Der Kieler Geografieprofessor Jürgen Newig hat nach einem Bericht des Magazins Spiegel eindeutige Hinweise auf einen Tsunami an der Nordseeküste vor mehr als 150 Jahren gefunden. Wie sich aus Augenzeugenberichten von Sylt, Wangerooge und Helgoland ergebe, wurden die Inseln am 5. Juni 1858 von einer Riesenwelle heimgesucht. Ohne Vorwarnung rollte diese an dem warmen, windstillen Sommertag auf die Küstenregion zu. Newig warnt im Spiegel: "So etwas kann jederzeit wieder passieren."
Riesenwelle wütete in Frankreich, England, den Niederlanden und Dänemark
Zehn Fakten zur Nordsee
Die Nordsee ist ein Schelfmeer im Nordwesten Europas, das sich trichterförmig zum Nordatlantik hin öffnet. Die durchschnittliche Wassertiefe beträgt 94 Meter.
Für Mittel- und Nordeuropa stellt die Nordsee eine bedeutende Handelsverbindung zum Weltmarkt dar. Den weltweit am stärksten befahrene Seeweg bilden südliche Nordsee und Ärmelkanal.
Seit den 70er Jahren werden dort Erdöl und Erdgas gefördert. Immer wieder kommt es seither zu unkontrollierten Ölaustritten, worunter das Ökosystem zu leiden hat.
Kommerzieller Fischfang hat den Fischbestand stark dezimiert. Vor allem Grundschleppnetze haben großen Schaden angerichtet. Durch verschiedene Schutzbestimmungen versucht man gegenzusteuern.
Die wichtigsten Flüsse, die in die Nordsee münden, sind Themse, Schelde, Maas, Rhein, Ems, Weser und Elbe.
Die südlichen Ufergebiete sind zum Teil stark von den Gezeiten beeinflusst. Weil die Küste sehr flach ist, zieht das Meer sich bei Ebbe zum Teil kilometerweit zurück, so dass faszinierende Wattlandschaften zurückbleiben, bis erneut die Flut einsetzt.
Im Norden gibt es sehr schroffe Küstenformen. Die Gletscher der letzten Eiszeit haben hier wunderschöne Fjordlandschaften hinterlassen.
Der Tourismus konzentriert sich vor allem auf die Küsten von Belgien, Holland, Dänemark und Deutschland. Schon im 19. Jahrhundert haben Kur-Urlauber die gesunde Nordseeluft gesucht und einige berühmte Seebäder hinterlassen.
Die berühmten Kurorte Westerland, Kampen und Wenningstedt befinden sich alle auf der nordfriesischen Insel Sylt. Regelmäßig bescheren ihr Sturmfluten Landverluste, weshalb die Zukunft der Insel ungewiss ist.
Die ostfriesische Insel Borkum ist offiziell anerkanntes Nordseeheilbad. Zusammen mit der angrenzenden Küste gehört Burkum teilweise zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.
Zusammen mit seinem Kollegen Dieter Kelletat hat der Forscher versucht, den Ursprung des Nordsee-Tsunamis ausfindig zu machen. Wie ihre Recherchen ergaben, wurde die Riesenwelle seinerzeit nicht nur an der deutschen Küste registriert. Berichte von dem ungewöhnlichen Naturereignis liegen auch aus Frankreich, England und den Niederlanden vor. Am heftigsten aber wütete die Welle in Dänemark, wo sie über sechs Meter hoch wurde.
Forscher: Tsunami-Risiko an der Nordseeküste größer als bislang gedacht
Die Forscher gehen davon aus, dass in früheren Jahrhunderten immer wieder Riesenwellen gegen die deutsche Küste brandeten. Kelletat: "Das Risiko von Tsunamis an der Nordseeküste ist größer als bislang gedacht - die Riesenwellen bedrohen eine Region, die jedes Jahr von Millionen Touristen besucht wird." dpa
Erdbeben, Tsunami und GAU: die japanische Katastrophe in Zahlen
Ein verheerendes Erdbeben und eine gewaltige Flutwelle führten am 11. März 2011 in Japan zum Atomunfall von Fukushima. Zahlen und Fakten zur Dreifach-Katastrophe, die die drittgrößte Industrienation der Welt überzog:
- Das Erdbeben mit der Stärke 9,0 ist das bisher schwerste in der Geschichte Japans. Es löst auch einen Tsunami aus. Mehr als 260 Küstenstädte wurden zum großen Teil zerstört.
- Die Naturkatastrophe fordert rund 15.800 Tote und mehr als 3700 Vermisste.
- Die zivilen Schäden der Dreifach-Katastrophe belaufen sich insgesamt auf etwa 160 Milliarden Euro.
- Die Katastrophenregion um Fukushima ist auf Jahrzehnte oder noch länger unbewohnbar. Mehr als 100 000 Menschen müssen ihre Heimat verlassen, Tausende leben noch immer in Notunterkünften.
- Über 10.000 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser fließen in den Ozean. Es gerät 168-mal mehr Cäsium 137 in die Umwelt als bei der Explosion der Hiroshima-Bombe.
- Nach Angaben des Fukushima-Betreibers Tepco wird es noch bis zu 40 Jahren dauern, bis das Kraftwerk vollständig gesichert ist. Rund 20 000 Arbeiter halfen bislang, die Reaktoren unter Kontrolle zu bringen.
- Alle zwei Millionen Bewohner der Katastrophenprovinz Fukushima sollen langfristig Gesundheitschecks unterzogen werden. dpa