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ISS: In 100 Tagen fliegt Gerst ins All: "Wir sind ganz normale Menschen"

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In 100 Tagen fliegt Gerst ins All: "Wir sind ganz normale Menschen"

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    Der deutsche Astronaut Alexander Gerst fliegt bald wieder zur ISS.
    Der deutsche Astronaut Alexander Gerst fliegt bald wieder zur ISS. Foto: Oliver Berg, dpa (Archiv)

    Der deutsche Astronaut Alexander Gerst muss schon vor seiner zweiten Mission auf der Internationalen Raumstation (ISS) in seine neue Rolle als Kommandant hineinwachsen. "Es war mir bis dahin auch nicht klar, wie viel Arbeit das im Vorfeld des Fluges ist", sagte Gerst bei einem Training in Moskau. Er müsse unter anderem darauf achten, dass jeder in der Crew den Input bekomme, den er braucht. Dabei habe er einiges zu koordinieren. "Es macht Spaß, zu sehen, wie die Crew zusammenwächst", sagte Gerst - Spitzname "Astro-Alex" - kürzlich im Sternenstädtchen bei Moskau.

    Von Montag an sind es noch 100 Tage bis zu Gersts zweiter Mission auf der ISS: Die Rakete soll nach derzeitiger Planung am 6. Juni vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan abheben. 

    Bis dahin hat der Astronaut der europäischen Raumfahrtagentur Esa noch einen straffen Plan: Derzeit trainiert der Geophysiker bei der US-Behörde Nasa in Houston, dann ist eine Station bei der Esa in Köln geplant. Ende April kehrt er für die letzten Vorbereitungen nach Moskau zurück. 

    Mit Gerst reisen der Russe Sergej Prokopjew und die US-Astronautin Serena Auñón-Chancellor zum Außenposten der Menschheit rund 400 Kilometer über der Erde. Der 41-jährige Baden-Württemberger war bereits 2014 ein halbes Jahr im All - als elfter deutscher Raumfahrer und dritter auf der ISS. 

    Alexander Gerst wird erster deutscher Kommandant der ISS

    Auf seiner Mission "Horizons" in diesem Jahr wird er für einige Monate der erste deutsche Kommandant der Raumstation. In dieser Rolle sieht sich Gerst als Bindeglied zwischen Mannschaft und Bodenkontrolle. "Ich werde meiner Crew helfen, wenn etwas nicht klappt", sagte er. Entweder packe er selbst mit an oder er frage die Leitzentrale, ob ein Kollege mehr Zeit für seine Aufgabe bekommt. 

    Im Notfall sieht sich Gerst als Kommandant klar in der Verantwortung. "Es ist extrem wichtig, dass einer an Bord den Gesamtüberblick behält - und das sollte eben der Commander sein", sagte er. Die Station ist ein komplexes Geflecht aus 16 Service- und Forschungsmodulen. "Wenn es brennt oder die Raumstation ein Loch hat, dann gibt es keine Kommunikation mit der Bodenkontrolle." Dann müssten Entscheidungen je nach Fall so schnell wie möglich getroffen werden.  

    Als Kommandant sei daher wichtig, genau über die Situation auf der ISS Bescheid zu wissen. "Es geht nicht nur darum, dass ich weiß, wo die Feuerlöscher sind und das Notfallzeugs, sondern dass ich genau weiß, welche Systeme gerade laufen. Das ist extrem komplex." 

    Auch hier helfe ihm seine Erfahrung aus der Mission 2014. Er höre im Training viele Details, die sich niemand merken könne. "Wir sind ja auch nur ganz normale Menschen", sagte "Astro-Alex". "Die Kunst des Astronautendaseins ist, unnütze Informationen von nützlichen zu trennen und zu filtern." 

    Seinen Job als Kommandant will Gerst aber nicht zu hoch einstufen. Astronauten müssten in der Lage sein, viele Rollen zu übernehmen, sagte er. Auf dem Flug zur ISS mit der Sojus-Rakete etwa sei sein russischer Kollege Prokopjew Kommandant, er selbst sei Copilot. "Auch wenn ich dann auf der ISS ankomme, werde ich nicht sofort Kommandant sein. Also werde ich versuchen, ein gutes Crew-Mitglied zu sein", sagte Gerst. "Wir wechseln unsere Rollen permanent. Das ist eine Herausforderung im positiven Sinn." Der Kommandant der ISS wechselt alle paar Monate. (dpa)

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