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Higgs-Boson: Das "Gottesteilchen" lässt Physiker weinen

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Higgs-Boson: Das "Gottesteilchen" lässt Physiker weinen

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    Ist das lang gesuchte Higgs-Boson gefunden? Sogar nüchterne Physiker ließen ihren Tränen freien Lauf: Das Kernforschungszentrum Cern hat am Mittwoch in Genf die Entdeckung eines neuen Partikels bekannt gegeben, bei dem es sich offenbar um das lang gesuchte „Gottesteilchen“ Higgs-Boson handelt. Nach ihm war seit Jahrzehnten gesucht worden, seine mögliche Entdeckung gilt als Jahrhundert-Sensation. Haben Forscher das Gottesteilchen gefunden?

    Higgs-Boson: Wirklich gefunden?

    Es sei ein Teilchen gefunden worden, das dem „lange gesuchten Higgs-Boson ähnelt“, erklärte das Cern. Allerdings sei noch nicht gewiss, ob es sich bei dem Fund um das Higgs-Boson handelt. „Als Laie würde ich sagen, wir haben es, aber als Wissenschaftler muss ich fragen: Was haben wir?“, sagte Cern-Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer.

    Beweist die Existenz von Materie im Universum

    Die Physiker geben die Sicherheit einer Erkenntnis in Sigma an. Dass es sich bei dem nun gefundenen Teilchen um das lange gesuchte Higgs-Boson handelt, steht laut Cern mit einer Sicherheit von 4,9 Sigma fest. Deshalb sprechen die Forscher von einer „Entdeckung“. Der Begriff „Beweis“ würde ab fünf Sigma fallen.

    Der Nachweis, dass das Higgs-Boson existiert, ist von großer Bedeutung. Denn das Teilchen ist eine wesentliche Voraussetzung für die Existenz von Materie im Universum. Nach Vorstellung der Physiker durchzieht das Higgs-Feld das Universum wie ein unsichtbarer Sirup. Die Teilchen reiben sich daran, verbinden sich miteinander und bekommen so Masse. Dieses Feld zeigt sich den Physikern über das Higgs-Boson.

    So, als ob bei einem Fest plötzlich ein Star auftaucht

    Um auch Laien den Higgs-Mechanismus zu erklären, bedienen viele Physiker gerne einen Vergleich – und erzählen die Geschichte einer Cocktail-Party. Auf dieser Party stehen die Gäste zufällig und etwa gleichmäßig verteilt im Raum. Dann betritt, plötzlich, eine berühmte Person das Zimmer. Schlagartig versammeln sich alle Gäste um diesen Star. Geht er weiter, wenden sich die Hinterleute ab, weiter vorne bildet sich aber eine neue Menschentraube. Zu denen hat sich die Anwesenheit der Berühmtheit längst rumgesprochen, sie tuscheln über ihre Anwesenheit. Dieses Getuschel ist der Grund dafür, dass die einzelnen Teile der Party sich auf eine bestimmte Art anordnen. Dieses Getuschel ist das Higgs-Boson.

    Der Namensgeber Peter Higgs war bei der Verkündung dabei

    Bisher gingen Wissenschaftler von seiner Existenz aus, konnten sie aber nicht nachweisen. Damit stellten sie die Gültigkeit ihrer Forschungsarbeit aufs Spiel. „Wenn es das Higgs-Boson nicht geben würde, würde vieles plötzlich unlogisch werden, was wir über Elementarteilchen zu wissen glauben“, sagt Physiker Gert-Ludwig Ingold von der Universität Augsburg. Die wichtigste Theorie, das Standardmodell, wäre plötzlich falsch, erläutert Ingold.

    Peter Higgs hört  zu

    Der britische Professor Peter Higgs, der 1964 zusammen mit Kollegen die nach ihm benannte Theorie aufstellte, hörte im Saal am Cern freudig zu. Der 83-Jährige wollte keine großen Kommentare abgeben, meinte aber zur neuen Entdeckung: „Es ist wirklich unglaublich, dass dies während meiner Lebenszeit geschehen ist.“ Das habe er nicht erwartet. „Ich sollte meine Familie bitten, ein wenig Champagner kalt zu stellen.“

    Der belgische Physiker François Englert erklärte: „Ich möchte nur sagen, dass meine Gedanken bei Robert Brout sind.“ Brout war im Mai 2011 gestorben. Er und Englert hatten unabhängig von Higgs wichtige Arbeit zu der Theorie geleistet. Durch die neue Entdeckung gelten die an der Theorie beteiligten Forscher als Kandidaten für den kommenden Nobelpreis. (afp, dpa, bbü)

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