Was suchen wir noch im All? Die Wissenschaftler dieser Welt könnten auf diese Frage natürlich endlos antworten. Und dass das gar nicht so fachspezifisch klingen muss, zeigt etwa, was Michio Kaku, der bekannteste Physiker unserer Zeit, kürzlich sagte: Wir müssen eine Lösung finden für das Problem, dass die Menschen früher oder später den Planeten Erde verlassen müssen …
Nun könnte man in traditioneller Manier der Raumfahrt-Skeptiker entgegnen, dass man die Abermilliarden, die das kostet, doch besser für die Rettung dieses Planeten und für ein besseres Leben der gegenwärtigen Menschen verwenden würde. Aber eigentlich zielte diese Diskussion – Weltverbesserung vs. Weltraumerforschung – von jeher viel höher, als die Motive für die menschlichen Reisen ins All liegen. Denn bei nüchterner Betrachtung scheint die Triebfeder immer schon ganz schnöde Machtpolitik gewesen zu sein, die nach überirdischer Symbolik verlangt.
50 Jahre ist es her: Die Mondlandung von US-Astronaut Neil Armstrong
Das jedenfalls war unbestritten der Hintergrund für jenen legendären Flug zum Mond, dessen 50. Jahrestag an diesem Wochenende großes Thema ist. Erfüllung eines Menschheitstraums? Gewiss. Aber der Wettlauf ins All war der Konkurrenzkampf der beiden Machtblöcke der Welt. Und als Neil Armstrong beim Erreichen von einem „großen Schritt für Menschheit“ sprach und sein Präsident Richard Nixon hinzufügte, es solle ein friedliches Zeichen für das Miteinander aller Menschen sein:
Da steckte Armstrong in uralter Geste der Besitznahme die US-Flagge in den Mond, da tönte Nixon im Heldentenor des gönnerhaften Siegers. Und allzu lange erhielt man das teure Unterfangen dann ja auch nicht mehr aufrecht. Obwohl es noch so viel zu erforschen gegeben hätte.
Nun hätte man in der Zwischenzeit vielleicht meinen können, das hätte sich geändert. Denn mit der internationalen Raumstation ISS schwebte ein Symbol im Raum, das tatsächlich für die Zusammenarbeit stand. Selbst wenn sich Amerikaner, Russen, Europäer auf der Erde mal wieder in bedenkliche machtpolitische Spannungen manövrierten – dort oben kooperierte man.
Mit unterschiedlichen Flaggen auf dem Raumanzug, aber unter wechselnder Führung in einem gemeinsamen Projekt. Fast schien es, als könnte sich zumindest diese Verheißung der Science-Fiction erfüllen: Wenn es in unendliche Weiten geht, werden die Unterschiede zwischen den Bewohnern dieses kleinen Planeten belanglos. Es geht um die Menschheit.
Inzwischen ist ein neuer Wettlauf ins Weltall entbrannt
Aber inzwischen ist nun ja ein neuer Wettlauf ins All entbrannt. Und die Hintergründe sind offenbar wieder die gleichen. Rüsteten sich in jener zweipoligen Welt von damals eben die zwei Supermächte für überirdische Reisen – in der multipolaren Welt von heute rüsten eben viele. Die Russen wieder, nun dazu die Chinesen natürlich, aber auch die Inder, mit der Verheißung, bald einen Spross ihrer großen Nation auf dem Mond stehen zu sehen – samt Fahne, versteht sich. Und darum fordert der Präsident einer um ihr Alleinstellungsmerkmal fürchtenden USA von der Nasa, besser gleich an den Mars, also groß zu denken.
Es ist geradezu armselig: Ausgerechnet auf dem Weg ins All duellieren sich die Nationalisten. Trump, Putin, Xi, Modi … – sie wollen halt ihre Fähnchen stecken. Und machen dabei den Menschen auf seinem winzigen Staubkorn im All noch kleiner, als er eh schon ist. Wahrscheinlich fallen dabei für die Wissenschaft wieder spannende Erkenntnisse ab.
Aber sehr unwahrscheinlich, dass das ganze Gewese irgendetwas mit der Rettung der Menschheit zu tun hat. Die Konkurrenz mag den Menschen weiter, höher vorantreiben – aber sie bringt uns wohl auch schneller um.
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