In der Arbeit folgt Termin auf Termin, Privat erinnern soziale Netzwerke und Kurznachrichten an Termine oder zeigen die Lebenserfolge in Form von Reisen, Events und anderen fotografischen Momentaufnahmen von Bekannten, Freunden und Familie. Models verkörpern dank Photoshop oft unnachahmbare Körperideale. Kaum noch Pausen und ständiger Wettkampf - dieser anhaltende Stress kann die seelische Gesundheit angreifen, warnen Psychiater. Die Experten fürchten, dass der aktuelle Lebensstil die Psyche gefährdet.
Psychiater: Stressfaktoren besser erforschen
Zehn Alltags-Tipps gegen Stress
Sie leiden unter Stress? Hier zehn Tipps, mit dem Sie ganz einfach dem ständigen Druck besser widerstehen:
Schluss mit dem Perfektionismus: Machen Sie das Wichtige so gut Sie können. Viele E-Mails und Aufträge kann man dagegen kurz und bündig abarbeiten: Sie fressen nur Zeit.
Nervenden Kollegen ausweichen: Gespräche und Small Talk sind wichtig. Nerven aber die Kollegen stundenlang mit Belanglosem, hilft ein freundliches: „Entschuldige, ich muss jetzt aber arbeiten!“ Lassen Sie sich von Gerüchten und Lästereien nicht anstecken.
Kurz Pause machen: Genießen Sie das Mittagessen oder die fünf Minuten Kaffeepause. Schauen Sie auch mal kurz aus dem Fenster.
Keine Arbeit nach Hause nehmen: Nur im Notfall Arbeit mit nach Hause nehmen. Meist haben die Dinge auch einen Tag Zeit.
Hausarbeit planen: Nach der Arbeit zu bügeln, zu putzen und das Auto zu waschen ist zu viel. Meist reicht eine Aufgabe pro Tag.
Ein Bad nehmen: Ein Lavendel-Entspannungsbad, ein Besuch in der Sauna oder ein Spaziergang wirken manchmal Wunder.
Freunde und Familie: Reden Sie mit ihren Lieben kurz über Ihre Probleme. Die sehen die Dinge oft viel entspannter!
Sport treiben: Ob Joggen, Schwimmen oder Ballsport – es gibt kaum Besseres, um Stress abzubauen. Freilich soll der Sport nicht krampfhaft auf einer To-Do-Liste stehen, sondern Spaß machen. Sonst entsteht neuer Stress.
Einmal nicht erreichbar sein: Einfach mal am Wochenende einige Stunden das Handy ausschalten.
Hobbys pflegen: Ob Malen, Gartenarbeit oder am Auto basteln – Hobbys geben dem Leben Sinn. (mke)
Am Donnerstag forderten Psychiater in Berlin eine bessere Erforschung der modernen Lebensumstände als Risikofaktor. "Alle sind leistungsfähig, schön und jung und möchten das möglichst lange bleiben. Das hat Folgen im Verhalten der Menschen", sagte Iris Hauth, die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) am Rande des Jahreskongresses der Fachgesellschaft. Dadurch entstehen Risikofaktoren für die menschliche Psyche, fürchtet sie.
Hauth sieht Möglichkeiten zur Vorbeugung einer Schädigung der Psyche durch permanenten Stress, auch zur Therapie. Ihre Befürchtungen zur Auswirkung der Lebensumstände spiegelt sich aber nur bedingt in aktuellen Zahlen wieder. Hauth gibt an, dass Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen und Abhängigkeiten in den vergangenen 15 Jahren nicht zugenommen hätten, dafür aber die Zahl der Befindlichkeitsstörungen, die nicht psychiatrisch diagnostiziert werden.
Stress führt immer häufiger zu Befindlichkeitsstörungen
Gegen Stress: So schalten Sie nach der Arbeit ab
Vielen Berufstätigen fällt es schwer, nach der Arbeit abzuschalten. Dabei ist gerade das wichtig, um den Stress aus dem Job loszuwerden. Hier gibt es Tipps, wie man den Kopf freikriegt.
«Der Trick ist, nach der Arbeit erst einmal eine halbe Stunde ganz etwas anderes zu machen», rät der Psychologe Prof. Dirk Windemuth.
Wer viel im Büro arbeitet, sollte sich nach der Arbeit körperlich betätigen. «Mindestens eine halbe Stunde sollten Arbeitnehmer sich nach ihrem Job bewegen, um auf andere Gedanken zu kommen.»
Der Trick ist, sich zu Hause erst gar nicht hinzusetzen. Windemuth empfiehlt, zu Hause gleich die Sportschuhe anzuziehen und loszulaufen.
So lange der Alkoholkonsum nicht ausartet, ist es in Ordnung, sich zur Entspannung ein Feierabendbier oder ein Glas Wein zu genehmigen.
Das beste Mittel gegen Stress ist es, nach der Arbeit Freunde zu treffen oder Zeit mit der Familie zu verbringen.
Ein Tabu sollte es sein, nach der Arbeit weiter dienstliche E-Mails zu beantworten oder berufliche Telefonate zu führen, wenn Beschäftigte nicht dazu verpflichtet sind.
Wie sich der Stress der modernen Lebensumstände auf die Psyche auswirkt, zeigt sich laut Hauth in verschiedenen Dingen. So gebe es etwa zunehmend junge Menschen, die wegen Prüfungsstress oder Problemen in der Partnerschaft in die Notaufnahme kommen. Eltern, die ihren Kindern zur Ruhigstellung Tabletten verabreichen, Frauen, die Körperbildstörungen entwickeln. Und dass all diejenigen, die Gehirndoping betreiben - bis zu fünf Prozent der Berufstätigen, unter Studierenden vermutlich mehr.
Wie gut jemand mit Stress zurechtkommt, ist eine Frage der persönlichen Verfassung. Vor allem Menschen mit zu wenig Selbstwertgefühl seien gefährdet, durch den Druck zur Selbstoptimierung die Psyche zu belasten. Jeder kann selbst etwas tun, um die Gesundheit der Psyche zu bewahren. Etwa mehr Muße haben: "Auch einmal nichts zu tun, ist für die Gesundheit des Gehirns unglaublich hilfreich", betont Hauth. Soziale Kontakte wirken sich ebenfalls positiv aus. dpa/sh