Spinnenseide: Die meisten Menschen denken bei Seide an schönen aber auch teuren Stoff, aus dem nur die feinsten Kleider sind. Die Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) nutzen den kostbaren Stoff jedoch auf ganz andere Art: Sie züchten damit Haut. So soll Unfall- und Verbrennungsopfern eine Hauttransplantation ermöglicht werden. Nun soll die Seide bald auch blinden Menschen neue Hoffnung geben.
Die Seidenfäden der Goldenen Radnetzspinne (Nephila clavipes) ist den Aufgaben der Haut sehr gut gewachsen. Sie ist stark, dehnbar und wird vom menschlichen Immunsystem nicht abgestoßen, heißt es beim Forschungszentrum der Klinik für Plastische Hand- und Wiederherstellungschirurgie. Welt online zufolge, wird dort seit Jahren mit der Spinnenseide experimentiert.
Hoffnung für Blinde: Forscher können die Seide auch synthetisch herstellen
Beim Züchten der Haut wird der Seidenfaden zuerst auf einen rechteckigen Rahmen gewickelt, wodurch eine engmaschige Fläche entsteht. Die Hautzellen werden darauf aufgetragen und diese mit Nährstoffen, Wärme und Luft versorgt. Dann wachsen darauf übereinander liegende, gewebeähnliche Hautschichten heran.
Auf diese Weise soll auch die Herstellung künstlicher Nerven bald möglich sein. Körpereigene Transplantate, die bisher dafür verwendet werden, reichen oft nicht aus. Meist gelingt keine vollkommene Wiederherstellung der Körperfunktionen. Die Spinnenseide könnte hierbei bald Abhilfe schaffen.
Die Spinnenseide regt das Wachstum der Nervenzellen an
Einzige Schwierigkeit: Die Spinnenseide müsste synthetisch hergestellt werden, damit sie in ausreichender Menge vorhanden ist. Doch Wissenschaftlern der Universitätsaugenklinik Leipzig haben gemeinsam mit amerikanischen und französischen Kollegen möglicherweise auch dieses Problem gelöst. Sie haben elektronisch gesponnene Seidenfäden entwickelt, die ebenfalls verletzten Nerven wachsen lassen können. Diese könnten schon bald bei blinden Menschen zum Einsatz kommen, deren Sehnerv durchtrennt ist.
Thomas Claudepierre von der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Leipzig sagte zu welt online: "Um einen Nerv des Zentralen Nervensystems zum regenerativen Wachstum zu bewegen, brauchen wir Biomaterialien, die für den verletzten Nerv eine Art Gerüst bilden, an dem er entlang wachsen kann. Gleichzeitig sollten sie sein Wachstum anregen. Unser Ziel ist die Entwicklung eines 3D-Gerüsts, das an der Stelle einer Nervenschädigung implantiert wird und die Zellen dabei unterstützt, ihre Nervenfortsätze zu regenerieren"
Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Leipzig
Die Methode soll an Versuchstieren getestet werden. Wenn die Versuche erfolgreich sind, könnte die Seiden-Methode der Forscher blinden Menschen eines Tages helfen. AZ