Grippewelle: Aktueller Stand, Fragen und Antworten rund um Influenza
Zwar ist die Grippewelle 2018/2019 in Deutschland noch nicht offiziell vorbei, doch ein Ende ist eindeutig in Sicht. Das bestätigen nicht zuletzt die jüngsten Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI).
In der Wintersaison gibt die Arbeitsgemeinschaft Influenza von der 40. Kalenderwoche bis zur 20. Kalenderwoche des Folgejahres wöchentlich neue Statistiken zu den Influenza-Erkrankungen in Deutschland bekannt. Aktuell sind die Zahlen zur 16. Meldewoche (13. bis 19. April 2019) aufzufinden: Demnach wurden nach Infektionsschutzgesetz 823 labordiagnostisch bestätigte Fälle übermittelt. In den Wochen zuvor ist die Zahl stetig abgesunken, in der Woche zuvor waren es etwas über 2600 Fälle.
Damit müsste die Grippewelle 2018/19 bis Mitte Mai abklingen. Dennoch wurden bundesweit seit Beginn der Grippewelle über 179.000 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle und 827 Todesfälle registriert.
Wie viele Menschen sind während der vorherigen Grippewelleerkrankt?
Die vergangene Grippewelle 2018 war nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) die stärkste seit 2001 in Deutschland. "Geschätzte neun Millionen Menschen sind wegen einer Influenza-Erkrankung zum Arzt gegangen", sagte Forscherin Silke Buda vom RKI. "Das waren noch einmal zwei Millionen Menschen mehr als während der starken Grippewellen 2012/13 und 2014/15".
Wann startet eine Grippewellenormalerweise?
Die jährliche Grippewelle beginnt meistens im Zeitraum Dezember/Januar und dauert dann drei bis vier Monate. Ihren Höhepunkt wird die Grippewelle 2018/2019 demnach in diesen Wochen erreichen.
Wie gefährlich könnte die aktuelle Grippewelle werden?
Das kann noch nicht eindeutig gesagt werden. Die Stärke der Wellen kann von Jahr zu Jahr erheblich schwanken. Früher wechselten sich starke und schwache Jahre oft ab. In den vergangenen Jahren gab es laut RKI mehrere heftige Wellen hintereinander. aktuell sieht es so aus, als verlaufe die laufende Grippewelle etwas schwächer.
Grippe: Symptome erkennen
Die Erreger der Influenza sind Viren, die Wissenschaftler in die Typen A, B und C unterteilen. Für Menschen sind die saisonal auftretenden Influenza A- und B-Viren besonders relevant. Sie können durch winzige Tröpfchen - ein Niesen reicht schon - übertragen werden. Tückisch ist vor allem, dass Grippeviren einzelne ihrer Gensegmente schnell verändern können.
Die Übertragung von Influenza-Viren erfolgt überwiegend durch Tröpfchen, die insbesondere beim Husten oder Niesen entstehen und über eine geringe Distanz auf die Schleimhäute der Atemwege von Kontaktpersonen gelangen. Es gibt zudem Hinweise auf eine Übertragung auf dem Luftweg durch Tröpfchenkerne, die noch kleiner sind.
Darüber hinaus ist eine Übertragung der Grippe auch durch direkten Kontakt der Hände zu Oberflächen, die mit virushaltigen Sekreten kontaminiert sind, und anschließendem Hand-Mund- und Hand-Nasen-Kontakt möglich – etwa durch Händeschütteln.
Macht eine Grippe-Impfung Sinn?
"Mehr Impfungen würden eindeutig mehr Erkrankungen verhindern", sagt Silke Buda vom Robert Koch-Institut (RKI). Bereits für die Saison 2016/17 geht das RKI von 22.900 Todesfällen durch Grippe in Deutschland aus. "Die vergangene Welle könnte sogar noch darüber liegen", so die Expertin.
Für welchen Personenkreis ist eine Influenza-Impfung sinnvoll?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für alle Menschen über 60, für chronisch Kranke jeden Alters, für Schwangere sowie für Medizin- und Pflegepersonal. Die Deutsche Herzstiftung rät vor allem Herzpatienten zur Grippeschutzimpfung, da sie durch die Vorerkrankung besonders gefährdet sind. Außerdem wird Patienten über 60 Jahren zu einer Impfung gegen Pneumokokken geraten.
Wann sollte man sich impfen lassen?
Sinnvoll sind Grippeimpfungen vor allem im Oktober und im November. Denn bis sich der Impfschutz vollständig aufbaut, vergehen zehn bis 14 Tage.
Wie gut funktioniert die Impfung?
Bei jungen Erwachsenen kann eine Impfung eine Schutzwirkung von bis zu 80 Prozent haben. Ältere Menschen können ihr Risiko im Durchschnitt um rund die Hälfte senken – die Wirksamkeit liegt dann zwischen 40 und 60 Prozent. Eine Impfung gilt als bester Schutz, den es gegen Grippe gibt.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation arbeiten derzeit so viele Wissenschaftler wie nie zuvor an einem universellen Grippe-Impfstoff. Der WHO-Koordinator für Impfstoffe, Martin Friede, erklärte am Montag, 11. März, in Genf: "Ein universeller Grippe-Impfstoff ist der Heilige Gral." Bislang werden Impfstoffe jedes Jahr neu auf die jeweils kursierenden Virenstämme abgestimmt. Die WHO möchte mit einer neuen Grippe-Strategie in allen Ländern der Welt eine bessere Überwachung sich anbahnender Ausbrüche schaffen, um dann schneller helfen zu können. Allein die saisonalen Grippeausbrüche führen bis zu 650.000 Tote pro Jahr, so Ann Moen, die Expertin für Grippebereitschaft.
Wird die Grippe-Impfung für Schwangere empfohlen?
Ja, unbedingt. Der Vorteil ist, dass dann auch das Baby in den ersten Monaten einen Grippeschutz hat. "Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Influenza-Impfung allen Schwangeren ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel, bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens (z.B. Asthma oder Diabetes) ab dem 1. Schwangerschaftsdrittel", heißt es auf der Webseite der StiKo.
Was schützt sonst noch vor der Grippe?
Die Impfung ist trotz der von Saison zu Saison unterschiedlichen Wirksamkeit die wichtigste Schutzmaßnahme. Außerdem werden vor allem gründliches Händewaschen mit Seife und Abstandhalten zu Erkrankten empfohlen, um das Erkrankungsrisiko zu verringern. (AZ)