Mediziner der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben einem 56-jährigen Patient aus Hessen das weltweit erste Kunstherz des Typs "Heartmate III" eingesetzt. Das neue System ist technisch ausgefeilter und kleiner als sein Vorgänger. Das Modell soll nun zunächst in acht Zentren weltweit eingesetzt werden, in Deutschland im MHH, in Berlin, Leipzig und Bad Oeynhausen.
Das neue Kunstherz hat speziell bearbeitete Oberflächen. Medizinern zufolge sollen sie weniger Blutgerinnung zulassen. Durch die Möglichkeit, einen künstlichen Puls zu erzeugen, soll außerdem das Thrombose-Risiko vermieden werden. Von verschiedenen Herstellern gibt es unterschiedliche Unterstützungssystem für die Kunstherzen.
Das Kunstherz hilft, wo es an Spenderherzen mangelt
Organspende in Deutschland
75 Prozent der 14- bis 75-jährigen Bundesbürger stimmen einer Organspende grundsätzlich zu, aber nur 25 Prozent haben bislang einen Spenderausweis.
Rund 12.000 Menschen warten auf ein Spenderorgan, etwa 8000 von ihnen brauchen eine Niere.
Patienten warten fünf bis sechs Jahre auf eine Spender-Niere.
Im Schnitt sterben täglich drei Menschen auf den Wartelisten.
4054 Menschen konnte 2011 mit einer Transplantation geholfen werden (2010: 4326).
14,7 Spender kommen in Deutschland auf eine Million Einwohner (in Spanien: 32,0, Österreich 23,3, Schweiz 12,6, Luxemburg 6,0).
1200 Menschen wurden 2011 nach ihrem Tod 3917 Organe entnommen darunter 2036 Mal Niere, 1040 Leber, 363 Herz, 313 Lunge, 160 Bauchspeicheldrüse und 6 Dünndarm.
Von den Spendern waren 36 jünger als 16 Jahre; 571 waren 16 bis 54 Jahre alt; 236 waren 55 bis 64 Jahre alt; 357 waren älter als 65 Jahre.
Weitere 795 Nieren wurden von lebenden Spendern übertragen. Zudem wurden 71 mal Teile der Leber von Lebendspendern übertragen.
In Deutschland bekommen rund tausend Menschen pro Jahr ein Kunstherz. Etwa hundert von ihnen bekommen es an der MHH. Ein solches Kunstherz ist keineswegs als Organ-Ersatz zu sehen: Es ist ein mechanisches Gerät, dass dem Herz eines Patienten hilft, wenn dieses zu schwach zum Blutpumpen ist. Aufgrund der gesunkenen Anzahl an Spenderorganen gewinnt es ständig an Bedeutung.
Herzchirurg Axel Haverich betonte in Hannover, dass mithilfe von Kunstherzen Patienten auf der Warteliste für ein Spenderherz am Leben blieben. Ohne das mechanische Gerät würden sie sterben. Ursprünglich sollten Kunstherzen nur als Übergangslösung genutzt werden, inzwischen werden die Geräte aber oft auch dauerhaft eingesetzt.
Eine dauerhafte Unterstützung des eigenen Herzens macht vor allem bei Patienten Sinn, die für eine Transplantation bereits zu alt sind. Die normale Wartezeit auf ein Spenderherz beträgt laut Herzchirurg Friedhelm Beyersdorf drei bis fünf Jahre. dpa/sh