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Kommentar: Wenn die Insekten sterben, kann uns das nicht egal sein

Kommentar

Wenn die Insekten sterben, kann uns das nicht egal sein

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    Insekten sind wichtig für unser gesamtes Ökosystem. Leider verschwinden sie zunehmend.
    Insekten sind wichtig für unser gesamtes Ökosystem. Leider verschwinden sie zunehmend. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Eine Hummel muss alle 40 Minuten etwas fressen, sonst verhungert sie. Dafür interessieren sich Insektenforscher.

    So gut wie alle großen Tomatenzuchtbetriebe der Welt lassen ihre Pflanzen von gezüchteten Hummelvölkern bestäuben. Bevor die Hummelzucht gelang, war die Bestäubung meist Handarbeit – und entsprechend teurer. Dafür interessieren sich Unternehmer.

    Geschätzte 150 Milliarden Euro ist die Arbeit aller bestäubenden Insekten für die Landwirtschaft weltweit wert – tendenziell sogar eher mehr, da dieser Wert eines internationalen Forscherteams schon aus dem Jahr 2005 stammt. Ohne Insekten würde die Produktion der meisten Obst- und Gemüsesorten einbrechen. Unser Essen würde viel teurer. Gar nicht berücksichtigt ist bei dieser Rechnung die Rolle der Insekten als Schädlingsvertilger und Futterquelle für andere Tierarten wie Vögel, Frösche, Eidechsen oder Säugetiere. Ohne Insekten geht’s dem Menschen schlecht. Dafür sollten wir alle uns interessieren.

    Experten warnen seit Jahren vor dem Insektensterben

    Für Experten waren die Ergebnisse der jüngst veröffentlichten Studie zum Verschwinden der Insekten in Deutschland wenig überraschend. Schon seit Jahren warnen sie vor dieser Entwicklung. Das große Sterben in der Tier- und Pflanzenwelt ist längst nicht nur auf Insekten beschränkt. Jeden Tag verschwinden bis zu 130 Tier- und Pflanzenarten von der Erde. Die Lage ist dramatisch. Die Reaktion der Weltgemeinschaft schwankt zwischen Lippenbekenntnissen und echtem Bemühen, allein: Die Ergebnisse sind mager.

    Die jüngste Veröffentlichung hat in der breiten deutschen Öffentlichkeit deshalb so große Wirkung gezeigt, weil bei vielen Menschen das Gefühl gewachsen ist, dass wir unsere Wirtschaftsweise so auf Dauer nicht aufrechterhalten können. Dass genau jetzt in Brüssel das Endspiel über die weitere Zulassung des höchst umstrittenen Pflanzengifts Glyphosat läuft, passt in dieses Bild. Und es führt uns – im wahrsten Sinne des Wortes – auf das richtige Feld. Über die Hälfte der Landesfläche in Deutschland wird landwirtschaftlich genutzt. In Bayern ist es mit rund 47 Prozent nur unwesentlich weniger. Das heißt zweierlei: Die Landwirtschaft ist sicher nicht allein dafür verantwortlich, wie es um unsere Umwelt steht. Aber ohne die Landwirtschaft ist keine Besserung der Lage möglich. Leider dreht sich die Debatte darüber seit Jahren im Kreis.

    Unsere Entrüstung ist groß – aber wir handeln nicht danach

    Landwirte sind Unternehmer, die unsere Lebensmittel in einem harten Wettbewerb produzieren und mit vielen unvorhersehbaren Störfaktoren klarkommen müssen. Das oft eher romantische Bild, das die Verbraucher von der Landwirtschaft haben, hat sich längst entkoppelt von dieser Realität. Mit der Folge, dass die Verbraucher zwar hohe Ansprüche an die Landwirtschaft stellen – wenn es aber darum geht, diese in persönliche Kaufentscheidungen umzusetzen, es lieber doch nicht so genau wissen wollen, wie das Schnitzel erzeugt wurde.

    Die Honigbiene

    Zu einem Bienenstock gehören 30.000 bis 60.000 Bienen, in einigen Fällen sogar bis zu 80.000 Tiere. Den Großteil des Bienenvolkes bilden die so genannten "Arbeiterinnen".

    Männliche Bienen, die Drohnen genannt werden, haben im Leben nur eine Aufgabe: Fortpflanzung. In einem Stock leben zwischen 500 und 2.000 von ihnen. Haben sie ihren Zweck erfüllt und die Königin befruchtet, werden sie im Herbst in der "Drohnenschlacht" aus dem Stock geworfen. Da sie keinen Giftstachel haben, sind sie macht- und harmlos.

    Jeder Bienenstock hat eine Königin. Sie legt nicht nur als einzige die Eier. Nach ihrem Hochzeitsflug mit den Drohnen trägt sie auch noch für drei bis vier Jahre den Spermienvorrat in sich, mit dem die Eier befruchtet werden können.

    Auch die Bienenkönigin hat nicht viele Aufgaben: Sie muss nur für den Nachwuchs sorgen. Etwa 2.000 Eier legt eine Königin täglich, bis zu 120.000 im Jahr. Unterstützt wird die Mutter aller Bienen dabei von Arbeiterinnen, die die Kleinen füttern, putzen und umsorgen.

    Eine Arbeitsbiene fliegt pro Tag etwa 4000 Blüten an. Mit ihrem Saugrüssel saugt sie süßen Nektar aus den Blütenkelchen und lagert ihn in ihrem Magen ein. Beim Blütenbesuch bleibt Pollen an ihren Hinterbeinen kleben, den sie so weitertransportiert. Dadurch kommen Pollen, das männliche Produkt der Staubgefäße, mit der Narbe des Stempels, dem weiblichen Teil der Blüte, in Kontakt.

    Rund 80 Prozent aller Blütenpflanzen sind auf die Insektenbestäubung angewiesen. Im Obstanbau übernehmen die Bienen sogar rund 90 Prozent der Bestäubung. Der Nutzwert der Tiere liegt in Deutschland bei etwa vier Milliarden Euro. Damit ist die Biene nach Rindern und Schweinen das drittwichtigste Nutztier.

    Für ein halbes Glas Honig müssen Bienen rund 40.000 Mal ausfliegen und dabei vier Millionen Blüten besuchen. Durchschnittlich sind die Blüten einen Kilometer vom Bienenstock entfernt. Das bedeutet: Die Bienen müssen 40.000 Kilometer zurücklegen - quasi einmal rund um die Erde für ein halbes Glas Honig.

    Bienen schützen sogar afrikanische Plantagen und Dörfer vor trampelnden Elefanten. Die britische Biologin Lucy King entwarf eine Umzäunung mit Bienenkörben, deren Bewohner ausschwärmen, sobald ein Elefant den Draht berührt. Und tatsächlich: Die Elefanten nehmen vor den kleinen Insekten Reißaus.

    Bienen sind unglaublich nützlich, allerdings auch stark bedroht. Die Gründe für das schon Jahre andauernde Bienensterben sind vielfältig: Monokulturen beim Mais- und Rapsanbau, Schädlingsbefall und Pestizide sind vermutlich für das Massensterben der Bienen verantwortlich.

    Wer Bienen helfen will, sollte ihnen einen Blütenvielfalt im Garten oder auf dem Balkon bieten. Es gibt sogar spezielle Blumenwiesen-Saatmischungen, die auf die Bedürfnisse von Bienen abgestimmt sind. Sie liefern hochwertigen, eiweißreichen Pollen und ein gutes Nektarangebot.

    Selbst auf einem Balkon können Sie Bienen etwas Gutes tun. Verabschieden Sie sich von den meisten Blumen, die eine gefüllte Blüte haben, wie Geranien und Pelargonien. Pflanzen Sie Kräuter wie Schnittlauch, Basilikum und Thymian.

    Verzichten Sie in Ihrem Garten auf bienenschädliche Pflanzenschutz-, Unkraut- und Schädlingsbekämpfungsmittel! Sogenannte Pestizide, Herbizide und Biozide stehen im Verdacht, das massenhafte Bienensterben zu verursachen.

    Der Bauernverband dagegen hofft, wenn man die Augen nur fest genug zudrückt, könnte man immer so weitermachen wie bisher. Mittelfristig schadet diese Haltung vor allem den kleineren und familiär geführten Betrieben, die zu Recht darauf hinweisen, dass ihr Land die Lebensgrundlage ihrer Betriebe ist, die sie unversehrt an ihre Nachfolger weiterreichen möchten.

    Die Lösung liegt wohl, wie so oft, beim Geld. Kein anderer Wirtschaftsbereich lebt so stark von Steuergeld. Die Bauern müssen nach draußen gehen und erklären, wie sie arbeiten. Die Politik muss die Rahmenbedingungen so setzen, dass die Landwirtschaft nachhaltiger wirtschaften kann und muss. Und wir alle müssen bereit sein, den Preis dafür zu bezahlen.

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