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Müll: Bakterium zersetzt Plastikflaschen

Müll

Bakterium zersetzt Plastikflaschen

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    Einer Studie der Ellen-MacArthur-Stiftung zufolge landen jährlich mindestens acht Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen.
    Einer Studie der Ellen-MacArthur-Stiftung zufolge landen jährlich mindestens acht Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen. Foto: Nic Bothma (dpa), Archiv

    „Bahnbrechend“ nennt Professor Uwe Bornscheuer, Inhaber des Lehrstuhls für Biotechnologie und Enzym-Katalyse an der Universität Greifswald, die Entdeckung eines Bakteriums, das Plastik abbaut. Wie berichtet, beschreibt ein Forschungsteam aus Japan in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Science den ersten bekannten Mikroorganismus, der den Kunststoff PET abbauen und komplett stofflich verwerten kann. Diese Kunststoffart wird vor allem für Getränkeflaschen verwendet. Seine Einschätzung zur Bedeutung dieser Entdeckung veröffentlichte Bornscheuer in einem Zusatzartikel, der in der selben Ausgabe von Science erschienen ist.

    Bakterium Ideonella sakaiensis spaltet PET in seine Grundbaustoffe

    Das Bakterium Ideonella sakaiensis spaltet das PET in seine Grundbaustoffe und verstoffwechselt sie. Es ernährt sich also von dem Plastik. Somit könnte der Mikroorganismus genutzt werden, um PET umweltfreundlich zu verwerten, sagte Bornscheuer auf Nachfrage unserer Zeitung. Mehr noch: PET werde aus Erdöl hergestellt. Durch den Abbau des PET könnte man dieses bei genauer Kenntnis des Prozesses zurückgewinnen und es zur Wiederherstellung von Plastik nutzen. „Das wäre dann echtes Recycling“, sagt Bornscheuer.

    Ab wann das Bakterium einzusetzen wäre, sei schwer zu sagen. Zum PET-Abbau könnte man es sofort nutzen, sagt Bornscheuer. „Der Haken ist aber, dass es sehr langsam arbeitet.“ Man müsse es also so verändern, dass es das PET schneller zersetzt. „Wie das geht, muss erst mal herausgefunden werden. Es wird auf jeden Fall noch mehrere Jahre dauern.“

    Ob das Bakterium zur Rückgewinnung des Erdöls eingesetzt wird, sei darüber hinaus auch eine Kostenfrage, erklärt Bornscheuer. Je nachdem, wie billig Erdöl in Zukunft sein wird, könnte es sich schlicht nicht rechnen, es aus Plastik wiederzugewinnen. Auch gebe es bereits Versuche, PET chemisch zu zersetzen. Welches Verfahren sich letztlich durchsetzt, könne man heute noch nicht beantworten.

    Wo könnte das Bakterium eingesetzt werden?

    Unklar ist auch, wo das Bakterium eingesetzt werden könnte. Ob die Organismen etwa direkt ins Meer gegeben werden, wo große Mengen des Plastiks herumtreiben, oder ob man den Kunststoff in Fabriken mit dem Bakterium zusammenbringt. Denn noch sei weder bekannt, innerhalb welcher Temperaturspanne die Bakterien überleben können, noch, ob sie Salzwasser überhaupt vertragen, sagt Bornscheuer. Den Einsatz in Fabriken hält der Wissenschaftler für wahrscheinlicher. „Dort könnte man es bei optimalen Bedingungen arbeiten lassen.“

    Ein weiterer Vorteil: Das Bakterium wäre unter Kontrolle. Es sei nämlich noch nicht geklärt, ob es schädlich sei. Bornscheuer hält dies für unwahrscheinlich. Er sagt jedoch auch: „Wenn man den Organismus zwecks Optimierung gentechnisch verändert, könnte er für Mensch und Umwelt gefährlich sein und würde deshalb wohl ausschließlich abgeschottet eingesetzt werden.“

    „Bahnbrechend“ sei die Entdeckung aber nicht nur wegen der technischen Möglichkeiten. Die japanischen Wissenschaftler haben das Bakterium auf PET-Flaschen in einer Recycling-Station gefunden. „Das Bakterium überlebt lediglich auf dem PET-Kunststoff.“ Der aber kommt erst seit 70 Jahren in der Umwelt vor. Folglich habe sich der Mikroorganismus innerhalb dieser kurzen Zeit an seine Umwelt angepasst, erklärt Bornscheuer. Die Entdeckung der japanischen Forschungsgruppe sei deshalb offensichtlich ein Beispiel dafür, wie rasant sich ein Mikroorganismus entwickeln könne.

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