In den hochentwickelten Industrieländern ist die Missbrauchsquote am höchsten, belegen mehrere Studien, die das britische Wissenschaftsmagazin "The Lancet" veröffentlicht hat. Illegale Drogen spielen für den Gesundheitszustand der Bevölkerung inzwischen eine ähnlich große Rolle wie der Missbrauch von Alkohol.
"Lancet" stützt sich auf insgesamt drei Studien. Die erste stammt von den australischen Forschern Louisa Degenhardt und Wayne Hall, eine zweite vom Briten John Strang. Die dritte Untersuchung hat der Melbourner Professor Robin Room verfasst.
Der tatsächliche Konsum von illegalen Drogen sei nie genau zu schätzen, weil naturgemäß keine offiziellen Zahlen existieren könnten. Dennoch gehen die Wissenschaftler Hall und Degenhardt davon aus, dass weltweit allein zwischen 125 und 203 Millionen Menschen Cannabisprodukte wie Haschisch oder Marihuana einnehmen. Andere Drogen wie Kokain oder Opiate (Heroin) liegen mit bis zu 21 Millionen Konsumenten deutlich dahinter. Weltweit gibt es demnach zwischen 11 und 21 Millionen Menschen, die sich Rauschgift spritzen. Insgesamt gehen die Forscher von 149 bis 271 Millionen Menschen aus, die illegale Drogen nehmen.
Solche Drogen scheinen in Australien und Neuseeland durchaus beliebt zu sein - allein 15 Prozent der 15- bis 64-Jährigen nehmen dort Cannabis, schreiben die Wissenschaftler unter Berufung auf Zahlenmaterial der Vereinten Nationen. Opiate seien dagegen im Nahen Osten besonders nachgefragt. Diese Drogen seien für die Volksgesundheit die gefährlichsten: Jeder vierte Konsument werde lebenslang abhängig, es bestehe die Gefahr von Todesfällen durch Überdosen, hinzu komme das Risiko der Übertragung schwerwiegender Virusinfektionen wie Aids.
Strangin beklagt einen großen Mangel an politischem Vermögen im Umgang mit dem Drogenproblem. "Ein Großteil der öffentlichen Debatte in der Drogenpolitik basiert auf nur minimalen Informationen aus der Wissenschaft", heißt es in dem Text. Insgesamt plädieren die Autoren der Studie für eine harte Hand gegen den Drogenkonsum: Hohe Preise und schnelle Bestrafungen könnten dem Drogenhandel und damit auch dem Konsum am ehesten empfindliche Schläge versetzen.
Internationale Verträge müssten sicherstellen, dass etwa Opiate nicht illegal, sondern nur in der Medizin als Schmerzmittel eingesetzt werden. Dies sei bisher etwa in ärmeren Ländern nicht ausreichend möglich, argumentiert Room. Immer wieder seien Schlupflöcher und Sonderklauseln in den Verträgen genutzt worden, um deren eigentlichen Sinn zu umgehen.
International werde derzeit ein Schwerpunkt in der Drogenbekämpfung auf Kriminalisierung gelegt, kritisiert Room, der seine Studie gemeinsam mit dem US-amerikanischen Forscher Peter Reuter verfasst hat. Die Politik vieler Staaten konzentriere sich oft auf extreme Bestrafungen, bis hin zur Todesstrafe. Das Problem sei nicht gelöst worden und werde zulasten der Konsumenten, nicht der Händler angegangen. (dpa)