Die Weibchen können genau erkennen, ob "er" Avancen macht oder nur einen Rivalen auf Distanz halten will, berichteten Carel von Chaik von der Universität Zürich und sein Team am Freitag in der Zeitschrift "Ethology" der Ethologischen Gesellschaft in Basel.
Die Forscher beobachteten die Orang-Utan-Männchen Niko, Kentung und Fugit im Naturreservat Tuanan auf Borneo. Sie analysierten die besondere Tonfrequenz, die nur geschlechtsreife Männchen ausstoßen. Ihr lauter Ruf besteht aus einer Serie dröhnender Schreie und lautem Grummeln und ist selbst im dichten Dschungel mehr als einen Kilometer weit zu hören. Die Forscher stellten fest, dass die Männchen nicht nur so brüllen, um Weibchen anzuziehen.
Ein Orang-Utan lässt sich auch durch andere Rufer in der Nähe zu einem solchen Brüller hinreißen, oder einfach, um den Macho raushängen zu lassen. Dann macht er oft noch zusätzlich Radau durch das Zerschlagen toter Äste. Die Forscher vergleichen dies mit dem furchteinflößenden Auf-die-Brust-Trommeln der Gorillas. Dieses Imponiergehabe unterscheidet sich vom liebestollen Brüllen durch eine schnellere Frequenz und kürzere Schreie. Die Weibchen erkennen dies genau, stellten die Forscher fest: geschlechtsreife Orang-Utan-Damen kamen näher, wenn das Brüllen tatsächlich ihnen galt, und ignorierten das Dominanzgeschrei zwischen Männchen. Weibliche Orang-Utans mit Kleinen im Schlepptau ließen sich von den Rufen gar nicht locken.
(Fachartikelnummer DOI: 10.1111/j.1439-0310.2010.01744.x)
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