Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

Krebsforschung: Pioniere der Immuntherapie gegen Krebs erhalten Ehrlich-Preis

Krebsforschung

Pioniere der Immuntherapie gegen Krebs erhalten Ehrlich-Preis

    • |
    Die US-Immuntherapeuten James P. Allison (l) und Carl H. June wurden in Frankfurt mit dem Ehrlich-Preis geehrt.
    Die US-Immuntherapeuten James P. Allison (l) und Carl H. June wurden in Frankfurt mit dem Ehrlich-Preis geehrt. Foto: Christoph Schmidt (dpa)

    Sie sind Pioniere der Immuntherapie gegen Krebs. Nun haben die US-Amerikaner James P. Allison (66) und Carl H. June (61) einen wichtigen Preis für wegweisende Forschungen in der Medizinwissenschaft erhalten. Ihnen wurde in der Frankfurter Paulskirche der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis überreicht. Das Preisgeld in Höhe von 100.000 Euro teilen sich die zwei Krebsforscher. Von den 119 Preisträgern, die diese Ehrung seit 1952 bekommen haben, erhielten 22 später einen Nobelpreis.

    Pioniere der Immuntherapie gegen Tumore erhalten Ehrlich-Preis

    Immuntherapie gegen Tumore sei "der Ansatz, der uns in die Zukunft führt", sagte Harald zur Hausen, Nobelpreisträger und Stiftungsratsvorsitzender der Paul Ehrlich-Stiftung, am Samstag. Dies sei "ein aufregender neuer Weg in der Krebsbehandlung". Allison vom Anderson Cancer Center in Houston und June von der Universität Pennsylvania in Philadelphia hätten entscheidend dazu beigetragen, diesen Weg zu ebnen. 

    Statt die Krebszellen mit Giften oder Röntgenstrahlen zu attackieren, wird das Immunsystem dabei in die Lage versetzt, selbst gegen den Krebs vorzugehen. Allison hat die "Checkpoint-Hemmung" zur Behandlung von schwarzem Hautkrebs entwickelt, June die "CART-19-Therapie" gegen Leukämie. Beide Verfahren werden bereits klinisch eingesetzt.

    Beide Forscher hätten gezeigt, dass heute möglich sei, was man bis vor kurzem nicht für möglich gehalten habe, sagte der emeritierte Prof. Rolf Zinkernagel (ehemals Universität Zürich) in der Laudatio. "Wir stehen vor einem echten Durchbruch in der Krebsbehandlung - wenn auch nicht für alle Patienten, so doch für viele."

    Nachwuchspreis geht an Juniorprofessor aus Erlangen

    Der mit 60.000 Euro dotierte Nachwuchspreis geht an Raja Atreya (39), Juniorprofessor am Universitätsklinikum Erlangen. Er hat ein Spray aus Antikörper und Leuchtmittel entwickelt, mit dem sich die Zielmoleküle einer Immuntherapie bei Morbus Crohn nachweisen lassen, einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung. Damit könne man vor Beginn der Behandlung herausfinden, ob die Therapie wirke, sagte Laudator Prof. Jürgen Schölmerich (Uniklinikum Frankfurt) - und falls nicht, dem Patienten Nebenwirkungen und dem Gesundheitssystem Kosten ersparen. Atreya hat in Mainz studiert.

    Die häufigsten Krebsarten in Deutschland

    Prostatakrebs: Er ist mit rund 65.000 Neuerkrankungen jährlich der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Über 12.000 Männer sterben pro Jahr daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 94 Prozent. Risikofaktoren: Männliche Geschlechtshormone sind mit dafür verantwortlich; genetische Vorbelastung.

    Darmkrebs nennt man alle Krebserkrankungen, die den Dickdarm, den Mastdarm oder den After betreffen. Mit 16 Prozent ist er die zweithäufigste Krebsart und mit zwölf bis 14 Prozent die zweithäufigste Krebstodesursache. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 53 und 63 Prozent. Risikofaktoren sind Übergewicht, Bewegungsmangel, ballaststoffarme und fettige Kost, Alkohol, Tabak, erbliche Vorbelastung. Vorsorge ist ab dem 50. Lebensjahr kostenlos.

    Lungenkrebs ist in Deutschland sowohl für Männer als auch für Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung. 32.500 Männer und 14.600 Frauen erkranken jährlich daran. Die Prognose für diesen Krebs ist nicht gut: 26 Prozent der erkrankten Männer und zwölf Prozent der Frauen sterben daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 13 und 17 Prozent bei Männern, zwischen 13 und 19 Prozent bei Frauen. Risikofaktoren sind Rauchen, Asbest- oder Radonbelastung. Obst und Gemüse wirken sich schützend aus.

    Brustkrebs (bei Frauen) Über 60.000 Frauen erkranken daran. Im Schnitt sind sie dann 64 Jahre alt. Seit 1990 geht die Zahl der Erkrankten zurück. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 87 Prozent. Risikofaktoren sind Kinderlosigkeit, ein höheres Alter bei der ersten Geburt, der späte Eintritt in die Wechseljahre, Einnahme der Pille, Alkohol, Rauchen, Bewegungsmangel.

    Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen für Mediziner in Deutschland. Überreicht wird traditionell am Geburtstag von Ehrlich. Der Begründer der modernen Chemotherapie gegen Krebs bekam 1908 den Nobelpreis. dpa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden