Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

NEO-Shield: Schutzschild gegen den "Gott der Zerstörung"

NEO-Shield

Schutzschild gegen den "Gott der Zerstörung"

    • |
    Schutzschild gegen «Bomben» aus dem All. Foto: ESA dpa
    Schutzschild gegen «Bomben» aus dem All. Foto: ESA dpa

    "NEO-Shield", hilf uns gegen den Gott der Zerstörung! Was sich liest wie eine Sci-fi-Mischung aus "Matrix" und "Armageddon" könnte bald Realität werden.

    Der Asteroid Apophis, benannt nach der altägyptischen Gottheit des Chaos, schrammt im April 2029 haarscharf an der Erde vorbei. In etwa 17 Jahren wird der "Gott der Zerstörung" den Erdlingen ganz nah auf die Pelle rücken. Um wohl nur 30.000 Kilometer wird der 300 Meter große Felsbrocken die Erde verfehlen - ach ja, das ganze an einem Freitag, den 13. Wäre Apophis auf Crash-Kurs, würde sein Einschlag sehr große Regionen auf dieser unserer Welt vernichten. Zur Abwehr solcher Geschosse aus dem Weltall hat jetzt ein internationales Projekt unter Leitung des Deutschen Raumfahrtzentrums (DLR) seine Arbeit aufgenommen.

    Schutzschild gegen "Bomben" aus dem All

    Unter dem Projektnamen "NEO-Shield" wollen Forscher aus Europa, den USA und Russland in den nächsten dreieinhalb Jahren untersuchen, wie der Einschlag erdnaher Objekte - von Astronomen NEOs genannt - auf der Erde verhindert werden kann. Dazu prüfen sie unter anderem die Möglichkeit, Asteroiden durch den Einschlag einer Raumsonde von ihrer bedrohlichen Bahn abzubringen. Die EU unterstützt das Projekt mit vier Millionen Euro, weitere 1,8 Millionen Euro steuern die beteiligten Partner aus Wissenschaft und Industrie bei.

    Das sind Asteroiden, Meteoriten und Meteoroiden

    Feuerschweife, Explosionen, gleißendes Licht: Himmelserscheinungen wie Meteore und Kometen faszinieren die Menschheit seit Jahrtausenden. Aber was sind Asterioden, Meteorite und Kometen eigentlich genau?

    Asteroiden sind Klein- und Kleinstplaneten, die sich in einer Umlaufbahn um unsere Sonne bewegen. Bekannt sind bislang über eine halbe Million dieser Gesteinsköper, von denen die meisten nur ein paar Kilometer groß sind.

    Meteoroiden sind kleine und kleinste Körper, die sich auf einer Umlaufbahn um die Sonne bewegen. Sie sind also den Asterioden sehr ähnlich, eine genaue Abgrenzung zwischen beiden Formen von Himmelskörpern gibt es auch nicht.

    Einige Meteoroiden kreuzen auf ihrem Weg die Erdbahn. Wenn sie in unserer Atmosphäre verglühen, nennt man die dabei entstehende Leuchterscheinung Meteor oder auch Sternschnuppe.

    Meteorite sind Körper aus Gestein oder Metall, die auf ihrer Reise durch das All in den Anziehungsbereich der Erde geraten und auf sie stürzen. Jedes Jahr fallen etliche Meteorite auf die Erde und ziehen dabei eine gleißend helle Spur durch die Atmosphäre.

    Meteorite, die auf der Erde einschlagen, können beträchtlichen Schaden anrichten - bis hin zu globalen Katastrophen. So entstand etwa das Nördlinger Ries durch den Einschlag eines 1,5 Kilometer großen Meteoriten.

    Ein Komet ist ein Himmelskörper aus Gestein und gefrorenen Gasen. Wenn sich Kometen bei ihrem Zug durch unser Sonnensystem der Sonne nähern, erhitzt sich ihr Gas und beginnt zu leuchten.

    Manchmal haben helle Himmelserscheinungen einen irdischen Ursprung. So können zum Beispiel verglühende Reste von Raketen oder sogenannter Weltraumschrott aussehen wie Meteore.

    Apophis ist nur einer von unzähligen Gesteinsbrocken, die als Überbleibsel der Entstehung unseres Planetensystems vor gut 4,6 Milliarden Jahren um die Sonne rasen. Dabei kommen manche von ihnen der Erde sehr nah: Bisher wurden mehr als 8600 NEOs entdeckt, jeden Monat kommen 70 weitere hinzu. Aktuell verzeichnet die US-Weltraumbehörde NASA auf ihrer Internetseite 1285 Brocken, die als "potenziell gefährlich" eingestuft werden - davon 152 mit Durchmessern von mehr als einem Kilometer.

    Projekt zur Asteroidenabwehr unter deutscher Leitung gestartet

    Zu dieser Gruppe zählen Asteroiden wie jenes Zehn-Kilometer-Geschoss, das vor 65 Millionen Jahren auf Mexikos Halbinsel Yucatán einschlug, einen tiefgreifenden Klimawandel auslöste und so höchstwahrscheinlich das Aussterben der Dinosaurier einleitete. Vor 15 Millionen Jahren donnerte ein kilometergroßer Brocken auf die Schwäbische Alb herab und hinterließ einen riesigen Krater, der heute als Nördlinger Ries bekannt ist.

    Doch auch kleine "Bomben" aus dem All können große Schäden anrichten: Am 30. Juni 1908 explodierte ein 50-Meter-Brocken über dem sibirischen Fluss "Steinige Tunguska". Die Druckwelle fegte mit der Sprengkraft von mehreren hundert Hiroshima-Atombomben über das unbewohnte Waldgebiet hinweg. Wäre der Brocken über dicht besiedeltem Gebiet detoniert, hätte es hunderttausende Tote gegeben.

    NEO-Shield: Abwehrstrategien gegen drohende Einschläge

    Das "NEO-Shield"-Konsortium will jetzt Abwehrstrategien gegen drohende Einschläge entwickeln. Um die Umlaufbahnen von Asteroiden zu ändern und einen Impakt auf der Erde zu verhindern, "muss man eine Kraft auf sie ausüben", sagt der DLR-Asteroidenforscher und "NEO-Shield"-Leiter Alan Harris. "Und zwar rechtzeitig."

    Untersuchen werden die "NEO-Shield"-Teilnehmer nun den Einsatz einer Raumsonde, die auf dem Asteroiden einschlagen und ihn dadurch von seiner Bahn abbringen soll. Harris zufolge könnte dies "eine sehr realistische Methode" sein. Denkbar ist aber auch, eine Sonde möglichst dicht an den Gesteinsbrocken heranzumanövrieren. Durch die Schwerkraft seines irdischen Begleiters könnte der Asteroid nach und nach - wie von einem Seil gezogen - von seiner ursprünglichen Flugbahn abgelenkt werden. "Bisher existiert diese Methode nur auf dem Papier, aber sie könnte funktionieren", meint Harris.

    Asteroid Apophis: der "Gott der Zerstörung"

    "Wir planen auch internationale Raumfahrt-Missionen, mit denen man in einigen Jahren die erforschten Abwehrmethoden testen könnte", kündigt der "NEO-Shield"-Leiter an. Und was, wenn im Ernstfall keine Zeit mehr bleibt für langwierige Raumflug-Missionen zum kosmischen Aggressor? "Die größte Kraft, die man dann einsetzen könnte, um den Asteroiden aus seiner Bahn zu lenken, wäre eine nukleare Explosion", beschreibt Harris die aus Hollywood-Filmen bekannte Brachial-Methode im Anti-Asteroiden-Kampf. Auch diese Option wollen die Forscher zwar prüfen - eine konkrete Mission dafür planen sie aber nicht. AZ/afp

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden