Werden Antibiotika in Deutschland oftmals leichtfertig verschrieben? Eine Studie der BKK deutete darauf hin. Nun will die Bundesregierung den sorglosen Einsatz in Zukunft eindämmen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Samstag, er wolle den zielgenauen Einsatz von Antibiotika fördern. Die Ärzte sollten in die Lage versetzt werden, "schnell und qualitätsgesichert in der Praxis festzustellen, welche Behandlung für den Patienten die richtige ist", sagte Gröhe.
Antibiotikaresistenz? Ärzte verschreiben Antibiotika meist ohne Tests
Der Minister plant finanzielle Anreize für Mediziner, um Arzneimittel genauer anzuwenden. Zu diesem Zweck sollen die Regelungen zur Erstattung von diagnostischen Verfahren verbessert werden. Dies sei Bestandteil des neuen Gesetzes zur Arzneimittelversorgung, das gerade innerhalb der Bundesregierung abgestimmt wird und demnächst vom Kabinett beschlossen werden soll.
Ärzte verschreiben ihren Patienten nach einer Krankenkassenstudie Antibiotika fast immer auf Verdacht. In 95 Prozent der Fälle verordnen Mediziner Antibiotika, ohne vorab durch einen Abstrich deren Wirksamkeit zu klären, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe am Freitag unter Berufung auf eine Erhebung der Betriebskrankenkassen Nordwest und Mitte berichtet hatten.
Einnahme von Antibiotika: Gröhe will finanzielle Anreize für Ärzte schaffen
Demnach bekamen 1,7 Millionen Menschen, ein Viertel aller BKK-Versicherten, binnen eineinhalb Jahren Antibiotika verschrieben. 1,3 Millionen Rezepte fußten allerdings auf Erkrankungen, gegen die Antibiotika in aller Regel nichts ausrichten können.
SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach sprach von "besorgniserregenden Befunden". Die Verordnungsflut müsse gestoppt und die "Antibiotikaüberversorgung eingedämmt werden", forderte Lauterbach. afp