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HPV-Impfung: Humane Papillomviren: Brauchen auch Jungen eine HPV-Impfung?

HPV-Impfung

Humane Papillomviren: Brauchen auch Jungen eine HPV-Impfung?

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    Ist eine Impfung gegen die krebsauslösenden Humanen Papillomviren auch für Jungen sinnvoll? Experten sind sich nicht einig.
    Ist eine Impfung gegen die krebsauslösenden Humanen Papillomviren auch für Jungen sinnvoll? Experten sind sich nicht einig. Foto: Patrick Pleul (dpa)

    Humane Papillomviren (HVP) können bei Mädchen und Frauen unter anderem Gebärmutterhalskrebs auslösen - bei ihnen ist die Impfung relativ gängig. Doch was ist mit den Jungs? Schließlich können HPV auch bei Männern Krebs hervorrufen. Der Impfstoff gegen Humane Papillomviren ist schon seit zehn Jahren in Europa zugelassen. Doch in der Fachwelt sorgt er noch immer für Streit. Unter Experten hat sich eine intensive Debatte entzündet. 

    Der geistige Vater des Impfstoffs, Harald zur Hausen, setzt sich schon länger für die Impfung beider Geschlechter ein. "Ich halte es für sinnvoll, Jungen zwischen 9 und 14 Jahren vor Einsetzen der sexuellen Aktivität zu impfen", sagt der Medizin-Nobelpreisträger. Die Impfung schütze Sexualpartner davor, sich gegenseitig anzustecken.

    Humane Papillomviren können Krebs auslösen

    Zur Hausen arbeitet am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg, das als Co-Patentinhaber an den Verkaufserlösen des Impfstoffs beteiligt ist. Kritiker bemängeln die hohen Kosten: Für einen vollständigen HPV-Impfschutz - es sind mehrere Pikser nötig - kommen in Deutschland derzeit zwischen 320 Euro und 480 Euro zusammen. 

    Bislang übernehmen die Krankenkassen die Kosten nur für Mädchen. Laut Robert Koch-Institut lässt sich in Deutschland noch nicht einmal jedes zweite gegen HPV impfen. Das sei zu wenig, als das auch ungeimpfte Männer vor Ansteckung geschützt seien, argumentieren Befürworter der HPV-Immunisierung von Jungen.

    HPV-Impfung bei Jungen: starke Nebenwirkungen sind möglich

    "Die HPV-Impfung verursacht immense Kosten für unser Gesundheitssystem, die an anderer Stelle eingespart werden müssen, zum Beispiel beim Krankenhauspersonal", kritisiert stattdessen der Münchner Kinderarzt Martin Hirte. Eine HPV-Impfempfehlung für Jungen sieht er kritisch, da er den Nutzen als gering einstuft. Es könnten außerdem starke Nebenwirkungen auftreten, etwa chronische Schmerzen und Kreislaufschwäche. Zur Hausen hingegen spricht von sehr geringen Risiken: Auf etwa 100 000 Impfdosen komme eine heftige allergische Reaktion.

    Humane Papillomviren: Symptome, Impfung, Krebsrisiko

    Humane Papillomviren, abgekürzt als HPV, sind Erreger, die Zellen der Haut- und/oder der Schleimhaut infizieren.

    Die meisten Erwachsenen sind vermutlich schon mit HPV in Kontakt gekommen. In Studien zeigte sich, dass sich das Virus bei etwa der Hälfte aller sexuell aktiven jungen Frauen und ebenso bei der Hälfte der Männer nachweisen ließ.

    Meistens verursachen humane Papillomviren keine Symptome. Einige Typen sind für die Entstehung von gewöhnlichen Hautwarzen verantwortlich - zum Beispiel in Gesicht, Händen und Füßen, aber auch Geschlechtsteilen und After.

    Je nach Virustyp kann eine HPV-Infektion aber auch zu auffälligen Gewebeveränderungen führen. In seltenen Fällen kann daraus ein bösartiger Tumor bzw. Krebs entstehen. Die häufigste Erkrankung ist dann meist Gebärmutterhalskrebs.

    Die Ansteckung mit genitalen HPV erfolgt über Kontakt mit infizierten Haut- oder Schleimhautpartien, der Hauptübertragungsweg ist Geschlechtsverkehr. Nicht eindeutig geklärtist bislang, ob HPV auch auf nicht-sexuellem Weg übertragbar ist - zum Beispiel durch verunreinigte Gegenstände, wie Toiletten, Handtücher oder Seife.

    Bislang gibt es keine medikamentöse Behandlungsmöglichkeit. Es existieren aber effektive Methoden zur Früherkennung und Therapie HPV-bedingter Erkrankungen

    Kondome schützen nur bedingt vor einer Ansteckung mit HPV, da sie nicht immer alle infizierten Hautpartien vollständig abdecken.

    Seit 2007 gilt in Deutschland die offizielle Empfehlung für Mädchen zwischen zwölf und siebzehn Jahren, sich gegen humane Papillomviren impfen zu lassen. Ist die Infektion bereits erfolgt oder sind schon Krankheitszeichen aufgetreten, nützt die Impfung nach bisherigem Kenntnisstand nichts.

    HPV-Impfung bei Jungs bezeichnen einige Ärzte als teuer und ineffektiv

    Zwar ist belegt, dass Humane Papillomviren am Gebärmutterhals Schaden anrichten, ob eine flächendeckende Impfung aber das richtige Mittel ist, um den Krebs zu bekämpfen, sehen manche Ärzte kritisch. "Impfungen sind nur ein Aspekt von Krankheitsvorsorge und nicht immer der kostengünstigste, schonendste und effektivste", sagt Hirte, der ein Buch zur HPV-Impfung veröffentlicht hat. Die Impfung von Jungen bezeichnet er darin als "teuer und ineffektiv".

    Ganz anders sieht das der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Jan Leidel. "Mittlerweile wissen wir, dass HPV nicht nur Gebärmutterhalskrebs, sondern auch Analkrebs, Peniskrebs, Vulvakrebs, Vaginakrebs und Krebsformen im Mund-Rachen-Bereich machen kann." Bei Männern, die Sex mit Männern hätten, sei Analkrebs fast so häufig wie Gebärmutterhalskrebs bei Frauen. Für Mädchen empfiehlt die Stiko den Pikser seit 2007. Für Jungen gibt es von der Kommission bislang keine Empfehlung. Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich aber mit dem Thema.

    Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen erbrachte Anfang der 1980er Jahre den Nachweis, dass sogenannte Humane Papillomviren (HPV) Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Damit schuf der heute 80-Jährige die Voraussetzung für die Entwicklung eines Impfstoffes, der seit 2006 auf dem europäischen Markt zugelassen ist. "Anfangs war die Skepsis außerordentlich groß", sagt der Krebsvirenforscher rückblickend.

    Bis Anfang der 1980er Jahre hielt man Herpesviren für die Verursacher von Gebärmutterhalskrebs. Zur Hausen, der für seinen wissenschaftlichen Spürsinn und seine Beharrlichkeit bekannt ist, widerlegte diese These. "Harald war schon immer ein kluger Stratege und in seinen Experimenten kam meistens genau das raus, was er vorhergesagt hatte", sagt sein langjähriger Wegbegleiter und Freund Volker Diehl, selbst ein renommierter Krebsforscher.

    Zur Hausen leitete bis 2003 das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. 2008 erhielt er den Nobelpreis für Medizin. Der Krebsforscher Werner Franke hatte zur Hausen Anfang der 1980er Jahre ans DKFZ geholt - er sei der Wunschkandidat gewesen.

    Noch heute ist der rüstige Nobelpreisträger beinahe täglich in seinem Heidelberger Büro. Er hat ein neues Krebsrisiko ausgemacht: Rindfleisch. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern sucht er nach Viren, die mit der Entstehung von Brust- und Dickdarmkrebs in Verbindung stehen. "Eines Tages werden wir unsere Milchkühe vielleicht gegen diese Erreger impfen können", sagt der Mediziner. Er ist selbst kein Vegetarier, meidet aber rohes Rindfleisch.

    dpa

    Die häufigsten Krebsarten in Deutschland

    Prostatakrebs: Er ist mit rund 65.000 Neuerkrankungen jährlich der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Über 12.000 Männer sterben pro Jahr daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 94 Prozent. Risikofaktoren: Männliche Geschlechtshormone sind mit dafür verantwortlich; genetische Vorbelastung.

    Darmkrebs nennt man alle Krebserkrankungen, die den Dickdarm, den Mastdarm oder den After betreffen. Mit 16 Prozent ist er die zweithäufigste Krebsart und mit zwölf bis 14 Prozent die zweithäufigste Krebstodesursache. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 53 und 63 Prozent. Risikofaktoren sind Übergewicht, Bewegungsmangel, ballaststoffarme und fettige Kost, Alkohol, Tabak, erbliche Vorbelastung. Vorsorge ist ab dem 50. Lebensjahr kostenlos.

    Lungenkrebs ist in Deutschland sowohl für Männer als auch für Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung. 32.500 Männer und 14.600 Frauen erkranken jährlich daran. Die Prognose für diesen Krebs ist nicht gut: 26 Prozent der erkrankten Männer und zwölf Prozent der Frauen sterben daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 13 und 17 Prozent bei Männern, zwischen 13 und 19 Prozent bei Frauen. Risikofaktoren sind Rauchen, Asbest- oder Radonbelastung. Obst und Gemüse wirken sich schützend aus.

    Brustkrebs (bei Frauen) Über 60.000 Frauen erkranken daran. Im Schnitt sind sie dann 64 Jahre alt. Seit 1990 geht die Zahl der Erkrankten zurück. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 87 Prozent. Risikofaktoren sind Kinderlosigkeit, ein höheres Alter bei der ersten Geburt, der späte Eintritt in die Wechseljahre, Einnahme der Pille, Alkohol, Rauchen, Bewegungsmangel.

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