Fast jeder dritte Erwachsene in Deutschland leidet laut Robert-Koch-Institut (RKI) an Bluthochdruck. Bluthochdruck, fachsprachlich auch Hypertonie genannt, stellt einen Risikofaktor für eine Reihe von Krankheiten dar: Dazu zählen Herzerkrankungen, Schlaganfälle, Nierenversagen und sogar Demenz. Problematisch ist dabei, dass sich ein Fünftel der Betroffenen der Krankheit gar nicht bewusst sind. Neben Erwachsenen kann Bluthochdruck auch Kinder und Jugendliche treffen.
Aus diesem Grund ist es wichtig, den Blutdruck regelmäßig checken zu lassen. Hannelore Neuhauser vom Robert-Koch-Institut betont: "Wichtig ist, dass der Blutdruck regelmäßig gemessen wird, um einen möglichen Hochdruck überhaupt zu entdecken. Außerdem ist es gut zu wissen, ob der Blutdruck vielleicht in einem Bereich liegt, der zwar noch nicht als medikamentös behandlungsbedürftig gilt, aber schon nicht mehr harmlos ist."
Hypertonie: Ursachen der Volkskrankheit Bluthochdruck
Begünstigt wird die Volkskrankheit durch Rauchen, mangelnde Bewegung, Alkoholkonsum, salz- und fleischreiche Ernährung, aber auch durch die Einnahme von Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol. Während sich Mediziner über die Ursachen und Gefahren von Hypertonie einig sind, stellen zwei Fragen Streitpunkte dar: Ab wann gilt Blutdruck als zu hoch, also krankhaft? Und wie stark darf er gesenkt werden? Schließlich ist eine gewisse Variation der Werte durchaus normal. Bei älteren Menschen oder nach körperlicher Betätigung ist ein leicht erhöhter Blutdruck ganz normal.
Umgekehrt ist auch nicht jede Senkung gesund, warnt Yvonne Dörffel, Leiterin der Medizinischen Poliklinik der Berliner Charité. "Wir haben beobachtet, dass eine zu starke Senkung zu erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensqualität bei vielen Patienten führen kann und damit auch die Einnahmetreue der Medikamente negativ beeinflusst'", erklärt Dörffel. Das heißt: Patienten nehmen die Mittel nicht regelmäßig oder setzen sie ab. "Bei einigen Patienten können sogar erhöhte Nierenwerte auftreten."
Zwei Werte sind bei der Diagnose von Bluthochdruck wichtig: der systolische (oberer Wert) und der diastolische Blutdruck (unterer Wert). Lange Zeit galt als medizinisch vertretbar, wenn der systolische Wert nicht über 140 lag. Erst Werte darüber sollten medikamentös behandelt werden - bis eine Studie aus den USA zu einem anderen Ergebnis kam.
Vor zwei Jahren sorgte die sogenannte "Sprint"-Studie für großen Wirbel in den USA. Diese besagte, dass zumindest für bestimmte Bluthochdruck-Patienten eine Senkung auf einen systolischen Wert von 120 günstiger sei. Die Folge war auch in Deutschland ein Ansturm auf Arztpraxen und Kliniken, weil viele Patienten ihre Werte als zu hoch einschätzten und nach Medikamenten verlangten.
Wissenswertes zu Bluthochdruck
Bluthochdruck (Hypertonie) ist Risikofaktor Nummer eins für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wiederum sind für die meisten Todesfälle verantwortlich.
Etwa 20 bis 30 Millionen Bundesbürger haben Bluthochdruck.
Im Alter über 65 Jahre ist jeder Zweite davon betroffen.
Nur etwa jeder Zweite weiß von seiner Krankheit.
Nur etwa die Hälfte derjenigen, die von ihrem Bluthochdruck wissen, lässt sich behandeln.
Etwa die Hälfte der Behandelten hat durch die Therapie gute Blutdruckwerte.
Weltweit hat etwa ein Viertel der Bevölkerung einen zu hohen Blutdruck.
Bis zum Jahr 2025 rechnen Experten mit einem Anstieg auf 29 Prozent.
Alle Länder der Welt sind nahezu gleich betroffen; in manchen Ländern werden allerdings nur zehn Prozent der Hypertoniker erfolgreich behandelt. (AZ)
Bluthochdruck: "Sprint"-Studie sorgt für Wirbel
Doch die "Sprint"-Studie wies Schwächen auf. Vor wenigen Wochen teilte die Deutsche Hochdruckliga dann auch mit, man müsse an den ursprünglichen, höheren Zielwerten festhalten. Das heißt konkret: Generell sollte der Blutdruck die Werte 140 zu 90 nicht überschreiten. Schon diese Werte würden in Deutschland bei weniger als 60 Prozent der Patienten erreicht. "Wichtigstes Behandlungsziel für alle Ärzte muss sein, dass dieses Blutdruckziel erreicht wird", sagt Bernhard Krämer, Vorstandsvorsitzender der Hochdruckliga.
Yvonne Dörffel teilt diese Einschätzung ebenfalls, hält aber eine Einzelfallbewertung für notwendig: "Ich empfehle, dass Zielwerte grundsätzlich individuell festgelegt werden. Bei deutlich unter 60-jährigen Patienten, die ein kardiovaskuläres Risiko aufweisen, halte ich eine Senkung auf 120 bis 130 mmHg für sinnvoll, aber nur, wenn es die Ausgangswerte zulassen. Bei über 60-Jährigen ist unabhängig vom Ausmaß des kardiovaskulären Risikos eine Senkung auf unter 140 mmHg angemessen."
Wer es gar nicht erst zum Bluthochdruck kommen lassen möchte, kann vorsorgen: Ein gesunder Lebensstil sowie eine ausgewogene Ernährung senken das Risiko, später einmal an Hypertonie zu erkranken. Dörffel rät zu regelmäßigem Ausdauersport und drei Portionen Obst täglich. AZ/dpa
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