Dr. Ute Amann ist wissenschafliche Mitarbeiterin beim KORA-Herzinfarktregister in Augsburg und beim Helmholtz-Zentrum in Neuherberg bei München. Gemeinsam mit Kollegen untersuchte sie die Auswirkungen der Therapiestrategie auf das Überleben älterer Herzinfarkt-Patienten.
Welches Ziel haben Sie mit Ihrer Studie verfolgt?
Amann: Wir haben speziell 75- bis 84-jährige Infarktpatienten untersucht, weil es zur Therapie dieser Altersgruppe insgesamt nur wenige klinische Studien gibt. Dagegen weiß man, dass invasive Verfahren wie die Ballondilatation, also Aufdehnung verschlossener Gefäße, und Stentimplantation mittels Herzkatheter oder Bypass-Operation bei Jüngeren als Standardverfahren gelten, weil sie einen deutlichen Überlebensvorteil bieten.
Was kam bei den älteren Patienten heraus?
Amann: Unsere Daten zeigen, dass diese aufwendigen Verfahren, die sich bei den jungen Patienten bewährt haben, auch bei den älteren Erfolg versprechend sind im Hinblick auf das Überleben in den ersten 28 Tagen nach dem Ereignis. Außerdem haben wir gesehen, dass der Anteil der älteren, die solch einem aufwendigen Verfahren unterzogen werden, mit 62 Prozent sehr hoch ist, deutlich höher als in anderen europäischen Ländern oder in den USA. Das spricht für die Qualität der Behandlung in Deutschland beziehungsweise in der Region.
Gab es Gruppen, die besonders von der invasiven Therapie profitierten?
Amann: Ja, gerade die Gruppe mit weniger schweren Infarkten, die bei älteren Patienten den größten Anteil ausmacht.
Was ist Ihre „Botschaft“ für Laien?
Amann: Auch ältere Herzinfarkt-Patienten sollten sehr schnell ins Krankenhaus kommen, nachdem sich erste Infarkt-Symptome gezeigt haben, weil es wichtig ist, die invasiven Verfahren frühzeitig einzusetzen. Je länger man wartet, desto weniger Erfolg versprechend sind sie. Man geht davon aus, dass diese Verfahren bei jüngeren Patienten maßgeblich dazu beigetragen haben, die Herzinfarkt-Sterblichkeit zu senken – und das trifft nach unseren Ergebnissen wohl auch auf die älteren Patienten zu.