entwicklung innovativer Materialien geschaffen".

    2015: Der Japaner Takaaki Kajita und der Kanadier Arthur McDonald. Sie hatten nachgewiesen, dass Neutrinos eine Masse besitzen. Die winzigen neutralen Elementarteilchen durchströmen das All und selbst Mauern.

    2014: Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura aus Japan für blau leuchtende Dioden.

    2013: Der Belgier François Englert und der Brite Peter Higgs für die Vorhersage des Higgs-Teilchens.

    2012: Serge Haroche aus Frankreich und David Wineland aus den USA für Fallen, mit denen sich geladene Teilchen (Ionen) und Licht (Photonen) einfangen lassen. Sie schufen damit Grundlagen für genauere Uhren und grundsätzlich neue Computer.

    2011: Saul Perlmutter, Adam G. Riess (beide USA) und Brian P. Schmidt (USA und Australien) für die Beobachtung, dass sich das All derzeit immer schneller ausdehnt.

    2010: Der Niederländer Andre Geim und der britisch-russische Physiker Konstantin Novoselov für ihre Arbeiten zu Graphen. Das einlagige Gitter aus Kohlenstoffatomen leitet hervorragend Hitze und Strom.

    2009: Charles Kao (China), Willard Boyle und George Smith (beide USA) für die schnelle Datenübertragung durch Glasfasern sowie für den lichtempfindlichen CCD-Chip.

    2008: Yoichiro Nambu (USA), Makoto Kobayashi (Japan) und Toshihide Maskawa (Japan) für die Entdeckung und Erklärung sogenannter Symmetriebrechungen in der Teilchenphysik, die das Verständnis der Natur entscheidend verbessert haben.

    2007: Peter Grünberg (Deutschland) und Albert Fert (Frankreich) für die Entdeckung des "Riesenmagnetowiderstands", durch den sich die Speicherkapazität von Computer-Festplatten drastisch erhöhen ließ.

    2006: John C. Mather und George F. Smoot (beide USA) für die Entdeckung der Saat der Galaxien in der kosmischen Hintergrundstrahlung, dem "Echo des Urknalls".

    2005: Roy J. Glauber (USA) für Grundlagen der Quantenoptik sowie John L. Hall (USA) und Theodor W. Hänsch (Deutschland) für die Entwicklung einer laserbasierten Präzisionsmesstechnik für Lichtfrequenzen.

    2004: David J. Gross, H. David Politzer und Frank Wilczek (alle USA) für Erkenntnisse zur Kraft zwischen den kleinsten Materieteilchen im Atomkern, den Quarks. dpa

    Dies gelang Forschern 100 Jahre später. Am 14. September 2015 registrierten die Ligo-Detektoren ein winziges Erzittern. Die durchlaufende Welle veränderte die vier Kilometer langen Tunnel des Detektors kurz um eine Distanz, die wesentlich kleiner ist als der Kern eines Wasserstoffatoms. Weiss, auf den die Idee zum Ligo zurückgeht, sagte damals erleichtert: "40 Jahre lang saß ein Affe auf meiner Schulter, der mir ins Ohr flüsterte: "Na, bist du sicher, dass das funktioniert?" (...) Und nun ist er plötzlich runtergesprungen."

    Entstanden waren die Gravitationswellen beim Verschmelzen zweier 1,3 Milliarden Lichtjahre entfernter Schwarzer Löcher. Die enorme Beschleunigung ihrer Massen ließ die Raumzeit beben. Seit dem ersten Nachweis haben Wissenschaftler solche Wellen noch mindestens drei weitere Male registriert, zuletzt Mitte August. Beteiligt an den Messungen waren mehr als 1000 Forscher in 20 Ländern, darunter maßgeblich auch Mitarbeiter des Albert-Einstein-Instituts in Hannover und Potsdam.

    Der Nachweis von Gravitationswellen ist für die Astronomie revolutionär - und wurde mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet.
    Der Nachweis von Gravitationswellen ist für die Astronomie revolutionär - und wurde mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet. Foto: Kay Nietfeld, dpa (Symbolfoto)

    "Wir gratulieren unseren Kollegen von Herzen und freuen uns sehr über diese Auszeichnung für drei Pioniere der Gravitationswellenforschung", hieß es von dort beteiligten Forschern. Sie seien stolz, Teil des internationalen Teams zu sein, dem der der Erfolg gelang. Kip Thorne sagte nach der Bekanntgabe: "Es ist unglücklich, dass der Preis nach den Statuten der Nobelpreis-Stiftung nur an maximal drei Menschen gehen kann, denn unsere wunderbare Entdeckung ist das Werk von mehr als Tausend."

    Wie wichtig die Messung von Gravitationswellen für die Astronomie ist, erläuterte Weiss am Dienstag: Mit Gravitationswellen könne man künftig "noch tiefer und tiefer ins Universum schauen". Möglicherweise sogar bis an den Beginn der Zeit, wie Roman Schnabel vom Institut für Laserphysik der Universität Hamburg erläuterte. Demnach könnte es in der Zukunft möglich sein, Gravitationswellen des Urknalls zu messen. "Damit könnte man rausfinden: Was ist in den ersten Sekunden des dpa

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