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Klimawandel: Schelfeis in der Antarktis droht abzurutschen

Klimawandel

Schelfeis in der Antarktis droht abzurutschen

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    Der Klimawandel bedroht jetzt auch das Filchner-Ronne-Schelfeis in der Antarktis. Bisher schien das Weddelmeer von der Erderwärmung verschont zu bleiben.
    Der Klimawandel bedroht jetzt auch das Filchner-Ronne-Schelfeis in der Antarktis. Bisher schien das Weddelmeer von der Erderwärmung verschont zu bleiben. Foto: Ralph Timmermann

    Dem Filchner-Ronne-Schelfeis in der Antarktis droht der Klimawandel den Garaus zu machen: Noch in diesem Jahrhundert könnte ein gewaltiger Eisrutsch in einer antarktischen Regionerfolgen, die bislang als kaum beeinflusst von der globalen Erwärmung galt. Zu diesem Schluss kommen deutsche Forscher mit gleich zwei Modellsimulationen.

    Fatale Kettenreaktion befürchtet

    Entgegen bisheriger Annahmen wirke sich der Klimawandel auch auf das Weddellmeer aus, das größte Randmeer des Südlichen Ozeans am antarktischen Kontinent, berichteten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Nature". Die warmen Wassermassen machten dort dem Filchner-Ronne-Schelfeis mächtig zu schaffen. Dieses wiederum falle dann als Barriere für nachrutschendes Inlandeis weg, schreiben die Experten des Bremerhavener Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung (Awi). Dies würde eine fatale Kettenreaktion in Gang setzen: In der Folge könnten nämlich große Mengen von Inlandeis in den Ozean abrutschen, da das Schelfeis als Barriere wegfalle. Dies wiederum führe zu einem massiven Anstieg des Meeresspiegels.

    Als Schelfeis werden große, auf dem Meer treibende Eisplatten bezeichnet, die mit einem Gletscher an Land verbunden sind und von deren Spitze immer wieder Eisberge abbrechen. Das Filchner-Ronne-Schelfeis bedeckt eine riesige Bucht des Weddellmeeres, mit 470 000 Quadratkilometern ist es das zweitgrößte Schelfeis der Antarktis. Etwa ein Viertel des gesamten Eisabflusses der Antarktis erfolgt laut Awi über das Filchner-Ronne-Schelfeis.

    Zweite Studie mit alarmierendem Befund

    Auch eine zweite, im Fachmagazin "Nature Geoscience" veröffentlichte Studie verweist auf eine solche Entwicklung. Die Wissenschaftler um Martin Siegert von der britischen Universität von Edinburgh analysierten per Georadar (Radio Echo Sounding, RES) die Dicke zweier Eisströme, die das Filchner-Ronne-Schelfeis speisen - und daraus auf die Bodenbeschaffenheit darunter geschlossen. Demnach existiert in der Region ein großes, steil abfallendes Becken mit glattem Grund - das einem Eisrutsch wenig entgegensetzen würde.

    Bislang wurde angenommen, dass das Schelfeis des Weddellmeeres wegen seiner Randlage nicht direkt von der Erderwärmung beeinflusst werde, schreiben die Awi-Forscher in "Nature". "Gebiete wie das Filchner-Ronne-Schelfeis und das Ross-Schelfeis galten lange Zeit als unverwundbar", sagte Hellmer. Die Wassermassen des Weddellmeeres schienen kalt genug, um das Schelfeis nicht schmelzen zu lassen.

    Jährlicher Anstieg des Meeresspiegels um zusätzliche 4,4 Millimeter

    Steigende Lufttemperaturen könnten aber binnen 60 Jahren eine Wärmebrücke in die Kältezone schlagen und das heute noch feste Meereis brüchiger machen, sagte Hellmer. Dadurch könnten wärmere Wassermassen unter das Schelfeis strömen. "Wenn sich diese schützende Barriere bis zum Ende des Jahrhunderts auflöst, schmilzt das Filchner-Ronne-Schelfeis von unten."

    Die Schmelzrate werde von heute fünf Metern jährlich bis zur Jahrhundertwende auf bis zu 50 Meter pro Jahr steigen, schätzt Awi-Ozeanograph Jürgen Determann. Wie im Fall einer solchen Megaschmelze das hinter dem Schelfeis liegende Inlandeis reagieren wird, sei noch unklar. Die Forscher glauben aber, dass es sich in Bewegung setzen und immer schneller nachrutschen wird. Dadurch würde der Meeresspiegel jährlich um zusätzliche 4,4 Millimetern pro Jahr ansteigen. dpa/AZ

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