Ein Forscherteam der John-Hopkins-Universität in Maryland hat eine Langzeitstudie zum Rotwein-Inhaltsstoff Resveratrol in der Fachzeitschrift "JAMA International Medicine" veröffentlicht. Der gesundheitsfördernde Effekt des Stoffs wurde in der Studie mit fast 800 älteren Menschen aber nicht bestätigt.
Resveratrol ist außer in Rotwein auch in Erdnüssen und Schokolade zu finden und ist auch als Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt. Er soll zahlreichen Studien zufolge gegen Entzündungen und zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs helfen. Die Studie aus Maryland stieß auf unterschiedliche Reaktionen.
Resveratrol-Studie: Ist Rotwein doch nicht so gesund?
Neun Jahre lang beobachtete das Forscherteam 783 Frauen und Männer aus zwei Dörfern in einem Weinanbaugebiet in der Toskana (Italien). Dabei untersuchten sie Urinproben unter anderem auf Resveratrol und ließen sich Angaben zu Ernährung und Gesundheit machen. Alle Teilnehmer waren bei der ersten Erhebung älter als 64 Jahre.
Um langfristige Effekte feststellen zu können, bestellten die Wissenschaftler die Frauen und Männer jeweils nach drei, sechs und neun Jahren ein. Die Teilnehmer nahmen der Studie zufolge Resveratrol hauptsächlich über Wein auf.
Neun Jahre nach der ersten Untersuchung waren 34,2 Prozent der Teilnehmer tot. Die Gestorbenen waren im Durchschnitt älter, bewegten sich weniger, waren eher zuckerkrank und litten vermehrt an chronischer Nierenentzündung und Herzschwäche. Der Anteil der Raucher unter den Verstorbenen war leicht erhöht, mäßiger Alkoholkonsum wirkte sich den Wissenschaftlern zufolge nicht aus.
Forscher sind geteilter Meinung, was Rotwein-Stoffe angeht
Die Menge an aufgenommenen Resveratrol spielte allerdings ebenfalls keine messbare Rolle. Auch unter denjenigen, die nach neun Jahren noch lebten, waren Probanden mit einem hohen Resveratrol-Wert im Schnitt nicht gesünder. Daraus kann gefolgert werden, dass der Rotwein-Inhaltsstoff nicht so gesundheitsfördernd ist, wie bislang oft angenommen.
"Die Studie ist aus meiner Sicht sehr gut geplant und sehr viele Parameter wurden untersucht. Da kann man überhaupt nichts sagen", meinte ein emeritierte Pharmakologie-Professor der Universität Heidelberg, Björn Lemmer.
Professor Huige Li von der Universitätsmedizin im Mainz sieht das anders. Die Menge an Wirkstoff in einem Liter Rotwein sei rund 100 Mal geringer als in üblichen Resveratrol-Pillen. Im Prinzip sei bei der aufwendigen Studie lediglich die gesundheitsfördernde Wirkung des Weintrinkens untersucht worden. sh,dpa