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Künstliche Befruchtung: Vierlinge mit 65? Was in Deutschland erlaubt ist - und was nicht

Künstliche Befruchtung

Vierlinge mit 65? Was in Deutschland erlaubt ist - und was nicht

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    Eine Vierlingsschwangerschaft bei einer 65-jährigen Berlinerin schlägt in Deutschland hohe Wellen. Der Fall, über den das RTL-Magazin "Extra" am Montag berichtete, sorgte nicht nur bei Medizinern für massive Kritik.

    Die 13-fache Mutter hatte sich im Ausland künstlich befruchten lassen und bekam sowohl eine Samen- als auch eine Eizellspende. Aber wäre eine solche Schwangerschaft auch in Deutschland möglich? Wir haben mit Dr. Ulrich Hilland, Vorsitzender des Bundesverbands Reproduktionsmedizinischer Zentren Deutschlands e.V., gesprochen.

    Herr Hilland, wäre ein Fall wie der aktuelle, dass sich eine 65-Jährige künstlich befruchten lässt, in Deutschland rechtlich möglich?

    Hilland: Nein. Das Embryonenschutzgesetz (ESchG) verbietet hierzulande eine Eizellenspende. Auch eine Leihmutterschaft - also, dass eine Frau ein Embryo für eine andere austrägt - ist in Deutschland gesetzlich untersagt. Darüber hinaus dürfen in Deutschland auch bei einer zulässigen künstlichen Befruchtung maximal drei Embryonen übertragen werden.

    Welche Methoden sind in Deutschland erlaubt?

    Hilland: Erlaubt ist die klassische künstliche Befruchtung - egal ob sie im oder außerhalb des Körpers stattfindet - solange die Eizelle von der Frau stammt, die das Kind zur Welt bringen soll.

    Kritisiert wird vor allem das Alter der Berlinerin. Gibt es hier in Deutschland rechtliche Beschränkungen?

    Hilland: Nein. Der zeitliche Rahmen einer künstlichen Befruchtung limitiert sich ja durch die Fruchtbarkeit der Frau von selbst. In der Regel lassen sich mit Mitte 40 keine Eizellen mehr befruchten bzw. es kommt nicht mehr zur Schwangerschaft oder zur Geburt. Die Fehlgeburtenrate ist dann sehr groß.

    Das heißt aber, dass sich in Deutschland eine 65 Jahre alte Frau eigene, eingefrorene Eizellen einsetzen lassen könnte?

    Hilland: Das Einsetzen von eigenen Eizellen ist in Deutschland ohne Einschränkungen erlaubt, da gibt es keine gesetzlichen Restriktionen. Eine Frau kann sich nach derzeitiger Rechtslage ihre Eizellen einfrieren und rein theoretisch 30 Jahre später einsetzen lassen. Bei einer 65-Jährigen würde das in Deutschland aber kein Mediziner machen. Allerdings könnte die Frau sich die Eizellen aushändigen lassen und damit ins Ausland gehen.

    Im aktuellen Fall ist die Frau in die Ukraine gefahren, um sich die Embryonen einsetzen zu lassen. Wo steht Deutschland im internationalen Vergleich?

    Hilland: Die Bundesrepublik ist beim Thema Reproduktion sehr restriktiv. Ich halte ein Verbot der Eizellenspende allerdings nicht für haltbar. Viele andere europäische Länder sind da liberaler. Ein Land, in das viele Frauen reisen, ist etwa Spanien.

    Eine künstliche Befruchtung wird in Deutschland von den Krankenkassen bezuschusst. Welche Auflagen gibt es da bezüglich des Alters?

    Hilland: Beide Partner müssenälter als 25 Jahre sein. Die Frau darf zudem das 40. und der Mann gleichzeitig das 50. Lebensjahr nicht vollendet haben.

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