Komet Ison war schon kurz nach seiner Entdeckung vor gut einem Jahr als "Jahrhundert-Komet" bezeichnet worden. Experten schlossen damals nicht aus, dass Ison C/2012 S 1 - so der offizielle Name des Schweifsterns - selbst am Tag am Himmel zu sehen sein könnte, wenn er im November 2013 zu uns stößt.
Ganz so optimistisch sind die Forscher heute nicht mehr. Dennoch blicken nicht nur die Astronomen gespannt in Richtung des kosmischen Wanderers. Kein Wunder: Komet Ison wird der Sonne Ende November so nahe kommen, dass die Hitze ungewöhnliche Prozesse in Gang setzt.
Komet Ison: An seiner Oberfläche wird es heiß
„In dieser Entfernung wird die Temperatur an der Oberfläche des Kometen bis zu 2000 Grad Celsius erreichen“, sagt Kometenforscher Dr. Hermann Böhnhardt, der die Aktivitäten des Max-Planck-Instituts rund um Ison leitet. Winzige Staubteilchen an der Kometenoberfläche könnten verglühen; Stoffe, die sonst tief im Innern des Kometen gebunden sind, verdampfen. Für die Wissenschaftler ist der Komet deshalb ein sehr interessantes Forschungsobjekt.
Die nächsten Wochen werden für Komet Ison aber auch zum entscheidenden Moment werden. Wenn der Kern des Kometen groß genug ist, könnte er seine enge Kurve um die Sonne herum überstehen. Im besten Fall soll er dann so hell strahlen wie der Vollmond, hoffen Experten. Tagelang würde der Kometenschweif von Ison dann am Himmel stehen und auch mit bloßem Auge sichtbar sein.
Auf Komet Ison wirken gigantische Kräfte
Das ist Komet Ison
Komet Ison C/2012 S1 wurde am 21. September 2012 mit Hilfe eines Teleskops des International Scientific Optical Network (ISON) entdeckt.
Daher kommt auch der Name Ison.
Komet ISON wird seinen geringsten Abstand zur Sonne am Donnerstag, 28. November 2013, erreichen.
Der Abstand zwischen Sonne und Komet beträgt dann 1,8 Millionen Kilometer. Das ist kaum mehr als ein Sonnendurchmesser.
ISON ist ein nicht-periodischer Komet. Das bedeutet, dass er nicht – wie etwa der Komet Halley – in absehbaren Zeiträumen immer wieder an Erde und Sonne vorbeifliegt.
Die meiste Zeit seines Daseins verbringt der Komet ISON in der Oort’schen Wolke, eine Ansammlung von Gesteinsbrocken am äußersten Rand unseres Sonnensystems.
Es ist sogar möglich, dass ISON in diesem Jahr zum ersten Mal die Sonne in nahem Abstand passiert.
Die Größe des Kometenkerns beträgt voraussichtlich wenige Kilometer. Sie wurde jedoch noch nicht genau bestimmt.
Ison könnte der hellste Komet seit vielen Jahren sein.
Gefahr für die Erde besteht durch Komet Ison nicht. Dazu ist er viel zu weit entfernt.
Das Problem: Berechnungen der Kometenbahn ergaben, dass Ison mit einem Abstand von nur etwas mehr als einer Million Kilometern die Sonne umrunden wird. Bei einem solchen Manöver wirken gigantische Kräfte, und nur robuste Körper können es überstehen. Kometen auf einem solchen Kurs gelten als Sungrazer, als "Sonnenkratzer". Wenn "Ison" zu klein ist, wird er von der Anziehungskraft der Sonne möglicherweise zerfetzt.
Wird Ison der hellste Komet 2013?
So weit ist es allerdings noch lange nicht. Und es sieht auch nicht so aus. Stattdessen hat Komet Ison schon jetzt einen stattlichen Schweif ausgebildet - und rast weiter mit einer Geschwindigkeit von über 30 Kilometern pro Sekunde Richtung Sonne. Etliche Kometen-Fans haben ihre Teleskope auf ihn gerichtet - und zeigen zum Beispiel bei Flickr ihre fantastischen Fotos des kosmischen Wanderers. Auch die Nasa untersucht den Kometen schon seit Monaten intensiv.
Wann ist Komet Ison am besten zu sehen?
In etwa zehn Tagen, also ab Mitte November, ist Ison mit bloßem Auge am Morgenhimmel zu sehen. Noch besser sind die Aussichten auf den Kometen in der ersten Dezemberhälfte morgens vor Sonnenaufgang, wenn der Mond untergegangen ist.
Kurz vor Weihnachten steht Komet Ison dann die ganze Nacht am Himmel. Möglicherweise muss man dann aber schon wieder mit dem Fernglas auf die Suche gehen - Komet Ison hat bis dahin wieder an Helligkeit verloren. (mit dpa, afp)