Der Blütenstaub, der vielen Menschen mit Heuschnupfen zu schaffen macht, wird nach dem langen Winter verstärkt fliegen. Davon gehen Experten aus. Die Kälte habe die Blüte vieler Bäume verzögert, sagt der Jenaer Lungenmediziner Professor Claus Krögel. „Das kommt in den nächsten ein, zwei Wochen nun mit geballter Kraft, sodass Allergiker besonders stark zu leiden haben.“
Heuschnupfen: Birken-Pollen fliegen verstärkt
Anders als Gräser, die Spätblüher sind und immer ungefähr zur selben Zeit blühen, reagieren Frühblüher wie die Birke auf den Winter, erklärt Professor Jeroen Buters vom Zentrum für Allergie und Umwelt in München (ZAUM). Die Birke, die üblicherweise Mitte April blühe, müsse jetzt „aufholen“. Es werde wohl nicht mehr Pollen geben als sonst, sie würden aber in kürzerer Zeit freigesetzt. Mit dem Höhepunkt des Birkenpollen-Flugs sei in einigen Tagen zu rechnen.
Was an einem Tag jedoch wirklich fliege, sei abhängig vom jeweiligen Wetter. Zudem verweist Buters darauf, dass Pollen nur die Träger von Allergenen, also allergieauslösenden Substanzen, sind. Und die Zahl der von ihnen abgegebenen Allergene könne nicht nur von Jahr zu Jahr, sondern auch von Tag zu Tag stark schwanken. Viel Pollen in der Luft seien nicht unbedingt gleichbedeutend mit besonders viel Allergenen.
Symptome von Heuschnupfen nicht auf leichte Schulter nehmen
"Die Symptome von Heuschnupfen sollte man auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen", raten die heimischen Apotheker. Bei dem Verdacht auf eine Allergie solle auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden, denn Heuschnupfen sei eine ernst zunehmende Krankheit.
Schwere und Risikopotenzial des Heuschnupfens werden oft unterschätzt, doch das kann Folgen haben: Wird der Heuschnupfen nicht erkannt und behandelt, kommt es möglicherweise zu einem sogenannten Etagenwechsel. Das heißt, der Heuschnupfen verlagert sich auf die Bronchien und führt zu allergischem Asthma. Die Zahl der Allergie auslösenden Stoffe kann von Jahr zu Jahr zunehmen. Ein lästiger Schnupfen kann auf diese Weise nicht mehr nur ein paar Wochen anhalten, sondern auch ein ganzes Jahr.
Allergietest bei Heuschnupfen wichtig
So schützen Sie sich gegen Pollen
Beim Betreten der Wohnung sollte man die Kleidung wechseln.
Allergiker sollten sich vor dem Schlafengehen die Haare mit Wasser ausspülen.
Die Pollenbelastung ist nicht überall gleich: Erreicht sie ihr Maximum auf dem Land in den frühen Morgenstunden, ist sie in der Stadt hingegen erst abends am stärksten. Experten empfehlen daher, das Schlafzimmer nachts zu lüften, die Fenster am frühen Morgen zu schließen und auch tagsüber geschlossen zu halten.
Hilfreich ist auch ein Fensterschutz, ebenso wie ein Lüftungsfilter im Auto.
Sport im Freien sollten Allergiker vermeiden.
Wäsche sollte nicht an der frischen Luft getrocknet werden, weil sich sonst die Pollen überall festsetzen.
Bei ihrer Urlaubsplanung sollten sich Allergiker am Pollenkalender orientieren. Eine Ferienreise ist dann am günstigsten, wenn zu Hause der jeweils allergieauslösende Pollen «Hochsaison» hat. Vor allem in den Hochgebirgen und am Meer, wo es reichlich pollenarme Luft gibt, können Allergiker durchatmen.
Werden die Beschwerden dennoch zur Qual, helfen Medikamente. Antiallergisch wirkende Antihistaminika werden bei akuten Symptomen eingesetzt, haben aber häufig auch unerwünschte Nebenwirkungen. Es gibt sie als Nasenspray oder Augentropfen sowie als Tabletten und Tropfen.
Bei stärkerem Heuschnupfen kann der Arzt kortisonhaltige Mittel verordnen. Gut wirksam ist die sogenannte Grastablette. Studien zufolge kann die Allergietablette Heuschnupfensymptome deutlich senken.
Auch die Wirksamkeit von Akupunktur bei der Behandlung von Allergien und Asthma ist belegt.
Eine ständig gereizte Nasenschleimhaut ist für Infektionen besonders anfällig. Entzündungen könnten sich auf die Nasennebenhöhlen oder das Mittelohr ausweiten. Die Folge: Chronische Kopfschmerzen, Hörschäden und eine allgemeine Schwächung der Immunabwehr. Für den Betroffenen ist es deshalb wichtig zu wissen, auf welche Pollen er reagiert. Ein Allergietest beim Arzt kann dies klären.
In manchen Fällen hilft aber nur noch die Flucht vor den Pollen. Mithilfe eines Pollenflugkalenders oder dem Pollenwarndienst lässt sich feststellen, wann bestimmte Pollen fliegen. An sonnigen, windreichen Tagen sollte dann der Aufenthalt im Freien, besonders auf Wiesen und Feldern vermieden werden.
Wovon die Freisetzung von Allergenen abhänge, wisse man noch nicht genau; die Forschung hierzu sei noch relativ jung. In einer großen internationalen Studie, an der auch das ZAUM und Buters beteiligt sind, wird der Zusammenhang zwischen Pollenflug, Allergenbelastung und tatsächlich auftretenden Allergie-Symptomen bei Heuschnupfen-Opfern erforscht. AZ/dpa